Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.Es hatte aber die Feind durch list sie ins garn gebracht/ durch eine herd Vieh/ welche sie ihnen lassen fürführen/ darauff die Fabii gar zu begirig nach dem raub/ hinder das Vieh her/ und wolte jeder gute beüten machen/ bis die Feind sie umringet/ auff einen berg getriben/ und bei nacht alle miteinander nider gemacht haben. Gelebrie Leüt under den Heiden. Um dise zeiten waren bej den Heiden verrümt die Pöeten und weltweisen Simonides, Pindarus, Bacchylides, Heraclitus, AEschylus, Anaxagoras, Empedocles, Democrjtus, sonders der weitberümte Medjcus Hippocrates Cous, dessen Schrifften noch auff den heütigen tag in hohem wert von den Medicis gehalten werden. LQuintius Cincinnatus. Wann auff ein zeit die sachen in Rom und der Römer kriegs verfassungen wider die Feinde nicht wolten abstatt gehen/ schikten sie eine gesand schafft an L. Quintium Cincinnatum, der sich vor etwas zeit deß Burgermeisterthums frejwillig begeben/ und auf seinem Bauren hof einsam gewohnt. Alß die gesandten ankommen/ gienger hinder dem Pflug/ hat den schweiß abgewischt/ und noch empfangnem mantel die bottschaff mit ehrerbietung angehört/ dises innhalts/ daß man ihn beglükte/ darum daß er zu einem Dictatore und oberen Haupt erwehlet worden. Darauff gieng er mit den gesandten in die Statt/ ziecht mit einem hauffen Volks wider die Feind / schlagt und plagt sie dergestalten/ daß sie nicht allein weichen/ freündschafft mit den Römeren machen/ sonder mit spot und schand ab ziehen müßten/ so hald dises vollbracht / hat er sich der erzeigten ehren bedankt und mit grossem lob auff seinen mejerhof wider begeben. Jahr [unleserliches Material] 3506. In dem theil Italien/ da iez das königreich Neapolis ist/ in der statt Thurium genandt/ war ein vornemmer richter mit nammen Charondas, welcher allerhand gute gesäz und ordnungen seinen burgeren fürschreibte/ under anderem daß niemand mit seinem degen oder seiten wehr auff das Rahthauß kommen solte/ wer aber solches thäte/ der solt ohne Verzug sterben. Alß er auff eine zeit aussert der Statt über feld ware/ und eben heim kam/ wurd er auffs Rahthaus beruffen/ darbej er wegen eilferigkeit den degen abzuziehen vergessen hat. Derjenige so neben ihm sasse/ erinnert ihn dessen/ Charondas ersticht sich selbst in de[unleserliches Material] Raht. worauff er ihme selbsten ohne ferners entschuldigen den degen in den leib gestossen und das leben genommen/ mit disen worten: er wolte sein gesez mit diser that bekräfftigen. Es hatte aber die Feind durch list sie ins garn gebracht/ durch eine herd Vieh/ welche sie ihnen lassen fürführen/ darauff die Fabii gar zu begirig nach dem raub/ hinder das Vieh her/ und wolte jeder gute beüten machen/ bis die Feind sie umringet/ auff einen berg getriben/ und bei nacht alle miteinander nider gemacht haben. Gelebrie Leüt under den Heiden. Um dise zeiten waren bej den Heiden verrümt die Pöeten und weltweisen Simonides, Pindarus, Bacchylides, Heraclitus, AEschylus, Anaxagoras, Empedocles, Democrjtus, sonders der weitberümte Medjcus Hippocrates Cous, dessen Schrifften noch auff den heütigen tag in hohem wert von den Medicis gehalten werden. LQuintius Cincinnatus. Wann auff ein zeit die sachen in Rom und der Römer kriegs verfassungen wider die Feinde nicht wolten abstatt gehen/ schikten sie eine gesand schafft an L. Quintium Cincinnatum, der sich vor etwas zeit deß Burgermeisterthums frejwillig begeben/ und auf seinem Bauren hof einsam gewohnt. Alß die gesandten ankom̃en/ gienger hinder dem Pflug/ hat den schweiß abgewischt/ und noch empfangnem mantel die bottschaff mit ehrerbietung angehört/ dises innhalts/ daß man ihn beglükte/ darum daß er zu einem Dictatore und oberen Haupt erwehlet worden. Darauff gieng er mit den gesandten in die Statt/ ziecht mit einem hauffen Volks wider die Feind / schlagt und plagt sie dergestalten/ daß sie nicht allein weichen/ freündschafft mit den Römeren machen/ sonder mit spot und schand ab ziehen müßten/ so hald dises vollbracht / hat er sich der erzeigten ehren bedankt und mit grossem lob auff seinen mejerhof wider begeben. Jahr [unleserliches Material] 3506. In dem theil Italien/ da iez das königreich Neapolis ist/ in der statt Thurium genandt/ war ein vornemmer richter mit nammen Charondas, welcher allerhand gute gesäz und ordnungen seinen burgeren fürschreibte/ under anderem daß niemand mit seinem degen oder seiten wehr auff das Rahthauß kommen solte/ wer aber solches thäte/ der solt ohne Verzug sterben. Alß er auff eine zeit aussert der Statt über feld ware/ und eben heim kam/ wurd er auffs Rahthaus beruffen/ darbej er wegen eilferigkeit den degen abzuziehen vergessen hat. Derjenige so neben ihm sasse/ erinnert ihn dessen/ Charondas ersticht sich selbst in de[unleserliches Material] Raht. worauff er ihme selbsten ohne ferners entschuldigen den degen in dẽ leib gestossen und das leben genom̃en/ mit disen worten: er wolte sein gesez mit diser that bekräfftigen. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0106" n="76"/> <p>Es hatte aber die Feind durch list sie ins garn gebracht/ durch eine herd Vieh/ welche sie ihnen lassen fürführen/ darauff die Fabii gar zu begirig nach dem raub/ hinder das Vieh her/ und wolte jeder gute beüten machen/ bis die Feind sie umringet/ auff einen berg getriben/ und bei nacht alle miteinander nider gemacht haben.</p> <p><note place="left">Gelebrie Leüt under den Heiden.</note> Um dise zeiten waren bej den Heiden verrümt die Pöeten und weltweisen Simonides, Pindarus, Bacchylides, Heraclitus, AEschylus, Anaxagoras, Empedocles, Democrjtus, sonders der weitberümte Medjcus Hippocrates Cous, dessen Schrifften noch auff den heütigen tag in hohem wert von den Medicis gehalten werden.</p> <p><note place="left">LQuintius Cincinnatus.</note> Wann auff ein zeit die sachen in Rom und der Römer kriegs verfassungen wider die Feinde nicht wolten abstatt gehen/ schikten sie eine gesand schafft an L. Quintium Cincinnatum, der sich vor etwas zeit deß Burgermeisterthums frejwillig begeben/ und auf seinem Bauren hof einsam gewohnt. Alß die gesandten ankom̃en/ gienger hinder dem Pflug/ hat den schweiß abgewischt/ und noch empfangnem mantel die bottschaff mit ehrerbietung angehört/ dises innhalts/ daß man ihn beglükte/ darum daß er zu einem Dictatore und oberen Haupt erwehlet worden. Darauff gieng er mit den gesandten in die Statt/ ziecht mit einem hauffen Volks wider die Feind / schlagt und plagt sie dergestalten/ daß sie nicht allein weichen/ freündschafft mit den Römeren machen/ sonder mit spot und schand ab ziehen müßten/ so hald dises vollbracht / hat er sich der erzeigten ehren bedankt und mit grossem lob auff seinen mejerhof wider begeben.</p> <p><note place="left">Jahr <gap reason="illegible"/> 3506.</note> In dem theil Italien/ da iez das königreich Neapolis ist/ in der statt Thurium genandt/ war ein vornemmer richter mit nammen Charondas, welcher allerhand gute gesäz und ordnungen seinen burgeren fürschreibte/ under anderem daß niemand mit seinem degen oder seiten wehr auff das Rahthauß kommen solte/ wer aber solches thäte/ der solt ohne Verzug sterben. Alß er auff eine zeit aussert der Statt über feld ware/ und eben heim kam/ wurd er auffs Rahthaus beruffen/ darbej er wegen eilferigkeit den degen abzuziehen vergessen hat. Derjenige so neben ihm sasse/ erinnert ihn dessen/ <note place="left">Charondas ersticht sich selbst in de<gap reason="illegible"/> Raht.</note> worauff er ihme selbsten ohne ferners entschuldigen den degen in dẽ leib gestossen und das leben genom̃en/ mit disen worten: er wolte sein gesez mit diser that bekräfftigen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [76/0106]
Es hatte aber die Feind durch list sie ins garn gebracht/ durch eine herd Vieh/ welche sie ihnen lassen fürführen/ darauff die Fabii gar zu begirig nach dem raub/ hinder das Vieh her/ und wolte jeder gute beüten machen/ bis die Feind sie umringet/ auff einen berg getriben/ und bei nacht alle miteinander nider gemacht haben.
Um dise zeiten waren bej den Heiden verrümt die Pöeten und weltweisen Simonides, Pindarus, Bacchylides, Heraclitus, AEschylus, Anaxagoras, Empedocles, Democrjtus, sonders der weitberümte Medjcus Hippocrates Cous, dessen Schrifften noch auff den heütigen tag in hohem wert von den Medicis gehalten werden.
Gelebrie Leüt under den Heiden. Wann auff ein zeit die sachen in Rom und der Römer kriegs verfassungen wider die Feinde nicht wolten abstatt gehen/ schikten sie eine gesand schafft an L. Quintium Cincinnatum, der sich vor etwas zeit deß Burgermeisterthums frejwillig begeben/ und auf seinem Bauren hof einsam gewohnt. Alß die gesandten ankom̃en/ gienger hinder dem Pflug/ hat den schweiß abgewischt/ und noch empfangnem mantel die bottschaff mit ehrerbietung angehört/ dises innhalts/ daß man ihn beglükte/ darum daß er zu einem Dictatore und oberen Haupt erwehlet worden. Darauff gieng er mit den gesandten in die Statt/ ziecht mit einem hauffen Volks wider die Feind / schlagt und plagt sie dergestalten/ daß sie nicht allein weichen/ freündschafft mit den Römeren machen/ sonder mit spot und schand ab ziehen müßten/ so hald dises vollbracht / hat er sich der erzeigten ehren bedankt und mit grossem lob auff seinen mejerhof wider begeben.
LQuintius Cincinnatus. In dem theil Italien/ da iez das königreich Neapolis ist/ in der statt Thurium genandt/ war ein vornemmer richter mit nammen Charondas, welcher allerhand gute gesäz und ordnungen seinen burgeren fürschreibte/ under anderem daß niemand mit seinem degen oder seiten wehr auff das Rahthauß kommen solte/ wer aber solches thäte/ der solt ohne Verzug sterben. Alß er auff eine zeit aussert der Statt über feld ware/ und eben heim kam/ wurd er auffs Rahthaus beruffen/ darbej er wegen eilferigkeit den degen abzuziehen vergessen hat. Derjenige so neben ihm sasse/ erinnert ihn dessen/ worauff er ihme selbsten ohne ferners entschuldigen den degen in dẽ leib gestossen und das leben genom̃en/ mit disen worten: er wolte sein gesez mit diser that bekräfftigen.
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Charondas ersticht sich selbst in de_ Raht.
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Zitationshilfe: | Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/106>, abgerufen am 16.02.2025. |