Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.Buche/ nicht nachthun können: hat er mit dem Chor-Steken/ welchen diser possierliche Cantor in der Hand gehabt/ ihnen der gestalt auf die Köpffe tactirt/ das man hin und wider die blaue / und rote/ blutrünstige Noten/ an ihrer blossen haut/ merklich erkennen können. Als er das Stättlein Wenden eingenomen/ und folgends/ der in Lieffland gewesten Teutschen Meister Residenz beschossen: haben die Belagerte zuvor das heilige Nachtmahl genommen / und darauff die meisten sich selbsten/ mit Weib und Kindern/ in die Lufft gesprengt. Die übrigen/ so nach Eroberung deß Schlosses/ ihm in die Hände gekommen/ hat er alle hinrichten/ bevorab aber den geheimen Secretarium deß Schloßhauptmanns/ welcher einer von Fürstenberg gewesen/ für seines Herren Augen/ dergestalt veitschen und streichen lassen/ das ihm alles Fleisch von den Rieben gefallen/ und man ihm das Eingeweid im Leib sehen können. Seinen ältesten sohn erstach er mit einem stab/ daran ein langes spiziges Eisen war: weil derselbe den Vatter ermahnte/ von solchem gottlosen Leben abzustehen/ und ihm nicht aller Benachbarten Feindschafft auf den Hals zu laden. Bej solcher Wüterej/ hat er dennoch zuweilen eine scheinheiligkeit bliken lassen: denn die jenigen/ so an verbotenen Tagen getrunken/ und offentlich in Mäthe oder Brandwein voll gesehen/ und darüber betreten worden/ hat er/ ein ganz Jahr lang/ im Gefängnuß/ Ketten und Banden gehalten / und nicht ehe/ als drej Tage vor Ostern wider erledigt. Seinem Schwager/ der bej ihm von andren losen Leuten verleumdet worden/ gab er in Meth sein eigen Blut zusaufen: ließ hernach alle Hofdiener desselben nidersäblen/ und den Herzog mit Fäusten rauffen: Welcher zulezt/ mit zittren und beben/ etliche tausend Schritte/ auf den Knien/ zu seinem Gezehlt kriechen müssen/ und also Gnade bitten. Das also disem guten Herzog die Großfürstliche Schwägerschafft sauer gnug worden/ und er lieber eines armen gemeinen Manns/ als einer solchen Bestien Muhme hätte hetrathen mögen. Wann Basilides er fahren/ das die Weiber von ihm etwas widerliches geredet: hat er etliche derselben/ in ihren eigenen Häusern/ über der Ehemänner Tisch/ aufhenken lassen: auch den Männern nicht verstatter/ an einigem andern Ort zu mahlzeiten/ werder bej disen stinkenden todten Cörpern: eh und bevor sie solches endlich/ mit grosser demüthiger Bitte/ erhalten: denn da man sie / Buche/ nicht nachthun können: hat er mit dem Chor-Steken/ welchen diser possierliche Cantor in der Hand gehabt/ ihnen der gestalt auf die Köpffe tactirt/ das man hin und wider die blaue / und rote/ blutrünstige Noten/ an ihrer blossen haut/ merklich erkennen können. Als er das Stättlein Wenden eingenomen/ und folgends/ der in Lieffland gewesten Teutschen Meister Residenz beschossen: haben die Belagerte zuvor das heilige Nachtmahl genommen / und darauff die meisten sich selbsten/ mit Weib und Kindern/ in die Lufft gesprengt. Die übrigen/ so nach Eroberung deß Schlosses/ ihm in die Hände gekommen/ hat er alle hinrichten/ bevorab aber den geheimen Secretarium deß Schloßhauptmanns/ welcher einer von Fürstenberg gewesen/ für seines Herren Augen/ dergestalt veitschen und streichen lassen/ das ihm alles Fleisch von den Rieben gefallen/ und man ihm das Eingeweid im Leib sehen können. Seinen ältesten sohn erstach er mit einem stab/ daran ein langes spiziges Eisen war: weil derselbe den Vatter ermahnte/ von solchem gottlosen Leben abzustehen/ und ihm nicht aller Benachbarten Feindschafft auf den Hals zu laden. Bej solcher Wüterej/ hat er dennoch zuweilen eine scheinheiligkeit bliken lassen: denn die jenigen/ so an verbotenen Tagen getrunken/ und offentlich in Mäthe oder Brandwein voll gesehen/ und darüber betreten worden/ hat er/ ein ganz Jahr lang/ im Gefängnuß/ Ketten und Banden gehalten / und nicht ehe/ als drej Tage vor Ostern wider erledigt. Seinem Schwager/ der bej ihm von andren losen Leuten verleumdet worden/ gab er in Meth sein eigen Blut zusaufen: ließ hernach alle Hofdiener desselben nidersäblen/ und den Herzog mit Fäusten rauffen: Welcher zulezt/ mit zittren und beben/ etliche tausend Schritte/ auf den Knien/ zu seinem Gezehlt kriechen müssen/ und also Gnade bitten. Das also disem guten Herzog die Großfürstliche Schwägerschafft sauer gnug worden/ und er lieber eines armen gemeinen Mañs/ als einer solchen Bestien Muhme hätte hetrathen mögen. Wann Basilides er fahren/ das die Weiber von ihm etwas widerliches geredet: hat er etliche derselben/ in ihren eigenen Häusern/ über der Ehemänner Tisch/ aufhenken lassen: auch den Männern nicht verstatter/ an einigem andern Ort zu mahlzeiten/ werder bej disen stinkenden todten Cörpern: eh und bevor sie solches endlich/ mit grosser demüthiger Bitte/ erhalten: denn da man sie / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0327" n="295"/> Buche/ nicht nachthun können: hat er mit dem Chor-Steken/ welchen diser possierliche Cantor in der Hand gehabt/ ihnen der gestalt auf die Köpffe tactirt/ das man hin und wider die blaue / und rote/ blutrünstige Noten/ an ihrer blossen haut/ merklich erkennen können. Als er das Stättlein Wenden eingenomen/ und folgends/ der in Lieffland gewesten Teutschen Meister Residenz beschossen: haben die Belagerte zuvor das heilige Nachtmahl genommen / und darauff die meisten sich selbsten/ mit Weib und Kindern/ in die Lufft gesprengt. Die übrigen/ so nach Eroberung deß Schlosses/ ihm in die Hände gekommen/ hat er alle hinrichten/ bevorab aber den geheimen Secretarium deß Schloßhauptmanns/ welcher einer von Fürstenberg gewesen/ für seines Herren Augen/ dergestalt veitschen und streichen lassen/ das ihm alles Fleisch von den Rieben gefallen/ und man ihm das Eingeweid im Leib sehen können.</p> <p>Seinen ältesten sohn erstach er mit einem stab/ daran ein langes spiziges Eisen war: weil derselbe den Vatter ermahnte/ von solchem gottlosen Leben abzustehen/ und ihm nicht aller Benachbarten Feindschafft auf den Hals zu laden. Bej solcher Wüterej/ hat er dennoch zuweilen eine scheinheiligkeit bliken lassen: denn die jenigen/ so an verbotenen Tagen getrunken/ und offentlich in Mäthe oder Brandwein voll gesehen/ und darüber betreten worden/ hat er/ ein ganz Jahr lang/ im Gefängnuß/ Ketten und Banden gehalten / und nicht ehe/ als drej Tage vor Ostern wider erledigt.</p> <p>Seinem Schwager/ der bej ihm von andren losen Leuten verleumdet worden/ gab er in Meth sein eigen Blut zusaufen: ließ hernach alle Hofdiener desselben nidersäblen/ und den Herzog mit Fäusten rauffen: Welcher zulezt/ mit zittren und beben/ etliche tausend Schritte/ auf den Knien/ zu seinem Gezehlt kriechen müssen/ und also Gnade bitten. Das also disem guten Herzog die Großfürstliche Schwägerschafft sauer gnug worden/ und er lieber eines armen gemeinen Mañs/ als einer solchen Bestien Muhme hätte hetrathen mögen. Wann Basilides er fahren/ das die Weiber von ihm etwas widerliches geredet: hat er etliche derselben/ in ihren eigenen Häusern/ über der Ehemänner Tisch/ aufhenken lassen: auch den Männern nicht verstatter/ an einigem andern Ort zu mahlzeiten/ werder bej disen stinkenden todten Cörpern: eh und bevor sie solches endlich/ mit grosser demüthiger Bitte/ erhalten: denn da man sie / </p> </div> </body> </text> </TEI> [295/0327]
Buche/ nicht nachthun können: hat er mit dem Chor-Steken/ welchen diser possierliche Cantor in der Hand gehabt/ ihnen der gestalt auf die Köpffe tactirt/ das man hin und wider die blaue / und rote/ blutrünstige Noten/ an ihrer blossen haut/ merklich erkennen können. Als er das Stättlein Wenden eingenomen/ und folgends/ der in Lieffland gewesten Teutschen Meister Residenz beschossen: haben die Belagerte zuvor das heilige Nachtmahl genommen / und darauff die meisten sich selbsten/ mit Weib und Kindern/ in die Lufft gesprengt. Die übrigen/ so nach Eroberung deß Schlosses/ ihm in die Hände gekommen/ hat er alle hinrichten/ bevorab aber den geheimen Secretarium deß Schloßhauptmanns/ welcher einer von Fürstenberg gewesen/ für seines Herren Augen/ dergestalt veitschen und streichen lassen/ das ihm alles Fleisch von den Rieben gefallen/ und man ihm das Eingeweid im Leib sehen können.
Seinen ältesten sohn erstach er mit einem stab/ daran ein langes spiziges Eisen war: weil derselbe den Vatter ermahnte/ von solchem gottlosen Leben abzustehen/ und ihm nicht aller Benachbarten Feindschafft auf den Hals zu laden. Bej solcher Wüterej/ hat er dennoch zuweilen eine scheinheiligkeit bliken lassen: denn die jenigen/ so an verbotenen Tagen getrunken/ und offentlich in Mäthe oder Brandwein voll gesehen/ und darüber betreten worden/ hat er/ ein ganz Jahr lang/ im Gefängnuß/ Ketten und Banden gehalten / und nicht ehe/ als drej Tage vor Ostern wider erledigt.
Seinem Schwager/ der bej ihm von andren losen Leuten verleumdet worden/ gab er in Meth sein eigen Blut zusaufen: ließ hernach alle Hofdiener desselben nidersäblen/ und den Herzog mit Fäusten rauffen: Welcher zulezt/ mit zittren und beben/ etliche tausend Schritte/ auf den Knien/ zu seinem Gezehlt kriechen müssen/ und also Gnade bitten. Das also disem guten Herzog die Großfürstliche Schwägerschafft sauer gnug worden/ und er lieber eines armen gemeinen Mañs/ als einer solchen Bestien Muhme hätte hetrathen mögen. Wann Basilides er fahren/ das die Weiber von ihm etwas widerliches geredet: hat er etliche derselben/ in ihren eigenen Häusern/ über der Ehemänner Tisch/ aufhenken lassen: auch den Männern nicht verstatter/ an einigem andern Ort zu mahlzeiten/ werder bej disen stinkenden todten Cörpern: eh und bevor sie solches endlich/ mit grosser demüthiger Bitte/ erhalten: denn da man sie /
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Zitationshilfe: | Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/327>, abgerufen am 29.07.2024. |