Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.das grosse neue Werk an der Neustadt: Her zog Adolph von Holstein/ das das Hornwerk vor dem Kröter Thor: Graaf Wolff von Mannsfeld den Hejdek: und dann drej Käiserliche Regimenter das neue Werk auf dem Marsch/ zwischen der Brüken und dem Wasser/ anfallen solten: damit also der Sturm zugleich/ wann man mit dem groben Geschüz eine Losung geben würde/ an allen vier Orten angienge. Welches doch nicht geschehen können/ weil gar keine Presse an keinem Ort geschossen/ auch die Gräben nicht ausfüllet gewesen. Der Graaf von Pappenheim aber hat an seiner Post einen grossen Vortheil gehabt/ nemlich einen truknen Graben/ keine Brust-noch-Streich Wehr an den Wall/ und den Wall ganz Thal hangend/ daß man leicht solchen ersteigen mögen. Derhalben hat er ihm die Sache an seinem Ort ejfrig angelegen sein/ die Nacht über alles zum Sturm verfertigen/ an den Wall Sturm Leitern legen/ Stafflen darein hauen/ und die Palissaden ausreissen lassen/ auch anders mehr angeschaffet. Der General Tylli aber ließ selbigen Morgen noch einmal Kriegs Raht halten/ ungeachtet allbereit den vorigen Abend der Sturm einhellig beschlossen: also gar zweiffelte man an glütlichem Erfolg. Darüber es sich dann mit dem Anfall/ biß nach sieben Vhren verfogen. Dann als in der Stadt den 9. Maj/ beschlossen war/ den Tyllischen Trompetter/ mit einer Resolution/ auf künfftigen Morgen/ als den zehenden dieses/ wieder ab zufertigen: underdeß aber Bürger und Soldaten die ganze Nacht/ wie vorgemeldt/ auf dem Wall gewesen / biß der Tag angebrochen/ da sie vermeint/ es würde jezt des Feindes wegen keine Gefahr haben: sind von jeder Post der halb Theil Bürger und Soldaten/ ihrer gewonheit nach / heimgangen/ und haben sich auch die Officirer/ so die ordinari Wacht nicht gehabt/ zur Ruhe begeben. Der von Falkenberg aber ist nach dem Rahthanß geritten/ beneben dem Raht / den Tyllischen Trompetter ab zufertigen Aber da jene am besten zu ruhen gedachten/ die hinterbleibene auf dem Wall auch mehrentheils müd und schläfferig waren/ und sich keines Vnheils/ viel weniger Sturms/ besorgten: ist der von Pappenheim nach siben Vhren/ an der Neustadt/ am neuen Werk/ mit ganzer Macht/ dar zu er auch die Reuter/ so abgesessen/ gebrauchet/ angefallen: dem Volt die Losung JEsus Maria? und ein weiß Bändlein um den Arm gegeben: die Stadt Soldaten/ derer etwa funffzehen gewest/ aus der Faussebrejen getrieben/ daß sie sich auf den obern Wall retiriren müssen. Darauf er bald das neue Werk angel auffen/ auch schon biß under der magdeburger Gewehr/ über die Brustwehren kommen: aber weil der von Falkenberg eben damals vom Rahthauß ankommen/ mit Verlust etlicher Knechte/ von selbigen Ort wieder abgetriben/ da man auf dem neuen werke über hundert Todte hat liegen sehen. Vnderdessen haben die Käiserliche an der hohen Pforten auch angesezt/ und weil daselbst die Wacht gar schlecht bestellet/ bald die Oberhand bekommen. Dann die wenig vorhandene Soldaten waren voll Schlaffs: das grosse neue Werk an der Neustadt: Her zog Adolph von Holstein/ das das Hornwerk vor dem Kröter Thor: Graaf Wolff von Mannsfeld den Hejdek: und dann drej Käiserliche Regimenter das neue Werk auf dem Marsch/ zwischen der Brüken und dem Wasser/ anfallen solten: damit also der Sturm zugleich/ wann man mit dem groben Geschüz eine Losung geben würde/ an allen vier Orten angienge. Welches doch nicht geschehen können/ weil gar keine Presse an keinem Ort geschossen/ auch die Gräben nicht ausfüllet gewesen. Der Graaf von Pappenheim aber hat an seiner Post einen grossen Vortheil gehabt/ nemlich einen truknen Graben/ keine Brust-noch-Streich Wehr an den Wall/ und den Wall ganz Thal hangend/ daß man leicht solchen ersteigen mögen. Derhalben hat er ihm die Sache an seinem Ort ejfrig angelegen sein/ die Nacht über alles zum Sturm verfertigen/ an den Wall Sturm Leitern legen/ Stafflen darein hauen/ und die Palissaden ausreissen lassen/ auch anders mehr angeschaffet. Der General Tylli aber ließ selbigen Morgen noch einmal Kriegs Raht halten/ ungeachtet allbereit den vorigen Abend der Sturm einhellig beschlossen: also gar zweiffelte man an glütlichem Erfolg. Darüber es sich dann mit dem Anfall/ biß nach sieben Vhren verfogen. Dann als in der Stadt den 9. Maj/ beschlossen war/ den Tyllischen Trompetter/ mit einer Resolution/ auf künfftigen Morgen/ als den zehenden dieses/ wieder ab zufertigen: underdeß aber Bürger und Soldaten die ganze Nacht/ wie vorgemeldt/ auf dem Wall gewesen / biß der Tag angebrochen/ da sie vermeint/ es würde jezt des Feindes wegen keine Gefahr haben: sind von jeder Post der halb Theil Bürger und Soldaten/ ihrer gewonheit nach / heimgangen/ und haben sich auch die Officirer/ so die ordinari Wacht nicht gehabt/ zur Ruhe begeben. Der von Falkenberg aber ist nach dem Rahthanß geritten/ beneben dem Raht / den Tyllischen Trompetter ab zufertigen Aber da jene am besten zu ruhen gedachten/ die hinterbleibene auf dem Wall auch mehrentheils müd und schläfferig waren/ und sich keines Vnheils/ viel weniger Sturms/ besorgten: ist der von Pappenheim nach siben Vhren/ an der Neustadt/ am neuen Werk/ mit ganzer Macht/ dar zu er auch die Reuter/ so abgesessen/ gebrauchet/ angefallen: dem Volt die Losung JEsus Maria? und ein weiß Bändlein um den Arm gegeben: die Stadt Soldaten/ derer etwa funffzehen gewest/ aus der Faussebrejen getrieben/ daß sie sich auf den obern Wall retiriren müssen. Darauf er bald das neue Werk angel auffen/ auch schon biß under der magdeburger Gewehr/ über die Brustwehren kommen: aber weil der von Falkenberg eben damals vom Rahthauß ankommen/ mit Verlust etlicher Knechte/ von selbigen Ort wieder abgetriben/ da man auf dem neuen werke über hundert Todte hat liegen sehen. Vnderdessen haben die Käiserliche an der hohen Pforten auch angesezt/ und weil daselbst die Wacht gar schlecht bestellet/ bald die Oberhand bekommen. Dann die wenig vorhandene Soldaten waren voll Schlaffs: <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0398" n="360"/> das grosse neue Werk an der Neustadt: Her zog Adolph von Holstein/ das das Hornwerk vor dem Kröter Thor: Graaf Wolff von Mannsfeld den Hejdek: und dann drej Käiserliche Regimenter das neue Werk auf dem Marsch/ zwischen der Brüken und dem Wasser/ anfallen solten: damit also der Sturm zugleich/ wann man mit dem groben Geschüz eine Losung geben würde/ an allen vier Orten angienge. Welches doch nicht geschehen können/ weil gar keine Presse an keinem Ort geschossen/ auch die Gräben nicht ausfüllet gewesen.</p> <p>Der Graaf von Pappenheim aber hat an seiner Post einen grossen Vortheil gehabt/ nemlich einen truknen Graben/ keine Brust-noch-Streich Wehr an den Wall/ und den Wall ganz Thal hangend/ daß man leicht solchen ersteigen mögen. Derhalben hat er ihm die Sache an seinem Ort ejfrig angelegen sein/ die Nacht über alles zum Sturm verfertigen/ an den Wall Sturm Leitern legen/ Stafflen darein hauen/ und die Palissaden ausreissen lassen/ auch anders mehr angeschaffet. Der General Tylli aber ließ selbigen Morgen noch einmal Kriegs Raht halten/ ungeachtet allbereit den vorigen Abend der Sturm einhellig beschlossen: also gar zweiffelte man an glütlichem Erfolg. Darüber es sich dann mit dem Anfall/ biß nach sieben Vhren verfogen.</p> <p>Dann als in der Stadt den 9. Maj/ beschlossen war/ den Tyllischen Trompetter/ mit einer Resolution/ auf künfftigen Morgen/ als den zehenden dieses/ wieder ab zufertigen: underdeß aber Bürger und Soldaten die ganze Nacht/ wie vorgemeldt/ auf dem Wall gewesen / biß der Tag angebrochen/ da sie vermeint/ es würde jezt des Feindes wegen keine Gefahr haben: sind von jeder Post der halb Theil Bürger und Soldaten/ ihrer gewonheit nach / heimgangen/ und haben sich auch die Officirer/ so die ordinari Wacht nicht gehabt/ zur Ruhe begeben. Der von Falkenberg aber ist nach dem Rahthanß geritten/ beneben dem Raht / den Tyllischen Trompetter ab zufertigen Aber da jene am besten zu ruhen gedachten/ die hinterbleibene auf dem Wall auch mehrentheils müd und schläfferig waren/ und sich keines Vnheils/ viel weniger Sturms/ besorgten: ist der von Pappenheim nach siben Vhren/ an der Neustadt/ am neuen Werk/ mit ganzer Macht/ dar zu er auch die Reuter/ so abgesessen/ gebrauchet/ angefallen: dem Volt die Losung JEsus Maria? und ein weiß Bändlein um den Arm gegeben: die Stadt Soldaten/ derer etwa funffzehen gewest/ aus der Faussebrejen getrieben/ daß sie sich auf den obern Wall retiriren müssen. Darauf er bald das neue Werk angel auffen/ auch schon biß under der magdeburger Gewehr/ über die Brustwehren kommen: aber weil der von Falkenberg eben damals vom Rahthauß ankommen/ mit Verlust etlicher Knechte/ von selbigen Ort wieder abgetriben/ da man auf dem neuen werke über hundert Todte hat liegen sehen.</p> <p>Vnderdessen haben die Käiserliche an der hohen Pforten auch angesezt/ und weil daselbst die Wacht gar schlecht bestellet/ bald die Oberhand bekommen. Dann die wenig vorhandene Soldaten waren voll Schlaffs: </p> </div> </body> </text> </TEI> [360/0398]
das grosse neue Werk an der Neustadt: Her zog Adolph von Holstein/ das das Hornwerk vor dem Kröter Thor: Graaf Wolff von Mannsfeld den Hejdek: und dann drej Käiserliche Regimenter das neue Werk auf dem Marsch/ zwischen der Brüken und dem Wasser/ anfallen solten: damit also der Sturm zugleich/ wann man mit dem groben Geschüz eine Losung geben würde/ an allen vier Orten angienge. Welches doch nicht geschehen können/ weil gar keine Presse an keinem Ort geschossen/ auch die Gräben nicht ausfüllet gewesen.
Der Graaf von Pappenheim aber hat an seiner Post einen grossen Vortheil gehabt/ nemlich einen truknen Graben/ keine Brust-noch-Streich Wehr an den Wall/ und den Wall ganz Thal hangend/ daß man leicht solchen ersteigen mögen. Derhalben hat er ihm die Sache an seinem Ort ejfrig angelegen sein/ die Nacht über alles zum Sturm verfertigen/ an den Wall Sturm Leitern legen/ Stafflen darein hauen/ und die Palissaden ausreissen lassen/ auch anders mehr angeschaffet. Der General Tylli aber ließ selbigen Morgen noch einmal Kriegs Raht halten/ ungeachtet allbereit den vorigen Abend der Sturm einhellig beschlossen: also gar zweiffelte man an glütlichem Erfolg. Darüber es sich dann mit dem Anfall/ biß nach sieben Vhren verfogen.
Dann als in der Stadt den 9. Maj/ beschlossen war/ den Tyllischen Trompetter/ mit einer Resolution/ auf künfftigen Morgen/ als den zehenden dieses/ wieder ab zufertigen: underdeß aber Bürger und Soldaten die ganze Nacht/ wie vorgemeldt/ auf dem Wall gewesen / biß der Tag angebrochen/ da sie vermeint/ es würde jezt des Feindes wegen keine Gefahr haben: sind von jeder Post der halb Theil Bürger und Soldaten/ ihrer gewonheit nach / heimgangen/ und haben sich auch die Officirer/ so die ordinari Wacht nicht gehabt/ zur Ruhe begeben. Der von Falkenberg aber ist nach dem Rahthanß geritten/ beneben dem Raht / den Tyllischen Trompetter ab zufertigen Aber da jene am besten zu ruhen gedachten/ die hinterbleibene auf dem Wall auch mehrentheils müd und schläfferig waren/ und sich keines Vnheils/ viel weniger Sturms/ besorgten: ist der von Pappenheim nach siben Vhren/ an der Neustadt/ am neuen Werk/ mit ganzer Macht/ dar zu er auch die Reuter/ so abgesessen/ gebrauchet/ angefallen: dem Volt die Losung JEsus Maria? und ein weiß Bändlein um den Arm gegeben: die Stadt Soldaten/ derer etwa funffzehen gewest/ aus der Faussebrejen getrieben/ daß sie sich auf den obern Wall retiriren müssen. Darauf er bald das neue Werk angel auffen/ auch schon biß under der magdeburger Gewehr/ über die Brustwehren kommen: aber weil der von Falkenberg eben damals vom Rahthauß ankommen/ mit Verlust etlicher Knechte/ von selbigen Ort wieder abgetriben/ da man auf dem neuen werke über hundert Todte hat liegen sehen.
Vnderdessen haben die Käiserliche an der hohen Pforten auch angesezt/ und weil daselbst die Wacht gar schlecht bestellet/ bald die Oberhand bekommen. Dann die wenig vorhandene Soldaten waren voll Schlaffs:
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Zitationshilfe: | Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/398>, abgerufen am 16.07.2024. |