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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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Rechten, Andere drängten sich von hinten an ihn; aber
Jenatsch machte sich mit einem gewaltigen Rucke frei.
Um sich nach vorn Luft zu schaffen, packte er den nächsten
seiner Angreifer mit eiserner Faust und schleuderte ihn
rücklings gegen den Hochaltar. Der Stürzende schlug
mit ausgebreiteten Armen, die Füße gegen die Menge
streckend, hart auf die Stufen und begrub den buschigen
Hinterkopf in die Altardecken. Leuchter und Reliquien¬
schreine klirrten und es erhob sich ein langes durch¬
dringendes Wehgeheul.

Dieser Moment der Verwirrung rettete den Pfarrer.
Er benutzte ihn blitzschnell, durchbrach gewaltsam, seinen
Freund nach sich ziehend, den verwirrten Menschenknäuel,
erreichte die offene Sakristei, gewann das Freie und
eilte mit Waser seinem Hause zu.

In dem sichern Wohnraume angelangt, stieß der
Hausherr einen Schieber an der Wand zurück und rief
in die Küche hinaus:

"Trag' uns auf, meine Lucia!"

Herr Waser aber klopfte den Staub des Hand¬
gemenges aus seinen Kleidern und zog Manschetten und
Halskrause zurecht. "Pfaffentrug!" sagte er, diesem
Geschäfte mit Sorgfalt obliegend.

"Vielleicht, vielleicht auch nicht! Warum sollten
sie nicht etwas gesehen haben? Irgend ein Phantom?

Rechten, Andere drängten ſich von hinten an ihn; aber
Jenatſch machte ſich mit einem gewaltigen Rucke frei.
Um ſich nach vorn Luft zu ſchaffen, packte er den nächſten
ſeiner Angreifer mit eiſerner Fauſt und ſchleuderte ihn
rücklings gegen den Hochaltar. Der Stürzende ſchlug
mit ausgebreiteten Armen, die Füße gegen die Menge
ſtreckend, hart auf die Stufen und begrub den buſchigen
Hinterkopf in die Altardecken. Leuchter und Reliquien¬
ſchreine klirrten und es erhob ſich ein langes durch¬
dringendes Wehgeheul.

Dieſer Moment der Verwirrung rettete den Pfarrer.
Er benutzte ihn blitzſchnell, durchbrach gewaltſam, ſeinen
Freund nach ſich ziehend, den verwirrten Menſchenknäuel,
erreichte die offene Sakriſtei, gewann das Freie und
eilte mit Waſer ſeinem Hauſe zu.

In dem ſichern Wohnraume angelangt, ſtieß der
Hausherr einen Schieber an der Wand zurück und rief
in die Küche hinaus:

„Trag' uns auf, meine Lucia!“

Herr Waſer aber klopfte den Staub des Hand¬
gemenges aus ſeinen Kleidern und zog Manſchetten und
Halskrauſe zurecht. „Pfaffentrug!“ ſagte er, dieſem
Geſchäfte mit Sorgfalt obliegend.

„Vielleicht, vielleicht auch nicht! Warum ſollten
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[58/0068] Rechten, Andere drängten ſich von hinten an ihn; aber Jenatſch machte ſich mit einem gewaltigen Rucke frei. Um ſich nach vorn Luft zu ſchaffen, packte er den nächſten ſeiner Angreifer mit eiſerner Fauſt und ſchleuderte ihn rücklings gegen den Hochaltar. Der Stürzende ſchlug mit ausgebreiteten Armen, die Füße gegen die Menge ſtreckend, hart auf die Stufen und begrub den buſchigen Hinterkopf in die Altardecken. Leuchter und Reliquien¬ ſchreine klirrten und es erhob ſich ein langes durch¬ dringendes Wehgeheul. Dieſer Moment der Verwirrung rettete den Pfarrer. Er benutzte ihn blitzſchnell, durchbrach gewaltſam, ſeinen Freund nach ſich ziehend, den verwirrten Menſchenknäuel, erreichte die offene Sakriſtei, gewann das Freie und eilte mit Waſer ſeinem Hauſe zu. In dem ſichern Wohnraume angelangt, ſtieß der Hausherr einen Schieber an der Wand zurück und rief in die Küche hinaus: „Trag' uns auf, meine Lucia!“ Herr Waſer aber klopfte den Staub des Hand¬ gemenges aus ſeinen Kleidern und zog Manſchetten und Halskrauſe zurecht. „Pfaffentrug!“ ſagte er, dieſem Geſchäfte mit Sorgfalt obliegend. „Vielleicht, vielleicht auch nicht! Warum ſollten ſie nicht etwas geſehen haben? Irgend ein Phantom?

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/68>, abgerufen am 28.11.2024.