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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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den wünschenswerthen Triumph der Diplomatie er¬
kannte.

Es war ihm denn in diesem raschen Wechsel der
Rede und Widerrede kaum die einzige schüchterne Frage
gelungen, ob Fräulein Lucretia während der traurigen
Wirren im Domleschg auf dem Riedberge gewohnt habe.
Da hatte sich Jürgs Antlitz wie gestern Abend wieder
plötzlich verfinstert und er hatte kurz geantwortet: "Zu
Anfang. -- Das Kind hat gelitten. Es ist ein treues
festes Herz . . . Aber soll ich die Fesseln eines Kindes
tragen? . . . Und dazu einer Planta! -- Thorheit. --
Du siehst, ich habe ein Ende gemacht." --

Hier hatte er sein Thier so heftig gestachelt, daß
es in erschreckten Sprüngen vorwärts setzte und Waser
nur mühsam das seinige in Zucht hielt.

In Ardenn trieben sie ihre Maulthiere vor die
Thüre des Pfarrers, aber diese war verschlossen. Blasius
Alexander war nicht zu Hause, Jenatsch, der mit den
Gewohnheiten seines einsam lebenden Freundes vertraut
schien, umging das baufällige Häuschen, fand den
Schlüssel zur Hinterthüre in der Höhlung eines alten
Birnbaumes und trat mit dem Freunde in Alexanders
Stube. Der von den Bäumen des wilden Gartens
verdunkelte Raum war leer bis auf die längs der
Fensterseite laufende Holzbank und den wurmstichigen

den wünſchenswerthen Triumph der Diplomatie er¬
kannte.

Es war ihm denn in dieſem raſchen Wechſel der
Rede und Widerrede kaum die einzige ſchüchterne Frage
gelungen, ob Fräulein Lucretia während der traurigen
Wirren im Domleſchg auf dem Riedberge gewohnt habe.
Da hatte ſich Jürgs Antlitz wie geſtern Abend wieder
plötzlich verfinſtert und er hatte kurz geantwortet: „Zu
Anfang. — Das Kind hat gelitten. Es iſt ein treues
feſtes Herz . . . Aber ſoll ich die Feſſeln eines Kindes
tragen? . . . Und dazu einer Planta! — Thorheit. —
Du ſiehſt, ich habe ein Ende gemacht.“ —

Hier hatte er ſein Thier ſo heftig geſtachelt, daß
es in erſchreckten Sprüngen vorwärts ſetzte und Waſer
nur mühſam das ſeinige in Zucht hielt.

In Ardenn trieben ſie ihre Maulthiere vor die
Thüre des Pfarrers, aber dieſe war verſchloſſen. Blaſius
Alexander war nicht zu Hauſe, Jenatſch, der mit den
Gewohnheiten ſeines einſam lebenden Freundes vertraut
ſchien, umging das baufällige Häuschen, fand den
Schlüſſel zur Hinterthüre in der Höhlung eines alten
Birnbaumes und trat mit dem Freunde in Alexanders
Stube. Der von den Bäumen des wilden Gartens
verdunkelte Raum war leer bis auf die längs der
Fenſterſeite laufende Holzbank und den wurmſtichigen

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[69/0079] den wünſchenswerthen Triumph der Diplomatie er¬ kannte. Es war ihm denn in dieſem raſchen Wechſel der Rede und Widerrede kaum die einzige ſchüchterne Frage gelungen, ob Fräulein Lucretia während der traurigen Wirren im Domleſchg auf dem Riedberge gewohnt habe. Da hatte ſich Jürgs Antlitz wie geſtern Abend wieder plötzlich verfinſtert und er hatte kurz geantwortet: „Zu Anfang. — Das Kind hat gelitten. Es iſt ein treues feſtes Herz . . . Aber ſoll ich die Feſſeln eines Kindes tragen? . . . Und dazu einer Planta! — Thorheit. — Du ſiehſt, ich habe ein Ende gemacht.“ — Hier hatte er ſein Thier ſo heftig geſtachelt, daß es in erſchreckten Sprüngen vorwärts ſetzte und Waſer nur mühſam das ſeinige in Zucht hielt. In Ardenn trieben ſie ihre Maulthiere vor die Thüre des Pfarrers, aber dieſe war verſchloſſen. Blaſius Alexander war nicht zu Hauſe, Jenatſch, der mit den Gewohnheiten ſeines einſam lebenden Freundes vertraut ſchien, umging das baufällige Häuschen, fand den Schlüſſel zur Hinterthüre in der Höhlung eines alten Birnbaumes und trat mit dem Freunde in Alexanders Stube. Der von den Bäumen des wilden Gartens verdunkelte Raum war leer bis auf die längs der Fenſterſeite laufende Holzbank und den wurmſtichigen

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/79>, abgerufen am 22.11.2024.