Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite

Ex Martyrolog. genommen. Underdeß stund der andächtige Bischoff Georgiusauff der Canzel/ und rieff mit vollem halß wider die Christen: Ja er war so gar außgelassen/ daß er auff den Oster abend mit einem Heydnischen Capitein in der Christen Kirche ging/ und ließ daselbst greiffen 34. Jungfrauen/ neben etlichen ansehenlichen Männeren und Weibern/ die ließ er greülich geißlen/ und in ein hart Gefängnüß werffen.

Under andern herrlichen thaten/ hat er auch einmahl eine Jungfrau mit Ruten hauen lassen / daß sie ein Psalmbuch in ihren Händen getragen. Derselben rissen die Henkersbuben daß Buch auß den Händen/ zogen sie naket auß/ und geisselten sie elendig/ und wurffen sie in einen Graben.

Die Woche nach Ostern machets gemelter Bischoff noch ärger/ in dem er unzehlich viel Christen gefänglich einziehen/ und ihre Häuser plündern liesse.

In der Wochen nach Pfingsten/ als sich das Volk auff den Kirch hoff versammlet und in die Kirch gehen wolt da ein falscher Bischoff innen predigte/ auch nit mit ihm daß Nachtmal halten wolte: bestelt der Bößwicht den vorgemelten Obersten Sebestianum/ daß er eine Rotte seines Gebaks auffbringe/ und ohne verzug die Christen auff dem Kirchhoff in ihrem Gebätt überfalle/ und mit Pfeilen/ Schafflinen und Schwertern ein greülich Blutbad anrichte: Wie er dann alsbald gethan: Und underandern etliche Jungfrauen entblöset/ und sie zum Feüer mitten in der Statt geführet/ und ihnen befohlen/ die Christliche Religion zuverschweren. Alß sie aber dasselbe nicht thun wolten / hat er sie dermassen zerschlagen lassen/ daß sie ihre eygene Eltern und Freünde eine zeitlang nicht haben erkennen können. Bej 40. Männer ließ er mit Ruten zu tod hauen: Die andern/ so er ergrejffen konte/ verschikt er ins Elend/ in eine Insul. Die erschlagenen wolte er nicht begraben lassen/ sonderen ließ sie unbegraben/ verbergen und bewaren. Hiervon schreibt Athanasius in verantwortung seiner flucht: Deßgleichen Socrates und Theodoretus in ihren Kirchen-Historien.

Under deß erlangen die Arrianer/ daß ein Concilium angesezt wird zu Mejland/ Athanasium und andere rechte Kirchen-Lehrer/ welche die rechte lehr von der Gottheit Christi führeten/ zuverdammen. Etliche Bischoffe auß Occident/ als sie der Kezer Be-

Ex Martyrolog. genommen. Underdeß stund der andächtige Bischoff Georgiusauff der Canzel/ und rieff mit vollem halß wider die Christen: Ja er war so gar außgelassen/ daß er auff den Oster abend mit einem Heydnischen Capitein in der Christen Kirche ging/ und ließ daselbst greiffen 34. Jungfrauen/ neben etlichen ansehenlichen Männeren und Weibern/ die ließ er greülich geißlen/ und in ein hart Gefängnüß werffen.

Under andern herrlichen thaten/ hat er auch einmahl eine Jungfrau mit Ruten hauen lassen / daß sie ein Psalmbuch in ihren Händen getragen. Derselben rissen die Henkersbuben daß Buch auß den Händen/ zogen sie naket auß/ und geisselten sie elendig/ und wurffen sie in einen Graben.

Die Woche nach Ostern machets gemelter Bischoff noch ärger/ in dem er unzehlich viel Christen gefänglich einziehen/ und ihre Häuser plündern liesse.

In der Wochen nach Pfingsten/ als sich das Volk auff den Kirch hoff versam̃let und in die Kirch gehen wolt da ein falscher Bischoff iñen predigte/ auch nit mit ihm daß Nachtmal haltẽ wolte: bestelt der Bößwicht den vorgemelten Obersten Sebestianum/ daß er eine Rotte seines Gebaks auffbringe/ und ohne verzug die Christen auff dem Kirchhoff in ihrem Gebätt überfalle/ und mit Pfeilen/ Schafflinen und Schwertern ein greülich Blutbad anrichte: Wie er dann alsbald gethan: Und underandern etliche Jungfrauen entblöset/ und sie zum Feüer mitten in der Statt geführet/ und ihnen befohlen/ die Christliche Religion zuverschweren. Alß sie aber dasselbe nicht thun wolten / hat er sie dermassen zerschlagen lassen/ daß sie ihre eygene Eltern und Freünde eine zeitlang nicht haben erkennen können. Bej 40. Männer ließ er mit Ruten zu tod hauen: Die andern/ so er ergrejffen konte/ verschikt er ins Elend/ in eine Insul. Die erschlagenen wolte er nicht begraben lassen/ sonderen ließ sie unbegraben/ verbergen und bewaren. Hiervon schreibt Athanasius in verantwortung seiner flucht: Deßgleichen Socrates und Theodoretus in ihren Kirchen-Historien.

Under deß erlangen die Arrianer/ daß ein Concilium angesezt wird zu Mejland/ Athanasium und andere rechte Kirchen-Lehrer/ welche die rechte lehr von der Gottheit Christi führeten/ zuverdammen. Etliche Bischoffe auß Occident/ als sie der Kezer Be-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0235" n="205"/><note place="right">Ex Martyrolog.</note> genommen. Underdeß stund der andächtige Bischoff            Georgiusauff der Canzel/ und rieff mit vollem halß wider die Christen: Ja er war so gar            außgelassen/ daß er auff den Oster abend mit einem Heydnischen Capitein in der Christen            Kirche ging/ und ließ daselbst greiffen 34. Jungfrauen/ neben etlichen ansehenlichen            Männeren und Weibern/ die ließ er greülich geißlen/ und in ein hart Gefängnüß            werffen.</p>
        <p>Under andern herrlichen thaten/ hat er auch einmahl eine Jungfrau mit Ruten hauen lassen           / daß sie ein Psalmbuch in ihren Händen getragen. Derselben rissen die Henkersbuben daß            Buch auß den Händen/ zogen sie naket auß/ und geisselten sie elendig/ und wurffen sie            in einen Graben.</p>
        <p>Die Woche nach Ostern machets gemelter Bischoff noch ärger/ in dem er unzehlich viel            Christen gefänglich einziehen/ und ihre Häuser plündern liesse.</p>
        <p>In der Wochen nach Pfingsten/ als sich das Volk auff den Kirch hoff versam&#x0303;let            und in die Kirch gehen wolt da ein falscher Bischoff in&#x0303;en predigte/ auch nit mit            ihm daß Nachtmal halte&#x0303; wolte: bestelt der Bößwicht den vorgemelten Obersten            Sebestianum/ daß er eine Rotte seines Gebaks auffbringe/ und ohne verzug die Christen            auff dem Kirchhoff in ihrem Gebätt überfalle/ und mit Pfeilen/ Schafflinen und            Schwertern ein greülich Blutbad anrichte: Wie er dann alsbald gethan: Und underandern            etliche Jungfrauen entblöset/ und sie zum Feüer mitten in der Statt geführet/ und ihnen            befohlen/ die Christliche Religion zuverschweren. Alß sie aber dasselbe nicht thun wolten           / hat er sie dermassen zerschlagen lassen/ daß sie ihre eygene Eltern und Freünde eine            zeitlang nicht haben erkennen können. Bej 40. Männer ließ er mit Ruten zu tod hauen: Die            andern/ so er ergrejffen konte/ verschikt er ins Elend/ in eine Insul. Die erschlagenen            wolte er nicht begraben lassen/ sonderen ließ sie unbegraben/ verbergen und bewaren.            Hiervon schreibt Athanasius in verantwortung seiner flucht: Deßgleichen Socrates und            Theodoretus in ihren Kirchen-Historien.</p>
        <p>Under deß erlangen die Arrianer/ daß ein Concilium angesezt wird zu Mejland/ Athanasium            und andere rechte Kirchen-Lehrer/ welche die rechte lehr von der Gottheit Christi            führeten/ zuverdammen. Etliche Bischoffe auß Occident/ als sie der Kezer Be-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[205/0235] genommen. Underdeß stund der andächtige Bischoff Georgiusauff der Canzel/ und rieff mit vollem halß wider die Christen: Ja er war so gar außgelassen/ daß er auff den Oster abend mit einem Heydnischen Capitein in der Christen Kirche ging/ und ließ daselbst greiffen 34. Jungfrauen/ neben etlichen ansehenlichen Männeren und Weibern/ die ließ er greülich geißlen/ und in ein hart Gefängnüß werffen. Ex Martyrolog. Under andern herrlichen thaten/ hat er auch einmahl eine Jungfrau mit Ruten hauen lassen / daß sie ein Psalmbuch in ihren Händen getragen. Derselben rissen die Henkersbuben daß Buch auß den Händen/ zogen sie naket auß/ und geisselten sie elendig/ und wurffen sie in einen Graben. Die Woche nach Ostern machets gemelter Bischoff noch ärger/ in dem er unzehlich viel Christen gefänglich einziehen/ und ihre Häuser plündern liesse. In der Wochen nach Pfingsten/ als sich das Volk auff den Kirch hoff versam̃let und in die Kirch gehen wolt da ein falscher Bischoff iñen predigte/ auch nit mit ihm daß Nachtmal haltẽ wolte: bestelt der Bößwicht den vorgemelten Obersten Sebestianum/ daß er eine Rotte seines Gebaks auffbringe/ und ohne verzug die Christen auff dem Kirchhoff in ihrem Gebätt überfalle/ und mit Pfeilen/ Schafflinen und Schwertern ein greülich Blutbad anrichte: Wie er dann alsbald gethan: Und underandern etliche Jungfrauen entblöset/ und sie zum Feüer mitten in der Statt geführet/ und ihnen befohlen/ die Christliche Religion zuverschweren. Alß sie aber dasselbe nicht thun wolten / hat er sie dermassen zerschlagen lassen/ daß sie ihre eygene Eltern und Freünde eine zeitlang nicht haben erkennen können. Bej 40. Männer ließ er mit Ruten zu tod hauen: Die andern/ so er ergrejffen konte/ verschikt er ins Elend/ in eine Insul. Die erschlagenen wolte er nicht begraben lassen/ sonderen ließ sie unbegraben/ verbergen und bewaren. Hiervon schreibt Athanasius in verantwortung seiner flucht: Deßgleichen Socrates und Theodoretus in ihren Kirchen-Historien. Under deß erlangen die Arrianer/ daß ein Concilium angesezt wird zu Mejland/ Athanasium und andere rechte Kirchen-Lehrer/ welche die rechte lehr von der Gottheit Christi führeten/ zuverdammen. Etliche Bischoffe auß Occident/ als sie der Kezer Be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/235
Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/235>, abgerufen am 22.11.2024.