erlittener Verwundung zum Gefangenen gemacht; am zweiten Tage aber bei erneuertem Angriffe von dem Hauptmann Rudolf Wertmüller und seinem Reiterfähn¬ lein mit fürtrefflicher Tapferkeit herausgehauen und im Triumphe ins Lager zurückgeführt. Herzog Bernhard ließ ihn in sein Zelt bringen, allwo die Wunde unter¬ sucht und ungefährlich, der edle Herr aber sehr schwach befunden wurde. Herr Bernhard wich nicht von seiner Seiten. Am fünften Tage danach, als es mit Herzog Heinz zum Sterben gehen sollte, verlangte er nach einem geistlichen deutschen Lied, wie er solche im Heer sonderlich gern hatte singen hören. Da versammelten sich wohl hundert Mann aus dem Lager, Reiter und Fußvolk, alle wohl geübt und erfahren in dieser fröh¬ lichen Kunst, vor dem Gezelt des Herzogs und sangen ihm ein neu geistlich Lied, das unlängst in das Lager gekommen war und bald große Gunst gefunden hatte. Nach dem Gesätzlein:
Wohl Dir, Du Kind der Treue, Du hast und trägst davon Mit Lob und Dankgeschreie Den Sieg und Ehrenkron . . .
that sich sachte das Gezelt auf und man winkete, daß der Herr selig verschieden sei. Als die Aerzte ihn öffneten, um ihn einzubalsamiren, fanden sie das Herz
erlittener Verwundung zum Gefangenen gemacht; am zweiten Tage aber bei erneuertem Angriffe von dem Hauptmann Rudolf Wertmüller und ſeinem Reiterfähn¬ lein mit fürtrefflicher Tapferkeit herausgehauen und im Triumphe ins Lager zurückgeführt. Herzog Bernhard ließ ihn in ſein Zelt bringen, allwo die Wunde unter¬ ſucht und ungefährlich, der edle Herr aber ſehr ſchwach befunden wurde. Herr Bernhard wich nicht von ſeiner Seiten. Am fünften Tage danach, als es mit Herzog Heinz zum Sterben gehen ſollte, verlangte er nach einem geiſtlichen deutſchen Lied, wie er ſolche im Heer ſonderlich gern hatte ſingen hören. Da verſammelten ſich wohl hundert Mann aus dem Lager, Reiter und Fußvolk, alle wohl geübt und erfahren in dieſer fröh¬ lichen Kunſt, vor dem Gezelt des Herzogs und ſangen ihm ein neu geiſtlich Lied, das unlängſt in das Lager gekommen war und bald große Gunſt gefunden hatte. Nach dem Geſätzlein:
Wohl Dir, Du Kind der Treue, Du haſt und trägſt davon Mit Lob und Dankgeſchreie Den Sieg und Ehrenkron . . .
that ſich ſachte das Gezelt auf und man winkete, daß der Herr ſelig verſchieden ſei. Als die Aerzte ihn öffneten, um ihn einzubalſamiren, fanden ſie das Herz
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erlittener Verwundung zum Gefangenen gemacht; am
zweiten Tage aber bei erneuertem Angriffe von dem
Hauptmann Rudolf Wertmüller und ſeinem Reiterfähn¬
lein mit fürtrefflicher Tapferkeit herausgehauen und im
Triumphe ins Lager zurückgeführt. Herzog Bernhard
ließ ihn in ſein Zelt bringen, allwo die Wunde unter¬
ſucht und ungefährlich, der edle Herr aber ſehr ſchwach
befunden wurde. Herr Bernhard wich nicht von ſeiner
Seiten. Am fünften Tage danach, als es mit Herzog
Heinz zum Sterben gehen ſollte, verlangte er nach
einem geiſtlichen deutſchen Lied, wie er ſolche im Heer
ſonderlich gern hatte ſingen hören. Da verſammelten
ſich wohl hundert Mann aus dem Lager, Reiter und
Fußvolk, alle wohl geübt und erfahren in dieſer fröh¬
lichen Kunſt, vor dem Gezelt des Herzogs und ſangen
ihm ein neu geiſtlich Lied, das unlängſt in das Lager
gekommen war und bald große Gunſt gefunden hatte.
Nach dem Geſätzlein:
Wohl Dir, Du Kind der Treue,
Du haſt und trägſt davon
Mit Lob und Dankgeſchreie
Den Sieg und Ehrenkron . . .
that ſich ſachte das Gezelt auf und man winkete, daß
der Herr ſelig verſchieden ſei. Als die Aerzte ihn
öffneten, um ihn einzubalſamiren, fanden ſie das Herz
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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/405>, abgerufen am 22.11.2024.
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