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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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sei sie durch ihre verborgene Mithilfe mit Georg Jenatsch
auf immer und ewig verbunden, theilhaftig seiner retten¬
den That, theilhaftig auch seiner Schuld. Unauflöslich
war sie mit ihm vereinigt im Augenblicke, da ihr Herz
vor ihm zu erschrecken begann und sie, um in ihrem
Gemüthe eine Schutzwehr gegen ihn aufzurichten, sich
täglich zurückrief, daß die Pflicht ihres Lebens noch
nicht erfüllt und der Geist ihres Vaters durch die ihm
gebührende Blutsühne noch nicht geehrt sei.

Zu Ende Mai nach dem Abzuge des Herzogs aus
Bünden wurde Lucretia durch einen flüchtigen Besuch
ihres verabscheuten Vetters beunruhigt. Er deutete ihr
an, er müsse schleunig nach Mailand zurückkehren.
Dort befinde sich Jenatsch und verhandle persönlich
mit Serbelloni die letzten endgültigen Bestimmungen
über die Stellung Bündens zu Spanien. Durch seinen
charakterlosen Parteiwechsel und seine trügerische Be¬
redsamkeit gewinne der Oberst auf den Gubernatore
einen verhängnißvollen Einfluß, welcher die Interessen
der alten spanischen Partei in Bünden gefährde und
ihn selbst der Früchte seiner langjährigen Treue an
Spanien beraube. Rudolf fügte bei, es sei die höchste
Zeit, daß er sein Heimatsrecht und seine Stellung im
Lande wieder gewinne. Das hoffe er bei den Verhand¬
lungen in Mailand durchzusetzen. Er wäre der Ver¬

ſei ſie durch ihre verborgene Mithilfe mit Georg Jenatſch
auf immer und ewig verbunden, theilhaftig ſeiner retten¬
den That, theilhaftig auch ſeiner Schuld. Unauflöslich
war ſie mit ihm vereinigt im Augenblicke, da ihr Herz
vor ihm zu erſchrecken begann und ſie, um in ihrem
Gemüthe eine Schutzwehr gegen ihn aufzurichten, ſich
täglich zurückrief, daß die Pflicht ihres Lebens noch
nicht erfüllt und der Geiſt ihres Vaters durch die ihm
gebührende Blutſühne noch nicht geehrt ſei.

Zu Ende Mai nach dem Abzuge des Herzogs aus
Bünden wurde Lucretia durch einen flüchtigen Beſuch
ihres verabſcheuten Vetters beunruhigt. Er deutete ihr
an, er müſſe ſchleunig nach Mailand zurückkehren.
Dort befinde ſich Jenatſch und verhandle perſönlich
mit Serbelloni die letzten endgültigen Beſtimmungen
über die Stellung Bündens zu Spanien. Durch ſeinen
charakterloſen Parteiwechſel und ſeine trügeriſche Be¬
redſamkeit gewinne der Oberſt auf den Gubernatore
einen verhängnißvollen Einfluß, welcher die Intereſſen
der alten ſpaniſchen Partei in Bünden gefährde und
ihn ſelbſt der Früchte ſeiner langjährigen Treue an
Spanien beraube. Rudolf fügte bei, es ſei die höchſte
Zeit, daß er ſein Heimatsrecht und ſeine Stellung im
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[356/0366] ſei ſie durch ihre verborgene Mithilfe mit Georg Jenatſch auf immer und ewig verbunden, theilhaftig ſeiner retten¬ den That, theilhaftig auch ſeiner Schuld. Unauflöslich war ſie mit ihm vereinigt im Augenblicke, da ihr Herz vor ihm zu erſchrecken begann und ſie, um in ihrem Gemüthe eine Schutzwehr gegen ihn aufzurichten, ſich täglich zurückrief, daß die Pflicht ihres Lebens noch nicht erfüllt und der Geiſt ihres Vaters durch die ihm gebührende Blutſühne noch nicht geehrt ſei. Zu Ende Mai nach dem Abzuge des Herzogs aus Bünden wurde Lucretia durch einen flüchtigen Beſuch ihres verabſcheuten Vetters beunruhigt. Er deutete ihr an, er müſſe ſchleunig nach Mailand zurückkehren. Dort befinde ſich Jenatſch und verhandle perſönlich mit Serbelloni die letzten endgültigen Beſtimmungen über die Stellung Bündens zu Spanien. Durch ſeinen charakterloſen Parteiwechſel und ſeine trügeriſche Be¬ redſamkeit gewinne der Oberſt auf den Gubernatore einen verhängnißvollen Einfluß, welcher die Intereſſen der alten ſpaniſchen Partei in Bünden gefährde und ihn ſelbſt der Früchte ſeiner langjährigen Treue an Spanien beraube. Rudolf fügte bei, es ſei die höchſte Zeit, daß er ſein Heimatsrecht und ſeine Stellung im Lande wieder gewinne. Das hoffe er bei den Verhand¬ lungen in Mailand durchzuſetzen. Er wäre der Ver¬

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/366>, abgerufen am 25.11.2024.