Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.Als man ihm darauf vorwarff: so hette er gleichwol nicht daran gezweiflet/ daß der tod des Königs vil unruhe erweken wurde/ welche durch die Crönung nicht zu stillen wäre: war seine antwort: Solches hette er der Göttlichen gewalt heim gestellet. Gesragt: was ihn bedunke/ ob er wol oder übel gethan? sagte er: Grosse sünde hette er daran begangen: wolte auch deswegen Gott/ die Königin/ den Delphin und das Parlament/ um verzeihung gebeten haben. Es mißfalle ihm jezo die that hefftig: Weil er sie aber Gott zu ehren zu begehen vermeint: hoffe er so vil gnade von ihm/ vermittels deren er in wahrem Glauben / gewisser Hoffnung und vollkommener liebe bis an den lezten athem möge bekräfftiget werden: Gott sei barmherzig/ und sein bitteres leiden vil kräfftiger ihn zu erhalten/ weder dises verbrechen/ ihn zu verdammen. Als man auff ihn drang/ zu bekennen/ wer ihm den anschlag gegeben: verneinte er beständig/ daß jemand darum hette gewust. Seine gethane bekantnussen under schrib er mit eigner hand/ und disen worten: Ravaillacus. In meo corde JESUS semper sit victor! Obgedachter Pater Albignius aber wuste sich seiner nicht zu erinneren/ und verneinte beharrlich/ er hette nie mit ihm geredt. In seinem Urtheil war under andern fürnemlich dises 1. daß er eine ehr liche buß oder pönitenz vor der fürnemsten Kirchen zu Paris thun solte/ dahin man ihn nakend in seinem hemd auff einem karren führen/ und eine Wachskerz von zwei pfunden in die hand geben/ er aber allda offentlich seine abscheuliche Mordthat bekennen/ Gott/ den König/ und die Justiz um verzeihung bitten. 2. Von dannen solte man ihn führen an das ort la Greve genant! und allda auff einem gerüst mit glüenden zangen an den brüsten/ armen/ hüfften/ und dickem fleisch der beinen reissen. 3. Darnach die rechte hand/ damit er den mord begangen/ das messer darinn halten/ ihm mit Pech und Schwefel abbrennen/ und in die wunden/ da er mit glüenden zangen gerissen/ geschmelztes Blei/ Pech/ Wachs und Schwefel giessen 4. Solte sein Leichnam mit vier Pferden von einander gerissen/ seine glider zu aschen verbrandt/ und in die Lufft geworffen. 5. Alle seine güter confiscirt werden: das haus/ darinn er gebohren/ nidergerissen/ und auff der stelle kein gebäu nimmer mehr auffgerichtet werden. 6. Sein vatter und mutter solten des Königreichs verbannet sein. 7. Daß er vorher noch gefoltert wurde/ um seine Rahtgeber auszusagen. Was nun in diser peinlichen Frage von ihm bekant/ hat man im Parlament in geheim gehalten. Als man ihm darauf vorwarff: so hette er gleichwol nicht daran gezweiflet/ daß der tod des Königs vil unruhe erweken wurde/ welche durch die Crönung nicht zu stillen wäre: war seine antwort: Solches hette er der Göttlichen gewalt heim gestellet. Gesragt: was ihn bedunke/ ob er wol oder übel gethan? sagte er: Grosse sünde hette er daran begangen: wolte auch deswegen Gott/ die Königin/ den Delphin und das Parlament/ um verzeihung gebeten haben. Es mißfalle ihm jezo die that hefftig: Weil er sie aber Gott zu ehren zu begehen vermeint: hoffe er so vil gnade von ihm/ vermittels deren er in wahrem Glauben / gewisser Hoffnung und vollkommener liebe bis an den lezten athem möge bekräfftiget werden: Gott sei barmherzig/ und sein bitteres leiden vil kräfftiger ihn zu erhalten/ weder dises verbrechen/ ihn zu verdammen. Als man auff ihn drang/ zu bekennen/ wer ihm den anschlag gegeben: verneinte er beständig/ daß jemand darum hette gewust. Seine gethane bekantnussen under schrib er mit eigner hand/ und disen worten: Ravaillacus. In meo corde JESUS semper sit victor! Obgedachter Pater Albignius aber wuste sich seiner nicht zu erinneren/ und verneinte beharrlich/ er hette nie mit ihm geredt. In seinem Urtheil war under andern fürnemlich dises 1. daß er eine ehr liche buß oder pönitenz vor der fürnemsten Kirchen zu Paris thun solte/ dahin man ihn nakend in seinem hemd auff einem karren führen/ und eine Wachskerz von zwei pfunden in die hand geben/ er aber allda offentlich seine abscheuliche Mordthat bekennen/ Gott/ den König/ und die Justiz um verzeihung bitten. 2. Von dannen solte man ihn führen an das ort la Greve genant! und allda auff einem gerüst mit glüenden zangen an den brüsten/ armen/ hüfften/ und dickem fleisch der beinen reissen. 3. Darnach die rechte hand/ damit er den mord begangen/ das messer darinn halten/ ihm mit Pech und Schwefel abbrennen/ und in die wunden/ da er mit glüenden zangen gerissen/ geschmelztes Blei/ Pech/ Wachs und Schwefel giessen 4. Solte sein Leichnam mit vier Pferden von einander gerissen/ seine glider zu aschen verbrandt/ und in die Lufft geworffen. 5. Alle seine güter confiscirt werden: das haus/ darinn er gebohren/ nidergerissen/ und auff der stelle kein gebäu nimmer mehr auffgerichtet werden. 6. Sein vatter und mutter solten des Königreichs verbannet sein. 7. Daß er vorher noch gefoltert wurde/ um seine Rahtgeber auszusagen. Was nun in diser peinlichen Frage von ihm bekant/ hat man im Parlament in geheim gehalten. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0358" n="324"/> <p>Als man ihm darauf vorwarff: so hette er gleichwol nicht daran gezweiflet/ daß der tod des Königs vil unruhe erweken wurde/ welche durch die Crönung nicht zu stillen wäre: war seine antwort: Solches hette er der Göttlichen gewalt heim gestellet. Gesragt: was ihn bedunke/ ob er wol oder übel gethan? sagte er: Grosse sünde hette er daran begangen: wolte auch deswegen Gott/ die Königin/ den Delphin und das Parlament/ um verzeihung gebeten haben. Es mißfalle ihm jezo die that hefftig: Weil er sie aber Gott zu ehren zu begehen vermeint: hoffe er so vil gnade von ihm/ vermittels deren er in wahrem Glauben / gewisser Hoffnung und vollkommener liebe bis an den lezten athem möge bekräfftiget werden: Gott sei barmherzig/ und sein bitteres leiden vil kräfftiger ihn zu erhalten/ weder dises verbrechen/ ihn zu verdammen.</p> <p>Als man auff ihn drang/ zu bekennen/ wer ihm den anschlag gegeben: verneinte er beständig/ daß jemand darum hette gewust. Seine gethane bekantnussen under schrib er mit eigner hand/ und disen worten:</p> <p>Ravaillacus. In meo corde</p> <p>JESUS semper sit victor!</p> <p>Obgedachter Pater Albignius aber wuste sich seiner nicht zu erinneren/ und verneinte beharrlich/ er hette nie mit ihm geredt. In seinem Urtheil war under andern fürnemlich dises 1. daß er eine ehr liche buß oder pönitenz vor der fürnemsten Kirchen zu Paris thun solte/ dahin man ihn nakend in seinem hemd auff einem karren führen/ und eine Wachskerz von zwei pfunden in die hand geben/ er aber allda offentlich seine abscheuliche Mordthat bekennen/ Gott/ den König/ und die Justiz um verzeihung bitten. 2. Von dannen solte man ihn führen an das ort la Greve genant! und allda auff einem gerüst mit glüenden zangen an den brüsten/ armen/ hüfften/ und dickem fleisch der beinen reissen. 3. Darnach die rechte hand/ damit er den mord begangen/ das messer darinn halten/ ihm mit Pech und Schwefel abbrennen/ und in die wunden/ da er mit glüenden zangen gerissen/ geschmelztes Blei/ Pech/ Wachs und Schwefel giessen 4. Solte sein Leichnam mit vier Pferden von einander gerissen/ seine glider zu aschen verbrandt/ und in die Lufft geworffen. 5. Alle seine güter confiscirt werden: das haus/ darinn er gebohren/ nidergerissen/ und auff der stelle kein gebäu nimmer mehr auffgerichtet werden. 6. Sein vatter und mutter solten des Königreichs verbannet sein. 7. Daß er vorher noch gefoltert wurde/ um seine Rahtgeber auszusagen.</p> <p>Was nun in diser peinlichen Frage von ihm bekant/ hat man im Parlament in geheim gehalten.</p> </div> </body> </text> </TEI> [324/0358]
Als man ihm darauf vorwarff: so hette er gleichwol nicht daran gezweiflet/ daß der tod des Königs vil unruhe erweken wurde/ welche durch die Crönung nicht zu stillen wäre: war seine antwort: Solches hette er der Göttlichen gewalt heim gestellet. Gesragt: was ihn bedunke/ ob er wol oder übel gethan? sagte er: Grosse sünde hette er daran begangen: wolte auch deswegen Gott/ die Königin/ den Delphin und das Parlament/ um verzeihung gebeten haben. Es mißfalle ihm jezo die that hefftig: Weil er sie aber Gott zu ehren zu begehen vermeint: hoffe er so vil gnade von ihm/ vermittels deren er in wahrem Glauben / gewisser Hoffnung und vollkommener liebe bis an den lezten athem möge bekräfftiget werden: Gott sei barmherzig/ und sein bitteres leiden vil kräfftiger ihn zu erhalten/ weder dises verbrechen/ ihn zu verdammen.
Als man auff ihn drang/ zu bekennen/ wer ihm den anschlag gegeben: verneinte er beständig/ daß jemand darum hette gewust. Seine gethane bekantnussen under schrib er mit eigner hand/ und disen worten:
Ravaillacus. In meo corde
JESUS semper sit victor!
Obgedachter Pater Albignius aber wuste sich seiner nicht zu erinneren/ und verneinte beharrlich/ er hette nie mit ihm geredt. In seinem Urtheil war under andern fürnemlich dises 1. daß er eine ehr liche buß oder pönitenz vor der fürnemsten Kirchen zu Paris thun solte/ dahin man ihn nakend in seinem hemd auff einem karren führen/ und eine Wachskerz von zwei pfunden in die hand geben/ er aber allda offentlich seine abscheuliche Mordthat bekennen/ Gott/ den König/ und die Justiz um verzeihung bitten. 2. Von dannen solte man ihn führen an das ort la Greve genant! und allda auff einem gerüst mit glüenden zangen an den brüsten/ armen/ hüfften/ und dickem fleisch der beinen reissen. 3. Darnach die rechte hand/ damit er den mord begangen/ das messer darinn halten/ ihm mit Pech und Schwefel abbrennen/ und in die wunden/ da er mit glüenden zangen gerissen/ geschmelztes Blei/ Pech/ Wachs und Schwefel giessen 4. Solte sein Leichnam mit vier Pferden von einander gerissen/ seine glider zu aschen verbrandt/ und in die Lufft geworffen. 5. Alle seine güter confiscirt werden: das haus/ darinn er gebohren/ nidergerissen/ und auff der stelle kein gebäu nimmer mehr auffgerichtet werden. 6. Sein vatter und mutter solten des Königreichs verbannet sein. 7. Daß er vorher noch gefoltert wurde/ um seine Rahtgeber auszusagen.
Was nun in diser peinlichen Frage von ihm bekant/ hat man im Parlament in geheim gehalten.
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Zitationshilfe: | Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/358>, abgerufen am 16.02.2025. |