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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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beförderte ihn mit einiger Aengstlichkeit durch das
Küchenpförtchen ins Freie. Hier zeigte sie ihm den in
die Berge zur Linken der Maloja sich verlierenden
Anfang seines heutigen Weges, den schmalen Eingang
zum Thalkessel von Cavelosch.

"Seid Ihr einmal drinnen," sagte sie, "so blickt
nach dem kahlen Hange zur Linken des See's, dort
schlängelt sich, weithin sichtbar, der Pfad und dort müßt
Ihr ohne anders den Agostino erblicken. Er ist vor
einer Viertelstunde mit seinem Tragkorbe aufgebrochen
und geht wie ihr nach Sondrio hinüber. Den sprecht
an und haltet Euch zu ihm. Es ist freilich mit ihm
hier," sie wies auf die Stirne, "nicht ganz richtig, aber
den Weg weiß er auswendig und ist sonst wie ein
Andrer."

Waser verabschiedete sich mit herzlichem Danke und
entfernte sich schnellfüßig aus dem Umkreise des noch
stillen Hauses. Zwischen wilden Felstrümmern, die den
Pfad kaum durchließen, betrat er bald das eiförmige,
rings von gletscherbeladenen Wänden abgeschlossene
Thal. Er erblickte den schmalen Steig mit dem längs
dem Abhange schreitenden Agostino und eilte ihm nach.

Der junge Mann hatte die Eindrücke der Nacht
noch nicht überwunden, so sehr er sich bemühte, ihrer
Herr zu werden und sie in klare Gedanken zu ver¬

beförderte ihn mit einiger Aengſtlichkeit durch das
Küchenpförtchen ins Freie. Hier zeigte ſie ihm den in
die Berge zur Linken der Maloja ſich verlierenden
Anfang ſeines heutigen Weges, den ſchmalen Eingang
zum Thalkeſſel von Caveloſch.

„Seid Ihr einmal drinnen,“ ſagte ſie, „ſo blickt
nach dem kahlen Hange zur Linken des See's, dort
ſchlängelt ſich, weithin ſichtbar, der Pfad und dort müßt
Ihr ohne anders den Agoſtino erblicken. Er iſt vor
einer Viertelſtunde mit ſeinem Tragkorbe aufgebrochen
und geht wie ihr nach Sondrio hinüber. Den ſprecht
an und haltet Euch zu ihm. Es iſt freilich mit ihm
hier,“ ſie wies auf die Stirne, „nicht ganz richtig, aber
den Weg weiß er auswendig und iſt ſonſt wie ein
Andrer.“

Waſer verabſchiedete ſich mit herzlichem Danke und
entfernte ſich ſchnellfüßig aus dem Umkreiſe des noch
ſtillen Hauſes. Zwiſchen wilden Felstrümmern, die den
Pfad kaum durchließen, betrat er bald das eiförmige,
rings von gletſcherbeladenen Wänden abgeſchloſſene
Thal. Er erblickte den ſchmalen Steig mit dem längs
dem Abhange ſchreitenden Agoſtino und eilte ihm nach.

Der junge Mann hatte die Eindrücke der Nacht
noch nicht überwunden, ſo ſehr er ſich bemühte, ihrer
Herr zu werden und ſie in klare Gedanken zu ver¬

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[41/0051] beförderte ihn mit einiger Aengſtlichkeit durch das Küchenpförtchen ins Freie. Hier zeigte ſie ihm den in die Berge zur Linken der Maloja ſich verlierenden Anfang ſeines heutigen Weges, den ſchmalen Eingang zum Thalkeſſel von Caveloſch. „Seid Ihr einmal drinnen,“ ſagte ſie, „ſo blickt nach dem kahlen Hange zur Linken des See's, dort ſchlängelt ſich, weithin ſichtbar, der Pfad und dort müßt Ihr ohne anders den Agoſtino erblicken. Er iſt vor einer Viertelſtunde mit ſeinem Tragkorbe aufgebrochen und geht wie ihr nach Sondrio hinüber. Den ſprecht an und haltet Euch zu ihm. Es iſt freilich mit ihm hier,“ ſie wies auf die Stirne, „nicht ganz richtig, aber den Weg weiß er auswendig und iſt ſonſt wie ein Andrer.“ Waſer verabſchiedete ſich mit herzlichem Danke und entfernte ſich ſchnellfüßig aus dem Umkreiſe des noch ſtillen Hauſes. Zwiſchen wilden Felstrümmern, die den Pfad kaum durchließen, betrat er bald das eiförmige, rings von gletſcherbeladenen Wänden abgeſchloſſene Thal. Er erblickte den ſchmalen Steig mit dem längs dem Abhange ſchreitenden Agoſtino und eilte ihm nach. Der junge Mann hatte die Eindrücke der Nacht noch nicht überwunden, ſo ſehr er ſich bemühte, ihrer Herr zu werden und ſie in klare Gedanken zu ver¬

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/51>, abgerufen am 22.11.2024.