Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite

massen er vor disem eben einen solchen casum zu Prag gehabt/ wie er dann in praesens und gegenwart aller Medicorum zu Königsberg sonderlich aber Herr Doct Ruegeri Hemsindes und Herr Licent. Krügers/ den patienten auff ein bret binden/ durch einen Schnitt/ 2 finger breit in die länge/ und vorgehender Application des Magnetischen pflasters/ erstlich die haut/ hernächst und peritonaeum darinn die därme verfasset/ eröffnen ließ/ darauff ward mit einer krummen nadel der magen auffwerts gezogen/ ein loch/ an den ort da die spize des messers sich ereignete/ hinein geschnitten/ und das messer also an der spize heraus gezogen/ da dann der magen gestraks wider zuschnapte/ und die wunden wider geheilet wurden. Dises alles verrichtete auff des obgedachten Medici vorsichtiges anordnen den 9. Julij Daniel Schwabe ein Stein- und Wund-Arzt/ da dann dem patienten in wärendem schneiden stetig Perlenwasser / und sonsten herzstärkungen gegeben wurden. Der schnitt geschahe auff der linken seiten under der kurzen Rippe. Es kam der König in Polen hieher/ um den patienten zu sehen/ da er dann um das messer anhielte/ welches ihm auch den 13. Feb. 1637. erstlich zugeschikt wurde. Anno 1641. ließ sich diser patient den ersten Sontag des Advents Dorotheam / Christoff Colben eines Bauers zu Grunewald tochter von Herren M. Jacobo Lettnero Pfarherren zu Landesberg ehelich anvertrauen/ allda er sich dann in der Vorstatt häuslichen nider ließ.

Grosse Pestilenz und hungersnoht. In disem jahr nam die teurung und Pestilenz so streng über hand/ daß vil leut/ die zuvor in gutem vermögen gewesen / und sich des bettlens geschämt/ hungers storben. Wie grausam die unbarmherzigen Gottlosen kriegsgurglen mit den armen leuten in Württenberg umgangen/ ist nicht zu beschreiben / nur allein wie sie das Gelt aus ihnen erpressen könten. Vilen haben sie den Schwedischen Abscheuliche mißhandlungen der solda ten im Würtenberger hand. trunk gegeben/ in dem sie die leut auff den boden geworffen/ händ und füß gebunden/ das maul auffgesprissen/ und durch einen trächter/ oder wie sie gekönt/ aller lei unflätig wasser eingegossen/ bis der mensch auffgeloffen und ganz gefült gewesen/ vil sind alsobald gestorben/ was aber noch bei leben gebliben/ haben solchen trunk ihr lebenlang empfunden. Ihren vilen haben sie mit striken händ und füß zusamen gebunden/ und also auffgehengt Theils haben sie das blut mit kluppen zu den fingeren und näglen heraus gepresset: vil ha-

massen er vor disem eben einen solchen casum zu Prag gehabt/ wie er dann in praesens und gegenwart aller Medicorum zu Königsberg sonderlich aber Herr Doct Ruegeri Hemsindes und Herr Licent. Krügers/ den patienten auff ein bret binden/ durch einen Schnitt/ 2 finger breit in die länge/ und vorgehender Application des Magnetischen pflasters/ erstlich die haut/ hernächst und peritonaeum darinn die därme verfasset/ eröffnen ließ/ darauff ward mit einer krummen nadel der magen auffwerts gezogen/ ein loch/ an den ort da die spize des messers sich ereignete/ hinein geschnitten/ und das messer also an der spize heraus gezogen/ da dann der magen gestraks wider zuschnapte/ und die wunden wider geheilet wurden. Dises alles verrichtete auff des obgedachten Medici vorsichtiges anordnen den 9. Julij Daniel Schwabe ein Stein- und Wund-Arzt/ da dann dem patienten in wärendem schneiden stetig Perlenwasser / und sonsten herzstärkungen gegeben wurden. Der schnitt geschahe auff der linken seiten under der kurzen Rippe. Es kam der König in Polen hieher/ um den patienten zu sehen/ da er dann um das messer anhielte/ welches ihm auch den 13. Feb. 1637. erstlich zugeschikt wurde. Anno 1641. ließ sich diser patient den ersten Sontag des Advents Dorotheam / Christoff Colben eines Bauers zu Grunewald tochter von Herren M. Jacobo Lettnero Pfarherren zu Landesberg ehelich anvertrauen/ allda er sich dann in der Vorstatt häuslichen nider ließ.

Grosse Pestilenz und hungersnoht. In disem jahr nam die teurung und Pestilenz so streng über hand/ daß vil leut/ die zuvor in gutem vermögen gewesen / und sich des bettlens geschämt/ hungers storben. Wie grausam die unbarmherzigen Gottlosen kriegsgurglen mit den armen leuten in Württenberg umgangen/ ist nicht zu beschreiben / nur allein wie sie das Gelt aus ihnen erpressen könten. Vilen haben sie den Schwedischen Abscheuliche mißhandlungen der solda ten im Würtenberger hand. trunk gegeben/ in dem sie die leut auff den boden geworffen/ händ und füß gebunden/ das maul auffgesprissen/ und durch einen trächter/ oder wie sie gekönt/ aller lei unflätig wasser eingegossen/ bis der mensch auffgeloffen und ganz gefült gewesen/ vil sind alsobald gestorben/ was aber noch bei leben gebliben/ haben solchen trunk ihr lebenlang empfunden. Ihren vilen haben sie mit striken händ und füß zusamen gebunden/ und also auffgehengt Theils haben sie das blut mit kluppen zu den fingeren und näglen heraus gepresset: vil ha-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0426" n="388"/>
massen er vor disem eben einen            solchen casum zu Prag gehabt/ wie er dann in praesens und gegenwart aller Medicorum zu            Königsberg sonderlich aber Herr Doct Ruegeri Hemsindes und Herr Licent. Krügers/ den            patienten auff ein bret binden/ durch einen Schnitt/ 2 finger breit in die länge/ und            vorgehender Application des Magnetischen pflasters/ erstlich die haut/ hernächst und            peritonaeum darinn die därme verfasset/ eröffnen ließ/ darauff ward mit einer krummen            nadel der magen auffwerts gezogen/ ein loch/ an den ort da die spize des messers sich            ereignete/ hinein geschnitten/ und das messer also an der spize heraus gezogen/ da dann            der magen gestraks wider zuschnapte/ und die wunden wider geheilet wurden. Dises alles            verrichtete auff des obgedachten Medici vorsichtiges anordnen den 9. Julij Daniel Schwabe            ein Stein- und Wund-Arzt/ da dann dem patienten in wärendem schneiden stetig Perlenwasser           / und sonsten herzstärkungen gegeben wurden. Der schnitt geschahe auff der linken seiten            under der kurzen Rippe. Es kam der König in Polen hieher/ um den patienten zu sehen/ da            er dann um das messer anhielte/ welches ihm auch den 13. Feb. 1637. erstlich zugeschikt            wurde. Anno 1641. ließ sich diser patient den ersten Sontag des Advents Dorotheam /            Christoff Colben eines Bauers zu Grunewald tochter von Herren M. Jacobo Lettnero            Pfarherren zu Landesberg ehelich anvertrauen/ allda er sich dann in der Vorstatt            häuslichen nider ließ.</p>
        <p><note place="left">Grosse Pestilenz und hungersnoht.</note> In disem jahr nam die teurung            und Pestilenz so streng über hand/ daß vil leut/ die zuvor in gutem vermögen gewesen /            und sich des bettlens geschämt/ hungers storben. Wie grausam die unbarmherzigen Gottlosen            kriegsgurglen mit den armen leuten in Württenberg umgangen/ ist nicht zu beschreiben /            nur allein wie sie das Gelt aus ihnen erpressen könten. Vilen haben sie den Schwedischen              <note place="left">Abscheuliche mißhandlungen der solda ten im Würtenberger hand.</note>            trunk gegeben/ in dem sie die leut auff den boden geworffen/ händ und füß gebunden/ das            maul auffgesprissen/ und durch einen trächter/ oder wie sie gekönt/ aller lei unflätig            wasser eingegossen/ bis der mensch auffgeloffen und ganz gefült gewesen/ vil sind            alsobald gestorben/ was aber noch bei leben gebliben/ haben solchen trunk ihr lebenlang            empfunden. Ihren vilen haben sie mit striken händ und füß zusamen gebunden/ und also            auffgehengt Theils haben sie das blut mit kluppen zu den fingeren und näglen heraus            gepresset: vil ha-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[388/0426] massen er vor disem eben einen solchen casum zu Prag gehabt/ wie er dann in praesens und gegenwart aller Medicorum zu Königsberg sonderlich aber Herr Doct Ruegeri Hemsindes und Herr Licent. Krügers/ den patienten auff ein bret binden/ durch einen Schnitt/ 2 finger breit in die länge/ und vorgehender Application des Magnetischen pflasters/ erstlich die haut/ hernächst und peritonaeum darinn die därme verfasset/ eröffnen ließ/ darauff ward mit einer krummen nadel der magen auffwerts gezogen/ ein loch/ an den ort da die spize des messers sich ereignete/ hinein geschnitten/ und das messer also an der spize heraus gezogen/ da dann der magen gestraks wider zuschnapte/ und die wunden wider geheilet wurden. Dises alles verrichtete auff des obgedachten Medici vorsichtiges anordnen den 9. Julij Daniel Schwabe ein Stein- und Wund-Arzt/ da dann dem patienten in wärendem schneiden stetig Perlenwasser / und sonsten herzstärkungen gegeben wurden. Der schnitt geschahe auff der linken seiten under der kurzen Rippe. Es kam der König in Polen hieher/ um den patienten zu sehen/ da er dann um das messer anhielte/ welches ihm auch den 13. Feb. 1637. erstlich zugeschikt wurde. Anno 1641. ließ sich diser patient den ersten Sontag des Advents Dorotheam / Christoff Colben eines Bauers zu Grunewald tochter von Herren M. Jacobo Lettnero Pfarherren zu Landesberg ehelich anvertrauen/ allda er sich dann in der Vorstatt häuslichen nider ließ. In disem jahr nam die teurung und Pestilenz so streng über hand/ daß vil leut/ die zuvor in gutem vermögen gewesen / und sich des bettlens geschämt/ hungers storben. Wie grausam die unbarmherzigen Gottlosen kriegsgurglen mit den armen leuten in Württenberg umgangen/ ist nicht zu beschreiben / nur allein wie sie das Gelt aus ihnen erpressen könten. Vilen haben sie den Schwedischen trunk gegeben/ in dem sie die leut auff den boden geworffen/ händ und füß gebunden/ das maul auffgesprissen/ und durch einen trächter/ oder wie sie gekönt/ aller lei unflätig wasser eingegossen/ bis der mensch auffgeloffen und ganz gefült gewesen/ vil sind alsobald gestorben/ was aber noch bei leben gebliben/ haben solchen trunk ihr lebenlang empfunden. Ihren vilen haben sie mit striken händ und füß zusamen gebunden/ und also auffgehengt Theils haben sie das blut mit kluppen zu den fingeren und näglen heraus gepresset: vil ha- Grosse Pestilenz und hungersnoht. Abscheuliche mißhandlungen der solda ten im Würtenberger hand.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/426
Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/426>, abgerufen am 23.11.2024.