Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.auf einer andern Stelle essen sand: wurden sie viel grausamer hingerichtet. Es hatte seiner Cancellisten einer einen Hecht gekaufft/ und war darüber angeben / gleich lebte er besser/ dann der Großfürst: darauf warff ihn Basilides ins Gefängnuß: und bald hernach gar ins Wasser/ da er ersauffen muste. In dem man den armen Tropfen hinführte zum Tode: schrie ihm der Tjrann hinten nach: Da! gehe hin! fische nun in der Hölle/ und friß dich dort satt in Lekersbissen. Seiner Grausamkeit ist auch dise nicht die geringste gewesen/ das er die Eltern offt gezwungen/ die todten Cörxer ihrer erwürgten Kinder zufressen. Als er den Reussischen Redner Johann Michael Visc ovaz tödten ließ: hat seiner Schreiber einer/ um seines Großfürsten Gunst zu erlangen/ demselben daß männliche Glied ausgeschnitten: darüber er gleich gestorben. Aber der Secretarius bekam/ für solche Heuchelej/ ein recht mässiges Trinkgeld: denn er muste zur Stunde dasselbige Glied/ auf Basilidis Befehl/ also blutig auffressen: weil er besagtem Redner einen gar zu schnellen tod/ und Abkürzung der Pein verursachet. Der Persianische König/ Thamas/ hatte ihm einen Elephanten verehrt: den ließ er in Stüken zerhauen: weil er nicht lernen wollen/ für ihm Knie beugen. In der Charten/ und im schacht/ hat er sehr gern gespielt/ seine Mitspieler aber gemeinlich getractirt/ wie die Kaze mit den Mäusen zu spilen pflegt. Auf eine Zeit/ spilte er mit seinen Bojaren / und fürnemmen Landherren/ sehr bedachtsam und scharffsinnig: ließ aber/ nach vollbrachtem Spil/ ohn Unterscheid/ so wol die/ welche ihm abgewonnen/ als die so das Spiel verlohren/ miteinander jämmerlich hinrichten: ihnen vorher Lippen/ Nasen und Ohren abschneiden/ und sie hernach vollends erwürgen. Wann aber jemand/ von frejen Stüken verlor/ und ihn gerne ließ gewinnen: ward ein solcher von ihm geprüglet/ als ein fauler und verzagter Mensch. Wolte dann/ Unglük zuvermeiden/ einer oder andre mit ihm gar nicht spielen: muste er sterben/ under dem Fürwand/ er hätte dem Großfürsten nach dem Leben gestellet/ oder seine Majestät verlezt. In Summa: man mochte dise Stachel-Sau angreiffen / wie man wolte: so verwundete man allezeit die Hände. auf einer andern Stelle essen sand: wurden sie viel grausamer hingerichtet. Es hatte seiner Cancellisten einer einen Hecht gekaufft/ und war darüber angeben / gleich lebte er besser/ dann der Großfürst: darauf warff ihn Basilides ins Gefängnuß: und bald hernach gar ins Wasser/ da er ersauffen muste. In dem man den armen Tropfen hinführte zum Tode: schrie ihm der Tjrann hinten nach: Da! gehe hin! fische nun in der Hölle/ und friß dich dort satt in Lekersbissen. Seiner Grausamkeit ist auch dise nicht die geringste gewesen/ das er die Eltern offt gezwungen/ die todten Cörxer ihrer erwürgten Kinder zufressen. Als er den Reussischen Redner Johann Michael Visc ovaz tödten ließ: hat seiner Schreiber einer/ um seines Großfürsten Gunst zu erlangen/ demselben daß männliche Glied ausgeschnitten: darüber er gleich gestorben. Aber der Secretarius bekam/ für solche Heuchelej/ ein recht mässiges Trinkgeld: denn er muste zur Stunde dasselbige Glied/ auf Basilidis Befehl/ also blutig auffressen: weil er besagtem Redner einen gar zu schnellen tod/ und Abkürzung der Pein verursachet. Der Persianische König/ Thamas/ hatte ihm einen Elephanten verehrt: den ließ er in Stüken zerhauen: weil er nicht lernen wollen/ für ihm Knie beugen. In der Charten/ und im schacht/ hat er sehr gern gespielt/ seine Mitspieler aber gemeinlich getractirt/ wie die Kaze mit den Mäusen zu spilen pflegt. Auf eine Zeit/ spilte er mit seinen Bojaren / und fürnemmen Landherren/ sehr bedachtsam und scharffsiñig: ließ aber/ nach vollbrachtem Spil/ ohn Unterscheid/ so wol die/ welche ihm abgewonnen/ als die so das Spiel verlohren/ miteinander jämmerlich hinrichten: ihnen vorher Lippen/ Nasen und Ohren abschneiden/ und sie hernach vollends erwürgen. Wann aber jemand/ von frejen Stüken verlor/ und ihn gerne ließ gewinnen: ward ein solcher von ihm geprüglet/ als ein fauler und verzagter Mensch. Wolte dann/ Unglük zuvermeiden/ einer oder andre mit ihm gar nicht spielen: muste er sterben/ under dem Fürwand/ er hätte dem Großfürsten nach dem Leben gestellet/ oder seine Majestät verlezt. In Summa: man mochte dise Stachel-Sau angreiffen / wie man wolte: so verwundete man allezeit die Hände. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0328" n="296"/> auf einer andern Stelle essen sand: wurden sie viel grausamer hingerichtet.</p> <p>Es hatte seiner Cancellisten einer einen Hecht gekaufft/ und war darüber angeben / gleich lebte er besser/ dann der Großfürst: darauf warff ihn Basilides ins Gefängnuß: und bald hernach gar ins Wasser/ da er ersauffen muste. In dem man den armen Tropfen hinführte zum Tode: schrie ihm der Tjrann hinten nach: Da! gehe hin! fische nun in der Hölle/ und friß dich dort satt in Lekersbissen. Seiner Grausamkeit ist auch dise nicht die geringste gewesen/ das er die Eltern offt gezwungen/ die todten Cörxer ihrer erwürgten Kinder zufressen.</p> <p>Als er den Reussischen Redner Johann Michael Visc ovaz tödten ließ: hat seiner Schreiber einer/ um seines Großfürsten Gunst zu erlangen/ demselben daß männliche Glied ausgeschnitten: darüber er gleich gestorben. Aber der Secretarius bekam/ für solche Heuchelej/ ein recht mässiges Trinkgeld: denn er muste zur Stunde dasselbige Glied/ auf Basilidis Befehl/ also blutig auffressen: weil er besagtem Redner einen gar zu schnellen tod/ und Abkürzung der Pein verursachet.</p> <p>Der Persianische König/ Thamas/ hatte ihm einen Elephanten verehrt: den ließ er in Stüken zerhauen: weil er nicht lernen wollen/ für ihm Knie beugen. In der Charten/ und im schacht/ hat er sehr gern gespielt/ seine Mitspieler aber gemeinlich getractirt/ wie die Kaze mit den Mäusen zu spilen pflegt. Auf eine Zeit/ spilte er mit seinen Bojaren / und fürnemmen Landherren/ sehr bedachtsam und scharffsiñig: ließ aber/ nach vollbrachtem Spil/ ohn Unterscheid/ so wol die/ welche ihm abgewonnen/ als die so das Spiel verlohren/ miteinander jämmerlich hinrichten: ihnen vorher Lippen/ Nasen und Ohren abschneiden/ und sie hernach vollends erwürgen. Wann aber jemand/ von frejen Stüken verlor/ und ihn gerne ließ gewinnen: ward ein solcher von ihm geprüglet/ als ein fauler und verzagter Mensch. Wolte dann/ Unglük zuvermeiden/ einer oder andre mit ihm gar nicht spielen: muste er sterben/ under dem Fürwand/ er hätte dem Großfürsten nach dem Leben gestellet/ oder seine Majestät verlezt. In Summa: man mochte dise Stachel-Sau angreiffen / wie man wolte: so verwundete man allezeit die Hände.</p> </div> </body> </text> </TEI> [296/0328]
auf einer andern Stelle essen sand: wurden sie viel grausamer hingerichtet.
Es hatte seiner Cancellisten einer einen Hecht gekaufft/ und war darüber angeben / gleich lebte er besser/ dann der Großfürst: darauf warff ihn Basilides ins Gefängnuß: und bald hernach gar ins Wasser/ da er ersauffen muste. In dem man den armen Tropfen hinführte zum Tode: schrie ihm der Tjrann hinten nach: Da! gehe hin! fische nun in der Hölle/ und friß dich dort satt in Lekersbissen. Seiner Grausamkeit ist auch dise nicht die geringste gewesen/ das er die Eltern offt gezwungen/ die todten Cörxer ihrer erwürgten Kinder zufressen.
Als er den Reussischen Redner Johann Michael Visc ovaz tödten ließ: hat seiner Schreiber einer/ um seines Großfürsten Gunst zu erlangen/ demselben daß männliche Glied ausgeschnitten: darüber er gleich gestorben. Aber der Secretarius bekam/ für solche Heuchelej/ ein recht mässiges Trinkgeld: denn er muste zur Stunde dasselbige Glied/ auf Basilidis Befehl/ also blutig auffressen: weil er besagtem Redner einen gar zu schnellen tod/ und Abkürzung der Pein verursachet.
Der Persianische König/ Thamas/ hatte ihm einen Elephanten verehrt: den ließ er in Stüken zerhauen: weil er nicht lernen wollen/ für ihm Knie beugen. In der Charten/ und im schacht/ hat er sehr gern gespielt/ seine Mitspieler aber gemeinlich getractirt/ wie die Kaze mit den Mäusen zu spilen pflegt. Auf eine Zeit/ spilte er mit seinen Bojaren / und fürnemmen Landherren/ sehr bedachtsam und scharffsiñig: ließ aber/ nach vollbrachtem Spil/ ohn Unterscheid/ so wol die/ welche ihm abgewonnen/ als die so das Spiel verlohren/ miteinander jämmerlich hinrichten: ihnen vorher Lippen/ Nasen und Ohren abschneiden/ und sie hernach vollends erwürgen. Wann aber jemand/ von frejen Stüken verlor/ und ihn gerne ließ gewinnen: ward ein solcher von ihm geprüglet/ als ein fauler und verzagter Mensch. Wolte dann/ Unglük zuvermeiden/ einer oder andre mit ihm gar nicht spielen: muste er sterben/ under dem Fürwand/ er hätte dem Großfürsten nach dem Leben gestellet/ oder seine Majestät verlezt. In Summa: man mochte dise Stachel-Sau angreiffen / wie man wolte: so verwundete man allezeit die Hände.
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Zitationshilfe: | Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/328>, abgerufen am 29.07.2024. |