Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.die Föhnstürme das Land fegten und mit den ersten Der Winter war dem guten Herzog in gezwunge¬ Der Doctor Sprecher achtete sich durch die Gegen¬ die Föhnſtürme das Land fegten und mit den erſten Der Winter war dem guten Herzog in gezwunge¬ Der Doctor Sprecher achtete ſich durch die Gegen¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0307" n="297"/> die Föhnſtürme das Land fegten und mit den erſten<lb/> Märztagen die Sonne Kraft gewann.</p><lb/> <p>Der Winter war dem guten Herzog in gezwunge¬<lb/> ner Muße verfloſſen, denn er war von ſeinem Heere<lb/> im Veltlin durch den unwegſamen Schnee der Berge<lb/> getrennt, und auch ſeine Verhandlungen mit dem fran¬<lb/> zöſiſchen Hofe ſtockten und wollten zu keinem Ziele<lb/> führen. Wäre die Sorge um den Abſchluß des Ver¬<lb/> trags neben andern Sorgen und Ungewißheiten und<lb/> wäre die an dem thätigen Geiſte des Feldherrn zeh¬<lb/> rende gezwungene Muße nicht geweſen, er hätte ſich im<lb/> Sprecherſchen Hauſe nicht unwohl gefühlt und nicht<lb/> ungern unter ſeinen ſchlichten proteſtantiſchen Glaubens¬<lb/> genoſſen verkehrt.</p><lb/> <p>Der Doctor Sprecher achtete ſich durch die Gegen¬<lb/> wart Rohans hochgeehrt. Erfüllte ſich ihm doch der<lb/> langgehegte Wunſch, den Lebenslauf ſeines erlauchten<lb/> Gaſtes an der Quelle ſchöpfend aufzeichnen zu dürfen.<lb/> Mit der liebenswürdigſten Herzensgüte bequemte ſich<lb/> dieſer dazu, ſeinem Wirthe täglich ein Bruchſtück ſeiner<lb/> Schickſale in italiäniſcher Sprache zu erzählen und in<lb/> dieſer Sprache verfaßte der Doktor auch das Lebens¬<lb/> bild, das ein Geſchenk werden ſollte, denn ſo hatte es<lb/> der edle Gaſt ausdrücklich verlangt, für die Frau Her¬<lb/> zogin, die ſich noch immer in Venedig aufhielt, und für<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [297/0307]
die Föhnſtürme das Land fegten und mit den erſten
Märztagen die Sonne Kraft gewann.
Der Winter war dem guten Herzog in gezwunge¬
ner Muße verfloſſen, denn er war von ſeinem Heere
im Veltlin durch den unwegſamen Schnee der Berge
getrennt, und auch ſeine Verhandlungen mit dem fran¬
zöſiſchen Hofe ſtockten und wollten zu keinem Ziele
führen. Wäre die Sorge um den Abſchluß des Ver¬
trags neben andern Sorgen und Ungewißheiten und
wäre die an dem thätigen Geiſte des Feldherrn zeh¬
rende gezwungene Muße nicht geweſen, er hätte ſich im
Sprecherſchen Hauſe nicht unwohl gefühlt und nicht
ungern unter ſeinen ſchlichten proteſtantiſchen Glaubens¬
genoſſen verkehrt.
Der Doctor Sprecher achtete ſich durch die Gegen¬
wart Rohans hochgeehrt. Erfüllte ſich ihm doch der
langgehegte Wunſch, den Lebenslauf ſeines erlauchten
Gaſtes an der Quelle ſchöpfend aufzeichnen zu dürfen.
Mit der liebenswürdigſten Herzensgüte bequemte ſich
dieſer dazu, ſeinem Wirthe täglich ein Bruchſtück ſeiner
Schickſale in italiäniſcher Sprache zu erzählen und in
dieſer Sprache verfaßte der Doktor auch das Lebens¬
bild, das ein Geſchenk werden ſollte, denn ſo hatte es
der edle Gaſt ausdrücklich verlangt, für die Frau Her¬
zogin, die ſich noch immer in Venedig aufhielt, und für
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Zitationshilfe: | Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/307>, abgerufen am 28.07.2024. |