Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.ren: trachteten auch dahin/ den durchstochenen Damm mit Reiß-Holz und Säken voll Sands / zuzumachen: deswegen sie fast ganz Flandern durchsuchten/ und dem Volk alle Säk abnamen / auch alles Cannefaß aufkaufften/ welches jmmer zu bekommen. Aber das alles sunk/ und ward von der See hinweg getrieben. Aufs Gutachten Capitäins Catris/ beschloß man einen general Sturm zu thun: weil aber gemeldter Catris bej Anfang des Sturms mit einer Kugel am Haupt ward verwundet: gieng der Anschlag wider zuruk. Diß alles/ und noch weit ein mehrers/ verlieff sich bei der Belägerung in den ersten fünff Monaten. Im folgenden 1602. Jahre ward ein general Sturm wider die Stadt beschlossen und der 7 Jenner dazu bestimmt. Aber ein Italiäner/ welchem daß Loß neben andern den Angriff/ und die förderste Spize zuerkandt/ förchtete sich seiner Haut: schwamm also des Nachts mit seinem Rappier über den Hafen/ welches er im munde führte/ und entdekte dem General Veer in der Stadt alles/ was des Sturms halber beschlossen: worauf der General solche Anstalt machte/ das die Spannische übel empfangen wurden. Den Nachmittag gemeldten Tags/ nachdem das Wasser abgeloffen/ und das Geschüz von allen Seiten gedonnert/ kamen sie angezogen/ nach dem alten Hafen. Die förderste trugen Schaufflen und Hauen: der zwejte Hauff Leitern. Denen folgten die Rondass[unleserliches Material]er oder Schildträger/ und die Schußfrej-gewapnete/ samt den Musquetirern: hernach der Rest. Als sie nun an den Hafen kamen/ woselb sieben Stein-Stuk zum Willkomm gestellt waren/ und anfiel: wurden die Stuk abgeschossen/ und stelen die Spannische im Sturm nieder/ als schüttelte man Aepffel von den Bäumen. Als sie aber/ nicht sonder Beschwerniß/ biß zu den Knien/ im Wasser gehen musten: dringen die hintersten die fördersten fort: und wie sie nun im Hafen am diksten beieinander waren: wurden/ durch Anordnung des Generals/ 2. Schleussen der Stadt eröffnet/ deren eine aufhielt alles Ober-der Landwasser/ die andre das Wasser in dem Stadt Graben zwang. Als die Schleussen also aufgethan/ und sehr viel Wassers mitbrachten: wurden gar viel der Spannischen/ so nicht wol fest stunden/ von dem Strom nidergeworffen/ weggetriben / und mehretheils ersaufft: die andren stunden im Wasser biß an den Gürtel: also das ihr Büchsen-Pulver naß und verderbt ward/ musten schier allein mit der Seiten-Wehr sich vertheidigen. Die Reuterej/ so beordret war/ dem Fußvolk auf dem Fuß nachzufolgen/ und ihme das zurukweichen oder Flucht zuverhindern/ that ihrem Befehl gnug: aber nicht ohn ihren eignen Schaden: dann der Strom trieb ihrer viel ins Meer/ also das man hernach die gesattlete und gezäumete Pferd/ in Flandern/ in Seeland bej Fleissingen/ und anderstwo Tod gefunden/ und herausgezogen hat. Die Waalen/ so auf Porcespik stürmeten/ wurden auch tapffer abgeschlagen. Die angestalk worden/ den Sandthil zu bespringen/ vermeinten sich allda zu begraben/ und vor dem Geschüz der Stadt zu befrjen/ biß sie die allte Stadt erobert hätten/ und ren: trachteten auch dahin/ den durchstochenen Damm mit Reiß-Holz und Säken voll Sands / zuzumachen: deswegen sie fast ganz Flandern durchsuchten/ und dem Volk alle Säk abnamen / auch alles Cannefaß aufkaufften/ welches jmmer zu bekommen. Aber das alles sunk/ und ward von der See hinweg getrieben. Aufs Gutachten Capitäins Catris/ beschloß man einen general Sturm zu thun: weil aber gemeldter Catris bej Anfang des Sturms mit einer Kugel am Haupt ward verwundet: gieng der Anschlag wider zuruk. Diß alles/ und noch weit ein mehrers/ verlieff sich bei der Belägerung in den ersten fünff Monaten. Im folgenden 1602. Jahre ward ein general Sturm wider die Stadt beschlossen und der 7 Jenner dazu bestimmt. Aber ein Italiäner/ welchem daß Loß neben andern den Angriff/ und die förderste Spize zuerkandt/ förchtete sich seiner Haut: schwamm also des Nachts mit seinem Rappier über den Hafen/ welches er im munde führte/ und entdekte dem General Veer in der Stadt alles/ was des Sturms halber beschlossen: worauf der General solche Anstalt machte/ das die Spannische übel empfangen wurden. Den Nachmittag gemeldten Tags/ nachdem das Wasser abgeloffen/ und das Geschüz von allen Seiten gedonnert/ kamen sie angezogen/ nach dem alten Hafen. Die förderste trugen Schaufflen und Hauen: der zwejte Hauff Leitern. Denen folgten die Rondass[unleserliches Material]er oder Schildträger/ und die Schußfrej-gewapnete/ samt den Musquetirern: hernach der Rest. Als sie nun an den Hafen kamen/ woselb sieben Stein-Stuk zum Willkomm gestellt waren/ und anfiel: wurden die Stuk abgeschossen/ und stelen die Spannische im Sturm nieder/ als schüttelte man Aepffel von den Bäumen. Als sie aber/ nicht sonder Beschwerniß/ biß zu den Knien/ im Wasser gehen musten: dringen die hintersten die fördersten fort: und wie sie nun im Hafen am diksten beieinander waren: wurden/ durch Anordnung des Generals/ 2. Schleussen der Stadt eröffnet/ deren eine aufhielt alles Ober-der Landwasser/ die andre das Wasser in dem Stadt Graben zwang. Als die Schleussen also aufgethan/ und sehr viel Wassers mitbrachten: wurden gar viel der Spannischen/ so nicht wol fest stunden/ von dem Strom nidergeworffen/ weggetriben / und mehretheils ersaufft: die andren stunden im Wasser biß an den Gürtel: also das ihr Büchsen-Pulver naß und verderbt ward/ musten schier allein mit der Seiten-Wehr sich vertheidigen. Die Reuterej/ so beordret war/ dem Fußvolk auf dem Fuß nachzufolgen/ und ihme das zurukweichen oder Flucht zuverhindern/ that ihrem Befehl gnug: aber nicht ohn ihren eignen Schaden: dann der Strom trieb ihrer viel ins Meer/ also das man hernach die gesattlete und gezäumete Pferd/ in Flandern/ in Seeland bej Fleissingen/ und anderstwo Tod gefunden/ und herausgezogen hat. Die Waalen/ so auf Porcespik stürmeten/ wurden auch tapffer abgeschlagen. Die angestalk worden/ den Sandthil zu bespringen/ vermeinten sich allda zu begraben/ und vor dem Geschüz der Stadt zu befrjen/ biß sie die allte Stadt erobert hätten/ und <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0347" n="313"/> ren: trachteten auch dahin/ den durchstochenen Damm mit Reiß-Holz und Säken voll Sands / zuzumachen: deswegen sie fast ganz Flandern durchsuchten/ und dem Volk alle Säk abnamen / auch alles Cannefaß aufkaufften/ welches jmmer zu bekommen. Aber das alles sunk/ und ward von der See hinweg getrieben.</p> <p>Aufs Gutachten Capitäins Catris/ beschloß man einen general Sturm zu thun: weil aber gemeldter Catris bej Anfang des Sturms mit einer Kugel am Haupt ward verwundet: gieng der Anschlag wider zuruk.</p> <p>Diß alles/ und noch weit ein mehrers/ verlieff sich bei der Belägerung in den ersten fünff Monaten. Im folgenden 1602. Jahre ward ein general Sturm wider die Stadt beschlossen und der 7 Jenner dazu bestimmt. Aber ein Italiäner/ welchem daß Loß neben andern den Angriff/ und die förderste Spize zuerkandt/ förchtete sich seiner Haut: schwamm also des Nachts mit seinem Rappier über den Hafen/ welches er im munde führte/ und entdekte dem General Veer in der Stadt alles/ was des Sturms halber beschlossen: worauf der General solche Anstalt machte/ das die Spannische übel empfangen wurden. Den Nachmittag gemeldten Tags/ nachdem das Wasser abgeloffen/ und das Geschüz von allen Seiten gedonnert/ kamen sie angezogen/ nach dem alten Hafen. Die förderste trugen Schaufflen und Hauen: der zwejte Hauff Leitern. Denen folgten die Rondass<gap reason="illegible"/>er oder Schildträger/ und die Schußfrej-gewapnete/ samt den Musquetirern: hernach der Rest. Als sie nun an den Hafen kamen/ woselb sieben Stein-Stuk zum Willkomm gestellt waren/ und anfiel: wurden die Stuk abgeschossen/ und stelen die Spannische im Sturm nieder/ als schüttelte man Aepffel von den Bäumen. Als sie aber/ nicht sonder Beschwerniß/ biß zu den Knien/ im Wasser gehen musten: dringen die hintersten die fördersten fort: und wie sie nun im Hafen am diksten beieinander waren: wurden/ durch Anordnung des Generals/ 2. Schleussen der Stadt eröffnet/ deren eine aufhielt alles Ober-der Landwasser/ die andre das Wasser in dem Stadt Graben zwang.</p> <p>Als die Schleussen also aufgethan/ und sehr viel Wassers mitbrachten: wurden gar viel der Spannischen/ so nicht wol fest stunden/ von dem Strom nidergeworffen/ weggetriben / und mehretheils ersaufft: die andren stunden im Wasser biß an den Gürtel: also das ihr Büchsen-Pulver naß und verderbt ward/ musten schier allein mit der Seiten-Wehr sich vertheidigen.</p> <p>Die Reuterej/ so beordret war/ dem Fußvolk auf dem Fuß nachzufolgen/ und ihme das zurukweichen oder Flucht zuverhindern/ that ihrem Befehl gnug: aber nicht ohn ihren eignen Schaden: dann der Strom trieb ihrer viel ins Meer/ also das man hernach die gesattlete und gezäumete Pferd/ in Flandern/ in Seeland bej Fleissingen/ und anderstwo Tod gefunden/ und herausgezogen hat. Die Waalen/ so auf Porcespik stürmeten/ wurden auch tapffer abgeschlagen. Die angestalk worden/ den Sandthil zu bespringen/ vermeinten sich allda zu begraben/ und vor dem Geschüz der Stadt zu befrjen/ biß sie die allte Stadt erobert hätten/ und </p> </div> </body> </text> </TEI> [313/0347]
ren: trachteten auch dahin/ den durchstochenen Damm mit Reiß-Holz und Säken voll Sands / zuzumachen: deswegen sie fast ganz Flandern durchsuchten/ und dem Volk alle Säk abnamen / auch alles Cannefaß aufkaufften/ welches jmmer zu bekommen. Aber das alles sunk/ und ward von der See hinweg getrieben.
Aufs Gutachten Capitäins Catris/ beschloß man einen general Sturm zu thun: weil aber gemeldter Catris bej Anfang des Sturms mit einer Kugel am Haupt ward verwundet: gieng der Anschlag wider zuruk.
Diß alles/ und noch weit ein mehrers/ verlieff sich bei der Belägerung in den ersten fünff Monaten. Im folgenden 1602. Jahre ward ein general Sturm wider die Stadt beschlossen und der 7 Jenner dazu bestimmt. Aber ein Italiäner/ welchem daß Loß neben andern den Angriff/ und die förderste Spize zuerkandt/ förchtete sich seiner Haut: schwamm also des Nachts mit seinem Rappier über den Hafen/ welches er im munde führte/ und entdekte dem General Veer in der Stadt alles/ was des Sturms halber beschlossen: worauf der General solche Anstalt machte/ das die Spannische übel empfangen wurden. Den Nachmittag gemeldten Tags/ nachdem das Wasser abgeloffen/ und das Geschüz von allen Seiten gedonnert/ kamen sie angezogen/ nach dem alten Hafen. Die förderste trugen Schaufflen und Hauen: der zwejte Hauff Leitern. Denen folgten die Rondass_ er oder Schildträger/ und die Schußfrej-gewapnete/ samt den Musquetirern: hernach der Rest. Als sie nun an den Hafen kamen/ woselb sieben Stein-Stuk zum Willkomm gestellt waren/ und anfiel: wurden die Stuk abgeschossen/ und stelen die Spannische im Sturm nieder/ als schüttelte man Aepffel von den Bäumen. Als sie aber/ nicht sonder Beschwerniß/ biß zu den Knien/ im Wasser gehen musten: dringen die hintersten die fördersten fort: und wie sie nun im Hafen am diksten beieinander waren: wurden/ durch Anordnung des Generals/ 2. Schleussen der Stadt eröffnet/ deren eine aufhielt alles Ober-der Landwasser/ die andre das Wasser in dem Stadt Graben zwang.
Als die Schleussen also aufgethan/ und sehr viel Wassers mitbrachten: wurden gar viel der Spannischen/ so nicht wol fest stunden/ von dem Strom nidergeworffen/ weggetriben / und mehretheils ersaufft: die andren stunden im Wasser biß an den Gürtel: also das ihr Büchsen-Pulver naß und verderbt ward/ musten schier allein mit der Seiten-Wehr sich vertheidigen.
Die Reuterej/ so beordret war/ dem Fußvolk auf dem Fuß nachzufolgen/ und ihme das zurukweichen oder Flucht zuverhindern/ that ihrem Befehl gnug: aber nicht ohn ihren eignen Schaden: dann der Strom trieb ihrer viel ins Meer/ also das man hernach die gesattlete und gezäumete Pferd/ in Flandern/ in Seeland bej Fleissingen/ und anderstwo Tod gefunden/ und herausgezogen hat. Die Waalen/ so auf Porcespik stürmeten/ wurden auch tapffer abgeschlagen. Die angestalk worden/ den Sandthil zu bespringen/ vermeinten sich allda zu begraben/ und vor dem Geschüz der Stadt zu befrjen/ biß sie die allte Stadt erobert hätten/ und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/347 |
Zitationshilfe: | Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/347>, abgerufen am 29.07.2024. |