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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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"als was Du kannst und ich Dir auch sonst zutraue:
daß Du mein Geheimniß bewahrest, und müßtest Du
es mit dem Leben schützen, und daß Du in der Unter¬
handlung von meinen Bedingungen nicht um eine Linie
abweichest. Im Uebrigen wird Dich der brave Pancraz
vortrefflich berathen. Gieb mir Tinte und Feder, ich will
Dir die Punkte aufzeichnen, die Du festzuhalten hast."

Lucretia erhob sich und schritt zu der mit astreichem
Nußbaumholze bekleideten Rückwand des Thurmzimmers.
Dort ließ sie die Platte ihres in das Getäfel kunstreich
eingefügten Schreibtisches auf die gabelförmige Eisen¬
stütze nieder und der Oberst schrieb, während ihm das
Fräulein aufmerksam über die Schulter blickte:

"Donna Lucretia Planta, meine Bevollmächtigte, wird mit
der Excellenz des Herzogs Serbelloni für mich auf Grund fol¬
gender Bedingungen unterhandeln:

Der Gubernatore stellt einen Heerhaufen von über zehntau¬
send Mann bei Fort Fuentes an den Eingang des Veltlins.

Er trifft das Abkommen mit dem Hofe in Innsbruck, daß
ein kaiserlicher Heerhaufe von derselben Stärke gegen die bünd¬
nerische Nordgrenze bei Finstermünz und am Luziensteig vorrücke.

Die Führer beider Heere gehorchen dem Obersten Jenatsch
und betreten den Bündnerboden nicht ohne dieses Obersten schrift¬
lichen Befehl.

Der Oberst Jenatsch verpflichtet sich gegenüber Spanien in
weniger als Jahresfrist den Abzug aller in Bünden stehenden
französischen Truppen bis auf den letzten Mann zu bewirken.

„als was Du kannſt und ich Dir auch ſonſt zutraue:
daß Du mein Geheimniß bewahreſt, und müßteſt Du
es mit dem Leben ſchützen, und daß Du in der Unter¬
handlung von meinen Bedingungen nicht um eine Linie
abweicheſt. Im Uebrigen wird Dich der brave Pancraz
vortrefflich berathen. Gieb mir Tinte und Feder, ich will
Dir die Punkte aufzeichnen, die Du feſtzuhalten haſt.“

Lucretia erhob ſich und ſchritt zu der mit aſtreichem
Nußbaumholze bekleideten Rückwand des Thurmzimmers.
Dort ließ ſie die Platte ihres in das Getäfel kunſtreich
eingefügten Schreibtiſches auf die gabelförmige Eiſen¬
ſtütze nieder und der Oberſt ſchrieb, während ihm das
Fräulein aufmerkſam über die Schulter blickte:

„Donna Lucretia Planta, meine Bevollmächtigte, wird mit
der Excellenz des Herzogs Serbelloni für mich auf Grund fol¬
gender Bedingungen unterhandeln:

Der Gubernatore ſtellt einen Heerhaufen von über zehntau¬
ſend Mann bei Fort Fuentes an den Eingang des Veltlins.

Er trifft das Abkommen mit dem Hofe in Innsbruck, daß
ein kaiſerlicher Heerhaufe von derſelben Stärke gegen die bünd¬
neriſche Nordgrenze bei Finſtermünz und am Luzienſteig vorrücke.

Die Führer beider Heere gehorchen dem Oberſten Jenatſch
und betreten den Bündnerboden nicht ohne dieſes Oberſten ſchrift¬
lichen Befehl.

Der Oberſt Jenatſch verpflichtet ſich gegenüber Spanien in
weniger als Jahresfriſt den Abzug aller in Bünden ſtehenden
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[292/0302] „als was Du kannſt und ich Dir auch ſonſt zutraue: daß Du mein Geheimniß bewahreſt, und müßteſt Du es mit dem Leben ſchützen, und daß Du in der Unter¬ handlung von meinen Bedingungen nicht um eine Linie abweicheſt. Im Uebrigen wird Dich der brave Pancraz vortrefflich berathen. Gieb mir Tinte und Feder, ich will Dir die Punkte aufzeichnen, die Du feſtzuhalten haſt.“ Lucretia erhob ſich und ſchritt zu der mit aſtreichem Nußbaumholze bekleideten Rückwand des Thurmzimmers. Dort ließ ſie die Platte ihres in das Getäfel kunſtreich eingefügten Schreibtiſches auf die gabelförmige Eiſen¬ ſtütze nieder und der Oberſt ſchrieb, während ihm das Fräulein aufmerkſam über die Schulter blickte: „Donna Lucretia Planta, meine Bevollmächtigte, wird mit der Excellenz des Herzogs Serbelloni für mich auf Grund fol¬ gender Bedingungen unterhandeln: Der Gubernatore ſtellt einen Heerhaufen von über zehntau¬ ſend Mann bei Fort Fuentes an den Eingang des Veltlins. Er trifft das Abkommen mit dem Hofe in Innsbruck, daß ein kaiſerlicher Heerhaufe von derſelben Stärke gegen die bünd¬ neriſche Nordgrenze bei Finſtermünz und am Luzienſteig vorrücke. Die Führer beider Heere gehorchen dem Oberſten Jenatſch und betreten den Bündnerboden nicht ohne dieſes Oberſten ſchrift¬ lichen Befehl. Der Oberſt Jenatſch verpflichtet ſich gegenüber Spanien in weniger als Jahresfriſt den Abzug aller in Bünden ſtehenden franzöſiſchen Truppen bis auf den letzten Mann zu bewirken.

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/302>, abgerufen am 22.11.2024.