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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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edles Blut verkauft und schnöden, feigen, schmachvollen
Menschenhandel treibt! -- Schande über Euch!"

Planta lachte höhnisch auf: "Ei, ei, edler Herr,
Ihr seid den spanischen Goldstücken auch nicht abhold . . . .
Wie wäret Ihr sonst zu Reichthum und Ehren gekom¬
men, während ich von allen meinen angestammten Gü¬
tern und festen Sitzen in Bünden durch einen gewissen
demokratischen Pfarrer, den Ihr wohl jetzt nicht mehr
leiden mögt, und durch seine Pöbelhaufen verjagt wurde,
und -- Gott sei's geklagt -- noch immer verschuldet,
ein armer fahrender Ritter bin. -- Doch keinen Groll!
Wir essen jetzt das Brot desselben Herrn. Ich weiß
wie große Summen an Euch versandt wurden -- Ihr
dürft nicht scheel sehen, daß auch ich ein einträgliches
Geschäft mir ausgedacht habe."

"O Schmach," brach Jenatsch los, "von einem
solchen Schurken zu Seinesgleichen gezählt zu werden.
War es nicht billig, daß Spanien den Sold vergüte,
um den Frankreich unsere Truppen betrog!"

"Der Ducatensegen ist durch Euere Finger ge¬
strömt," spottete Planta, "wie sollte er sie beim Durch¬
rinnen nicht vergoldet haben!" . . .

"Zieh, Bube, damit ich Dich nicht ermorde!" rief
Jenatsch bebend und riß den Degen aus der Scheide.

edles Blut verkauft und ſchnöden, feigen, ſchmachvollen
Menſchenhandel treibt! — Schande über Euch!“

Planta lachte höhniſch auf: „Ei, ei, edler Herr,
Ihr ſeid den ſpaniſchen Goldſtücken auch nicht abhold . . . .
Wie wäret Ihr ſonſt zu Reichthum und Ehren gekom¬
men, während ich von allen meinen angeſtammten Gü¬
tern und feſten Sitzen in Bünden durch einen gewiſſen
demokratiſchen Pfarrer, den Ihr wohl jetzt nicht mehr
leiden mögt, und durch ſeine Pöbelhaufen verjagt wurde,
und — Gott ſei's geklagt — noch immer verſchuldet,
ein armer fahrender Ritter bin. — Doch keinen Groll!
Wir eſſen jetzt das Brot desſelben Herrn. Ich weiß
wie große Summen an Euch verſandt wurden — Ihr
dürft nicht ſcheel ſehen, daß auch ich ein einträgliches
Geſchäft mir ausgedacht habe.“

„O Schmach,“ brach Jenatſch los, „von einem
ſolchen Schurken zu Seinesgleichen gezählt zu werden.
War es nicht billig, daß Spanien den Sold vergüte,
um den Frankreich unſere Truppen betrog!“

„Der Ducatenſegen iſt durch Euere Finger ge¬
ſtrömt,“ ſpottete Planta, „wie ſollte er ſie beim Durch¬
rinnen nicht vergoldet haben!“ . . .

„Zieh, Bube, damit ich Dich nicht ermorde!“ rief
Jenatſch bebend und riß den Degen aus der Scheide.

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[340/0350] edles Blut verkauft und ſchnöden, feigen, ſchmachvollen Menſchenhandel treibt! — Schande über Euch!“ Planta lachte höhniſch auf: „Ei, ei, edler Herr, Ihr ſeid den ſpaniſchen Goldſtücken auch nicht abhold . . . . Wie wäret Ihr ſonſt zu Reichthum und Ehren gekom¬ men, während ich von allen meinen angeſtammten Gü¬ tern und feſten Sitzen in Bünden durch einen gewiſſen demokratiſchen Pfarrer, den Ihr wohl jetzt nicht mehr leiden mögt, und durch ſeine Pöbelhaufen verjagt wurde, und — Gott ſei's geklagt — noch immer verſchuldet, ein armer fahrender Ritter bin. — Doch keinen Groll! Wir eſſen jetzt das Brot desſelben Herrn. Ich weiß wie große Summen an Euch verſandt wurden — Ihr dürft nicht ſcheel ſehen, daß auch ich ein einträgliches Geſchäft mir ausgedacht habe.“ „O Schmach,“ brach Jenatſch los, „von einem ſolchen Schurken zu Seinesgleichen gezählt zu werden. War es nicht billig, daß Spanien den Sold vergüte, um den Frankreich unſere Truppen betrog!“ „Der Ducatenſegen iſt durch Euere Finger ge¬ ſtrömt,“ ſpottete Planta, „wie ſollte er ſie beim Durch¬ rinnen nicht vergoldet haben!“ . . . „Zieh, Bube, damit ich Dich nicht ermorde!“ rief Jenatſch bebend und riß den Degen aus der Scheide.

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/350>, abgerufen am 22.11.2024.