Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite

sie ihr lebenlang keinen menschen in tods gefahr beherzter/ bestendiger/ und unerschrokener gesehen hetten/ als eben den Amiral. Darauff ist er von obgemeldtem Behm und anderen erstochen/ und zum fenster herunder geworffen worden. Dann der von Gvisa nicht glauben wolte/ daß der Amiral tod were/ er hette ihn dann mit seinen augen tod gesehen. Wie er ihm dann auch mit eigner hand das blut vom gesicht mit einem tüchlein gewüschet hat/ auff daß er ihn recht kennen möchte. Und nach dem er ihn eigentlich erkant/ hat er ihm mit einem fuß auffs angesicht getretten/ und hat also weiter zu den anderen geeilet.

Ein Italianer da zugegen/ hat dem Amiral den kopf abgehauen. Welchen man gebalsamet / und gen Rom zu einem spott dem vatter Papst/ und an den Cardinal von Lothringen alsbald übersendet hat.

Darnach hat ihm der pöfel händ/ füß und das gemächt abgehauen/ und ist also der übrige cörper drei ganzer tag in der statt Paris umher geschlept/ und endlich bei den füssen an den galgen auff dem Falkenberg gehenkt worden.

Die folgende tag ist so ein mezgen und würgen in der statt Paris an allen orten gewest / daß es nicht zu sagen ist. Dannes sind so vil herren/ edelleut/ praesidenten / rahtsherren/ advocaten/ Procuratoren/ studenten/ Medici/ kauff- und handwerks-leut / schwangere weiber/ frauen/ jungfrauen und kinder ganz jämerlich umgebracht worden/ also / daß die anzahl der erschlagenen über zehen tausend zu Paris allein soll gewest sein. Die gassen lagen voll todter cörper/ der strom war mit blut gefärbt/ die thor und eingang des Königlichen Palasts waren gleicher gestalt mit blut besudelt. Und dennoch waren dise bluthund noch nicht gesättiget/ sonderen lieffen umher/ eben als wann sie toll und rasend weren. Es wurden die kinder in ihrer eltern blut gewelzet und besudlet/ und mit gleicher gewalthingerichtet. Schwangere weiber wurden verwundet und geschlagen/ und also zur mißgeburt genötiget. Etlichen wurd noch darzu die frucht auß dem leib geschnitten / und an die mauren geschlagen und zerschmettert. Auch müste gar niemand solches elend betrauren oder beklagen. Dann so bald einer traurig befunden ward/ wurd er gleicher gestalt hingerichtet. Darzu war es nicht neu/ daß die nächsten blutfreunde einander verrietten. Die

sie ihr lebenlang keinen menschen in tods gefahr beherzter/ bestendiger/ und unerschrokener gesehen hetten/ als eben den Amiral. Darauff ist er von obgemeldtem Behm und anderen erstochen/ und zum fenster herunder geworffen worden. Dañ der von Gvisa nicht glauben wolte/ daß der Amiral tod were/ er hette ihn dann mit seinen augen tod gesehen. Wie er ihm dann auch mit eigner hand das blut vom gesicht mit einem tüchlein gewüschet hat/ auff daß er ihn recht kennen möchte. Und nach dem er ihn eigentlich erkant/ hat er ihm mit einem fuß auffs angesicht getretten/ und hat also weiter zu den anderen geeilet.

Ein Italianer da zugegen/ hat dem Amiral den kopf abgehauen. Welchen man gebalsamet / und gen Rom zu einem spott dem vatter Papst/ und an den Cardinal von Lothringen alsbald übersendet hat.

Darnach hat ihm der pöfel händ/ füß und das gemächt abgehauen/ und ist also der übrige cörper drei ganzer tag in der statt Paris umher geschlept/ und endlich bei den füssen an den galgen auff dem Falkenberg gehenkt worden.

Die folgende tag ist so ein mezgen und würgen in der statt Paris an allen orten gewest / daß es nicht zu sagen ist. Dannes sind so vil herren/ edelleut/ praesidenten / rahtsherren/ advocaten/ Procuratoren/ studenten/ Medici/ kauff- und handwerks-leut / schwangere weiber/ frauen/ jungfrauen und kinder ganz jämerlich umgebracht worden/ also / daß die anzahl der erschlagenen über zehen tausend zu Paris allein soll gewest sein. Die gassen lagen voll todter cörper/ der strom war mit blut gefärbt/ die thor und eingang des Königlichen Palasts waren gleicher gestalt mit blut besudelt. Und dennoch waren dise bluthund noch nicht gesättiget/ sonderen lieffen umher/ eben als wann sie toll und rasend weren. Es wurden die kinder in ihrer eltern blut gewelzet und besudlet/ und mit gleicher gewalthingerichtet. Schwangere weiber wurden verwundet und geschlagen/ und also zur mißgeburt genötiget. Etlichen wurd noch darzu die frucht auß dem leib geschnitten / und an die mauren geschlagen und zerschmettert. Auch müste gar niemand solches elend betrauren oder beklagen. Dann so bald einer traurig befunden ward/ wurd er gleicher gestalt hingerichtet. Darzu war es nicht neu/ daß die nächsten blutfreunde einander verrietten. Die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0331" n="299"/>
sie ihr lebenlang keinen            menschen in tods gefahr beherzter/ bestendiger/ und unerschrokener gesehen hetten/ als            eben den Amiral. Darauff ist er von obgemeldtem Behm und anderen erstochen/ und zum            fenster herunder geworffen worden. Dan&#x0303; der von Gvisa nicht glauben wolte/ daß der            Amiral tod were/ er hette ihn dann mit seinen augen tod gesehen. Wie er ihm dann auch mit            eigner hand das blut vom gesicht mit einem tüchlein gewüschet hat/ auff daß er ihn recht            kennen möchte. Und nach dem er ihn eigentlich erkant/ hat er ihm mit einem fuß auffs            angesicht getretten/ und hat also weiter zu den anderen geeilet.</p>
        <p>Ein Italianer da zugegen/ hat dem Amiral den kopf abgehauen. Welchen man gebalsamet /            und gen Rom zu einem spott dem vatter Papst/ und an den Cardinal von Lothringen alsbald            übersendet hat.</p>
        <p>Darnach hat ihm der pöfel händ/ füß und das gemächt abgehauen/ und ist also der übrige            cörper drei ganzer tag in der statt Paris umher geschlept/ und endlich bei den füssen an            den galgen auff dem Falkenberg gehenkt worden.</p>
        <p>Die folgende tag ist so ein mezgen und würgen in der statt Paris an allen orten gewest /            daß es nicht zu sagen ist. Dannes sind so vil herren/ edelleut/ praesidenten /            rahtsherren/ advocaten/ Procuratoren/ studenten/ Medici/ kauff- und handwerks-leut /            schwangere weiber/ frauen/ jungfrauen und kinder ganz jämerlich umgebracht worden/ also           / daß die anzahl der erschlagenen über zehen tausend zu Paris allein soll gewest sein. Die            gassen lagen voll todter cörper/ der strom war mit blut gefärbt/ die thor und eingang            des Königlichen Palasts waren gleicher gestalt mit blut besudelt. Und dennoch waren dise            bluthund noch nicht gesättiget/ sonderen lieffen umher/ eben als wann sie toll und            rasend weren. Es wurden die kinder in ihrer eltern blut gewelzet und besudlet/ und mit            gleicher gewalthingerichtet. Schwangere weiber wurden verwundet und geschlagen/ und also            zur mißgeburt genötiget. Etlichen wurd noch darzu die frucht auß dem leib geschnitten /            und an die mauren geschlagen und zerschmettert. Auch müste gar niemand solches elend            betrauren oder beklagen. Dann so bald einer traurig befunden ward/ wurd er gleicher            gestalt hingerichtet. Darzu war es nicht neu/ daß die nächsten blutfreunde einander            verrietten. Die
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[299/0331] sie ihr lebenlang keinen menschen in tods gefahr beherzter/ bestendiger/ und unerschrokener gesehen hetten/ als eben den Amiral. Darauff ist er von obgemeldtem Behm und anderen erstochen/ und zum fenster herunder geworffen worden. Dañ der von Gvisa nicht glauben wolte/ daß der Amiral tod were/ er hette ihn dann mit seinen augen tod gesehen. Wie er ihm dann auch mit eigner hand das blut vom gesicht mit einem tüchlein gewüschet hat/ auff daß er ihn recht kennen möchte. Und nach dem er ihn eigentlich erkant/ hat er ihm mit einem fuß auffs angesicht getretten/ und hat also weiter zu den anderen geeilet. Ein Italianer da zugegen/ hat dem Amiral den kopf abgehauen. Welchen man gebalsamet / und gen Rom zu einem spott dem vatter Papst/ und an den Cardinal von Lothringen alsbald übersendet hat. Darnach hat ihm der pöfel händ/ füß und das gemächt abgehauen/ und ist also der übrige cörper drei ganzer tag in der statt Paris umher geschlept/ und endlich bei den füssen an den galgen auff dem Falkenberg gehenkt worden. Die folgende tag ist so ein mezgen und würgen in der statt Paris an allen orten gewest / daß es nicht zu sagen ist. Dannes sind so vil herren/ edelleut/ praesidenten / rahtsherren/ advocaten/ Procuratoren/ studenten/ Medici/ kauff- und handwerks-leut / schwangere weiber/ frauen/ jungfrauen und kinder ganz jämerlich umgebracht worden/ also / daß die anzahl der erschlagenen über zehen tausend zu Paris allein soll gewest sein. Die gassen lagen voll todter cörper/ der strom war mit blut gefärbt/ die thor und eingang des Königlichen Palasts waren gleicher gestalt mit blut besudelt. Und dennoch waren dise bluthund noch nicht gesättiget/ sonderen lieffen umher/ eben als wann sie toll und rasend weren. Es wurden die kinder in ihrer eltern blut gewelzet und besudlet/ und mit gleicher gewalthingerichtet. Schwangere weiber wurden verwundet und geschlagen/ und also zur mißgeburt genötiget. Etlichen wurd noch darzu die frucht auß dem leib geschnitten / und an die mauren geschlagen und zerschmettert. Auch müste gar niemand solches elend betrauren oder beklagen. Dann so bald einer traurig befunden ward/ wurd er gleicher gestalt hingerichtet. Darzu war es nicht neu/ daß die nächsten blutfreunde einander verrietten. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/331
Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/331>, abgerufen am 24.11.2024.