Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.Greüliche that bej Leuctra Plutarch. de amat.mens Scedasus, der hatte zwej junge hüpsche Töchteren. Auff ein zeit kamen zwej junge gesellen vou Sparta/ geschäfften halben worhin zu reisen / die kehreten bej disem mann ein/ und wurden mit aller freündlichkeit und vermöglichkeit empfangen/ giengen hiemit weiters ihre strassen fort. Im widerkehr nahmen sie abermal den außspahn in disem haus/ da ihnen dann die Töchteren/ in abwesenheit deß Vatters alles guts erzeigten/ die bösen buben aber nohtzwangen die armen Töchteren/ und über diß ermördeten sie dieselben/ wurffen die todtencorper in den sodbrunnen/ und zogen darvon. Der Vatter/ alß er wider anheimsch/ wußte nicht wo seine Töchteren zufinden/ bis ein hündlein mit bellen/ zum vom brunnen lauffen/ dem Vatter zu merken gab/ was zuthun. Die todtenleichnam zohe der Vatter auß dem brunnen und begrube sie/ fragte nach den thäteren / memand wolte es wüssen/ dann das zwen Spartanische jüngling auß dem hauß gangen weren. Der Vatter verstunde alsobald/ daß es eben vorige sein müßten/ begabe sich eilends in die Statt/ ruffte/ das recht an/ könte aber nicht darzu kommen/ sonder wurde allenthalben abgewisen/ darauff geht er zum grab seiner Töchteren/ schreit um raach gen Himmel/ und ersticht sich selbsten auff dem Grab. Die Gallier thaten wider ein Feldzug auff Rom zu/ und lägerten sich an dem wasser Padus. Die Römer schikten ihr volk auch Liy. l 7. entgegen und Titum Quintum Pennum. Ein ungeheürer grosser welsch that sich herfür und forderte einen von den Römeren herauß. Die sach verzoge sich zimlich under den Römern/ bis endlich Titus Manlius herfür getretten/ mit deß Obersten erlaubnuß/ gegen disem Gallo gestanden/ der ihn höhnisch mit worten und geberden vernichtet/ führte darauff ein gewaltigen streich/ deme aber Manlius entwichen/ und lieffe alsobald disem welschen under das gewehr auff den leib / erlegte ihn mit zwejen stichen/ daß er auff der bruggen/ allwo der kampfplaz ware / gestorben. Manlius thut dem cörper Titus Manlius Torqvatus. nichts weiters/ dann allein daß er ihm die guldene Ketten ab und ihme angezogen hatte / kame mit freüden wider zu den seinen/ und ist dennether Torqvatus genennet worden. Zu Syracusa regierten die Tyrannen Dionysij, schafften viel unheils in Sicilien. Da dann der einte auß einem gewaltigen König ein armer Schulmeister worden zu Corintho, damit er nicht Greüliche that bej Leuctra Plutarch. de amat.mens Scedasus, der hatte zwej junge hüpsche Töchteren. Auff ein zeit kamen zwej junge gesellen vou Sparta/ geschäfften halben worhin zu reisen / die kehreten bej disem mann ein/ und wurden mit aller freündlichkeit und vermöglichkeit empfangen/ giengen hiemit weiters ihre strassen fort. Im widerkehr nahmen sie abermal den außspahn in disem haus/ da ihnen dann die Töchteren/ in abwesenheit deß Vatters alles guts erzeigten/ die bösen buben aber nohtzwangen die armen Töchteren/ und über diß ermördeten sie dieselben/ wurffen die todtencorper in den sodbrunnen/ und zogen darvon. Der Vatter/ alß er wider anheimsch/ wußte nicht wo seine Töchteren zufinden/ bis ein hündlein mit bellen/ zum vom brunnen lauffen/ dem Vatter zu merken gab/ was zuthun. Die todtenleichnam zohe der Vatter auß dem brunnen und begrube sie/ fragte nach den thäteren / memand wolte es wüssen/ dañ das zwen Spartanische jüngling auß dem hauß gangen weren. Der Vatter verstunde alsobald/ daß es eben vorige sein müßten/ begabe sich eilends in die Statt/ ruffte/ das recht an/ könte aber nicht darzu kommen/ sonder wurde allenthalben abgewisen/ darauff geht er zum grab seiner Töchteren/ schreit um raach gen Him̃el/ und ersticht sich selbsten auff dem Grab. Die Gallier thaten wider ein Feldzug auff Rom zu/ und lägerten sich an dem wasser Padus. Die Römer schikten ihr volk auch Liy. l 7. entgegen und Titum Quintum Pennum. Ein ungeheürer grosser welsch that sich herfür und forderte einen von den Römeren herauß. Die sach verzoge sich zimlich under den Römern/ bis endlich Titus Manlius herfür getretten/ mit deß Obersten erlaubnuß/ gegen disem Gallo gestanden/ der ihn höhnisch mit worten und geberden vernichtet/ führte darauff ein gewaltigen streich/ deme aber Manlius entwichen/ und lieffe alsobald disem welschen under das gewehr auff den leib / erlegte ihn mit zwejen stichen/ daß er auff der bruggen/ allwo der kampfplaz ware / gestorben. Manlius thut dem cörper Titus Manlius Torqvatus. nichts weiters/ dann allein daß er ihm die guldene Ketten ab und ihme angezogen hatte / kame mit freüden wider zu den seinen/ und ist dennether Torqvatus genennet worden. Zu Syracusa regierten die Tyrannen Dionysij, schafften viel unheils in Sicilien. Da dann der einte auß einem gewaltigen König ein armer Schulmeister worden zu Corintho, damit er nicht <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0115" n="85"/><note place="right">Greüliche that bej Leuctra Plutarch. de amat.</note>mens Scedasus, der hatte zwej junge hüpsche Töchteren. Auff ein zeit kamen zwej junge gesellen vou Sparta/ geschäfften halben worhin zu reisen / die kehreten bej disem mann ein/ und wurden mit aller freündlichkeit und vermöglichkeit empfangen/ giengen hiemit weiters ihre strassen fort. Im widerkehr nahmen sie abermal den außspahn in disem haus/ da ihnen dann die Töchteren/ in abwesenheit deß Vatters alles guts erzeigten/ die bösen buben aber nohtzwangen die armen Töchteren/ und über diß ermördeten sie dieselben/ wurffen die todtencorper in den sodbrunnen/ und zogen darvon. Der Vatter/ alß er wider anheimsch/ wußte nicht wo seine Töchteren zufinden/ bis ein hündlein mit bellen/ zum vom brunnen lauffen/ dem Vatter zu merken gab/ was zuthun. Die todtenleichnam zohe der Vatter auß dem brunnen und begrube sie/ fragte nach den thäteren / memand wolte es wüssen/ dañ das zwen Spartanische jüngling auß dem hauß gangen weren. Der Vatter verstunde alsobald/ daß es eben vorige sein müßten/ begabe sich eilends in die Statt/ ruffte/ das recht an/ könte aber nicht darzu kommen/ sonder wurde allenthalben abgewisen/ darauff geht er zum grab seiner Töchteren/ schreit um raach gen Him̃el/ und ersticht sich selbsten auff dem Grab.</p> <p>Die Gallier thaten wider ein Feldzug auff Rom zu/ und lägerten sich an dem wasser Padus. Die Römer schikten ihr volk auch <note place="right">Liy. l 7.</note> entgegen und Titum Quintum Pennum. Ein ungeheürer grosser welsch that sich herfür und forderte einen von den Römeren herauß. Die sach verzoge sich zimlich under den Römern/ bis endlich Titus Manlius herfür getretten/ mit deß Obersten erlaubnuß/ gegen disem Gallo gestanden/ der ihn höhnisch mit worten und geberden vernichtet/ führte darauff ein gewaltigen streich/ deme aber Manlius entwichen/ und lieffe alsobald disem welschen under das gewehr auff den leib / erlegte ihn mit zwejen stichen/ daß er auff der bruggen/ allwo der kampfplaz ware / gestorben. Manlius thut dem cörper <note place="right">Titus Manlius Torqvatus.</note> nichts weiters/ dann allein daß er ihm die guldene Ketten ab und ihme angezogen hatte / kame mit freüden wider zu den seinen/ und ist dennether Torqvatus genennet worden.</p> <p>Zu Syracusa regierten die Tyrannen Dionysij, schafften viel unheils in Sicilien. Da dann der einte auß einem gewaltigen König ein armer Schulmeister worden zu Corintho, damit er nicht </p> </div> </body> </text> </TEI> [85/0115]
mens Scedasus, der hatte zwej junge hüpsche Töchteren. Auff ein zeit kamen zwej junge gesellen vou Sparta/ geschäfften halben worhin zu reisen / die kehreten bej disem mann ein/ und wurden mit aller freündlichkeit und vermöglichkeit empfangen/ giengen hiemit weiters ihre strassen fort. Im widerkehr nahmen sie abermal den außspahn in disem haus/ da ihnen dann die Töchteren/ in abwesenheit deß Vatters alles guts erzeigten/ die bösen buben aber nohtzwangen die armen Töchteren/ und über diß ermördeten sie dieselben/ wurffen die todtencorper in den sodbrunnen/ und zogen darvon. Der Vatter/ alß er wider anheimsch/ wußte nicht wo seine Töchteren zufinden/ bis ein hündlein mit bellen/ zum vom brunnen lauffen/ dem Vatter zu merken gab/ was zuthun. Die todtenleichnam zohe der Vatter auß dem brunnen und begrube sie/ fragte nach den thäteren / memand wolte es wüssen/ dañ das zwen Spartanische jüngling auß dem hauß gangen weren. Der Vatter verstunde alsobald/ daß es eben vorige sein müßten/ begabe sich eilends in die Statt/ ruffte/ das recht an/ könte aber nicht darzu kommen/ sonder wurde allenthalben abgewisen/ darauff geht er zum grab seiner Töchteren/ schreit um raach gen Him̃el/ und ersticht sich selbsten auff dem Grab.
Greüliche that bej Leuctra Plutarch. de amat. Die Gallier thaten wider ein Feldzug auff Rom zu/ und lägerten sich an dem wasser Padus. Die Römer schikten ihr volk auch entgegen und Titum Quintum Pennum. Ein ungeheürer grosser welsch that sich herfür und forderte einen von den Römeren herauß. Die sach verzoge sich zimlich under den Römern/ bis endlich Titus Manlius herfür getretten/ mit deß Obersten erlaubnuß/ gegen disem Gallo gestanden/ der ihn höhnisch mit worten und geberden vernichtet/ führte darauff ein gewaltigen streich/ deme aber Manlius entwichen/ und lieffe alsobald disem welschen under das gewehr auff den leib / erlegte ihn mit zwejen stichen/ daß er auff der bruggen/ allwo der kampfplaz ware / gestorben. Manlius thut dem cörper nichts weiters/ dann allein daß er ihm die guldene Ketten ab und ihme angezogen hatte / kame mit freüden wider zu den seinen/ und ist dennether Torqvatus genennet worden.
Liy. l 7.
Titus Manlius Torqvatus. Zu Syracusa regierten die Tyrannen Dionysij, schafften viel unheils in Sicilien. Da dann der einte auß einem gewaltigen König ein armer Schulmeister worden zu Corintho, damit er nicht
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Zitationshilfe: | Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/115>, abgerufen am 07.07.2024. |