Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.streng: der König gar sanfftmühtig und gelind. Jener scharffsinnig/ und behutsam: diser helden-mütig/ und dapfer im ansezen/ wann es zum treffen geriet. Der Käiser brauchte allerhand renke und geschwinde kriegslist/ bewarb sich auch um gute obristen und soldaten/ und verschlagene geschwinde köpfe: der König gieng seinem gegenpart frisch und offenbar under augen: liebte sehr die gelehrten/ und spendirte fast lieber auff eine geschikte feder/ weder auff den degen. Der Käiser ertheilte kur zen bescheid/ mit wenig/ aber sehr wichtigen worten: der König war trefflich beredt/ führte seine sachen zierlich und weitlauffig hinaus. Der Käiser war unverdrossen zu allen underfahungen hurtig/ waker und muhtig: der König beherzt/ aber dabei sanfft und lieblich. Der Käiser sparsam/ karg und genau: ohn allein wann es ehr und reputation betraff/ da er sich keiner unkosten gereuen lies: der König über alle massen mild und freigebig/ sonderlich gegen gelehrte/ oder sonst wol verdiente leut. Der Käiser wuste sich in die zeit trefflich zu schiken/ hinder dem berge zu halten/ und nach Nohtwendigkeit der sachen/ seinen kopf zu lenken und wenden: der König beharrete steiff bei ein mal gegebener zusage/ und ließ sich underweilen etwas ungescheut vermerken / daraus man seinen heldenmut spürte. Der Käiser gieng mit listigen und verschmizten leuten / aber garbehutsam und klüglich umm: bei seinen hof-dieneren und rähten nam er die reputation und Majestät in acht: der König machte sich mit seinen rähten und hof-leuten offt lustig/ begegnete auch den land-herren gar freundlich. Der König hatte ein kostliches gedächtnus/ und überaus wol studirt: der Käiser war hoch weis und verständig/ daß er sich gegen einem jeden/ und in alle sachen zu richten und schiken wußte. Der Käiser ließ zu zeiten gnade und clemenz mit underlauffen: der König war nichts dann lauter güte/ huld und frömmigkeit. Der König war streitbar/ und bot dem feinde die faust: der Käiser zu forderst das auge/ und war in disem fall fürsichtig. Der Käiser hatte ein gotsfürchtiges/ aber daneben etwas ehrsüchtiges gemüht: der König ware mit keinem an tugend/ Glükseligkeit und Sig zu vergleichen gewest: da er sich hätte wissen zu regieren/ und bei dem hof-leben nicht allzusehr seine lust und kurzweil gesucht. streng: der König gar sanfftmühtig und gelind. Jener scharffsinnig/ und behutsam: diser helden-mütig/ und dapfer im ansezen/ wann es zum treffen geriet. Der Käiser brauchte allerhand renke und geschwinde kriegslist/ bewarb sich auch um gute obristen und soldaten/ und verschlagene geschwinde köpfe: der König gieng seinem gegenpart frisch und offenbar under augen: liebte sehr die gelehrten/ und spendirte fast lieber auff eine geschikte feder/ weder auff den degen. Der Käiser ertheilte kur zen bescheid/ mit wenig/ aber sehr wichtigen worten: der König war trefflich beredt/ führte seine sachen zierlich und weitlauffig hinaus. Der Käiser war unverdrossen zu allen underfahungen hurtig/ waker und muhtig: der König beherzt/ aber dabei sanfft und lieblich. Der Käiser sparsam/ karg und genau: ohn allein wann es ehr und reputation betraff/ da er sich keiner unkosten gereuen lies: der König über alle massen mild und freigebig/ sonderlich gegen gelehrte/ oder sonst wol verdiente leut. Der Käiser wuste sich in die zeit trefflich zu schiken/ hinder dem berge zu halten/ und nach Nohtwendigkeit der sachen/ seinen kopf zu lenken und wenden: der König beharrete steiff bei ein mal gegebener zusage/ und ließ sich underweilen etwas ungescheut vermerken / daraus man seinen heldenmut spürte. Der Käiser gieng mit listigen und verschmizten leuten / aber garbehutsam und klüglich um̃: bei seinen hof-dieneren und rähten nam er die reputation und Majestät in acht: der König machte sich mit seinen rähten und hof-leuten offt lustig/ begegnete auch den land-herren gar freundlich. Der König hatte ein kostliches gedächtnus/ und überaus wol studirt: der Käiser war hoch weis und verständig/ daß er sich gegen einem jeden/ und in alle sachen zu richten und schiken wußte. Der Käiser ließ zu zeiten gnade und clemenz mit underlauffen: der König war nichts dann lauter güte/ huld und frömmigkeit. Der König war streitbar/ und bot dem feinde die faust: der Käiser zu forderst das auge/ und war in disem fall fürsichtig. Der Käiser hatte ein gotsfürchtiges/ aber daneben etwas ehrsüchtiges gemüht: der König ware mit keinem an tugend/ Glükseligkeit und Sig zu vergleichen gewest: da er sich hätte wissen zu regieren/ und bei dem hof-leben nicht allzusehr seine lust und kurzweil gesucht. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0313" n="283"/> streng: der König gar sanfftmühtig und gelind. Jener scharffsinnig/ und behutsam: diser helden-mütig/ und dapfer im ansezen/ wann es zum treffen geriet. Der Käiser brauchte allerhand renke und geschwinde kriegslist/ bewarb sich auch um gute obristen und soldaten/ und verschlagene geschwinde köpfe: der König gieng seinem gegenpart frisch und offenbar under augen: liebte sehr die gelehrten/ und spendirte fast lieber auff eine geschikte feder/ weder auff den degen.</p> <p>Der Käiser ertheilte kur zen bescheid/ mit wenig/ aber sehr wichtigen worten: der König war trefflich beredt/ führte seine sachen zierlich und weitlauffig hinaus. Der Käiser war unverdrossen zu allen underfahungen hurtig/ waker und muhtig: der König beherzt/ aber dabei sanfft und lieblich. Der Käiser sparsam/ karg und genau: ohn allein wann es ehr und reputation betraff/ da er sich keiner unkosten gereuen lies: der König über alle massen mild und freigebig/ sonderlich gegen gelehrte/ oder sonst wol verdiente leut. Der Käiser wuste sich in die zeit trefflich zu schiken/ hinder dem berge zu halten/ und nach Nohtwendigkeit der sachen/ seinen kopf zu lenken und wenden: der König beharrete steiff bei ein mal gegebener zusage/ und ließ sich underweilen etwas ungescheut vermerken / daraus man seinen heldenmut spürte. Der Käiser gieng mit listigen und verschmizten leuten / aber garbehutsam und klüglich um̃: bei seinen hof-dieneren und rähten nam er die reputation und Majestät in acht: der König machte sich mit seinen rähten und hof-leuten offt lustig/ begegnete auch den land-herren gar freundlich.</p> <p>Der König hatte ein kostliches gedächtnus/ und überaus wol studirt: der Käiser war hoch weis und verständig/ daß er sich gegen einem jeden/ und in alle sachen zu richten und schiken wußte. Der Käiser ließ zu zeiten gnade und clemenz mit underlauffen: der König war nichts dann lauter güte/ huld und frömmigkeit. Der König war streitbar/ und bot dem feinde die faust: der Käiser zu forderst das auge/ und war in disem fall fürsichtig.</p> <p>Der Käiser hatte ein gotsfürchtiges/ aber daneben etwas ehrsüchtiges gemüht: der König ware mit keinem an tugend/ Glükseligkeit und Sig zu vergleichen gewest: da er sich hätte wissen zu regieren/ und bei dem hof-leben nicht allzusehr seine lust und kurzweil gesucht.</p> </div> </body> </text> </TEI> [283/0313]
streng: der König gar sanfftmühtig und gelind. Jener scharffsinnig/ und behutsam: diser helden-mütig/ und dapfer im ansezen/ wann es zum treffen geriet. Der Käiser brauchte allerhand renke und geschwinde kriegslist/ bewarb sich auch um gute obristen und soldaten/ und verschlagene geschwinde köpfe: der König gieng seinem gegenpart frisch und offenbar under augen: liebte sehr die gelehrten/ und spendirte fast lieber auff eine geschikte feder/ weder auff den degen.
Der Käiser ertheilte kur zen bescheid/ mit wenig/ aber sehr wichtigen worten: der König war trefflich beredt/ führte seine sachen zierlich und weitlauffig hinaus. Der Käiser war unverdrossen zu allen underfahungen hurtig/ waker und muhtig: der König beherzt/ aber dabei sanfft und lieblich. Der Käiser sparsam/ karg und genau: ohn allein wann es ehr und reputation betraff/ da er sich keiner unkosten gereuen lies: der König über alle massen mild und freigebig/ sonderlich gegen gelehrte/ oder sonst wol verdiente leut. Der Käiser wuste sich in die zeit trefflich zu schiken/ hinder dem berge zu halten/ und nach Nohtwendigkeit der sachen/ seinen kopf zu lenken und wenden: der König beharrete steiff bei ein mal gegebener zusage/ und ließ sich underweilen etwas ungescheut vermerken / daraus man seinen heldenmut spürte. Der Käiser gieng mit listigen und verschmizten leuten / aber garbehutsam und klüglich um̃: bei seinen hof-dieneren und rähten nam er die reputation und Majestät in acht: der König machte sich mit seinen rähten und hof-leuten offt lustig/ begegnete auch den land-herren gar freundlich.
Der König hatte ein kostliches gedächtnus/ und überaus wol studirt: der Käiser war hoch weis und verständig/ daß er sich gegen einem jeden/ und in alle sachen zu richten und schiken wußte. Der Käiser ließ zu zeiten gnade und clemenz mit underlauffen: der König war nichts dann lauter güte/ huld und frömmigkeit. Der König war streitbar/ und bot dem feinde die faust: der Käiser zu forderst das auge/ und war in disem fall fürsichtig.
Der Käiser hatte ein gotsfürchtiges/ aber daneben etwas ehrsüchtiges gemüht: der König ware mit keinem an tugend/ Glükseligkeit und Sig zu vergleichen gewest: da er sich hätte wissen zu regieren/ und bei dem hof-leben nicht allzusehr seine lust und kurzweil gesucht.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/313 |
Zitationshilfe: | Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/313>, abgerufen am 29.07.2024. |