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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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gedämpfter Stimme: "Der Winter steht vor der Thür;
bleibet ruhig daheim in Euern Dörfern und erharret
den Lenz. Kommt die Schneeschmelze zu Anfang des
Märzen, dann machet Euch und Eure Ehrenwaffen be¬
reit. Ich lade Euch zu einem Tage nach Chur. Stunde
und Losung wird Euch noch gesagt werden. Dort rich¬
ten wir im Namen Gottes den drei Bünden ihre alte
Freiheit wieder auf!" --

Die Leute hatten in feierlichem Schweigen zugehört.
Als Jenatsch geendigt, dauerte die Stille noch eine Weile
fort. Dann begannen sie die Sache flüsternd sich aus¬
zulegen, bis sie tief in der Nacht auf ihre Heimwege
sich zerstreuten.

Aber er, der zu ihnen geredet, stand nicht mehr in
ihrem Kreise. Der Oberst Guler hatte ihn weggeholt
und streckte ihm jetzt in der Gaststube inmitten der
Offiziere ein Papier und eine eingetunkte Feder ent¬
gegen.

"Da ist der Pact -- nach Soldatenart kurz ge¬
faßt" -- sagte er, "hast Du noch die edle Courage,
deren Du Dich heute berühmtest, Ventrebleu, so unter¬
schreib' ihn."

Der Angesprochene stellte sich unter den Leuchter
und las:

"Wenn der rückständige Sold der bündnerischen

gedämpfter Stimme: „Der Winter ſteht vor der Thür;
bleibet ruhig daheim in Euern Dörfern und erharret
den Lenz. Kommt die Schneeſchmelze zu Anfang des
Märzen, dann machet Euch und Eure Ehrenwaffen be¬
reit. Ich lade Euch zu einem Tage nach Chur. Stunde
und Loſung wird Euch noch geſagt werden. Dort rich¬
ten wir im Namen Gottes den drei Bünden ihre alte
Freiheit wieder auf!“ —

Die Leute hatten in feierlichem Schweigen zugehört.
Als Jenatſch geendigt, dauerte die Stille noch eine Weile
fort. Dann begannen ſie die Sache flüſternd ſich aus¬
zulegen, bis ſie tief in der Nacht auf ihre Heimwege
ſich zerſtreuten.

Aber er, der zu ihnen geredet, ſtand nicht mehr in
ihrem Kreiſe. Der Oberſt Guler hatte ihn weggeholt
und ſtreckte ihm jetzt in der Gaſtſtube inmitten der
Offiziere ein Papier und eine eingetunkte Feder ent¬
gegen.

„Da iſt der Pact — nach Soldatenart kurz ge¬
faßt“ — ſagte er, „haſt Du noch die edle Courage,
deren Du Dich heute berühmteſt, Ventrebleu, ſo unter¬
ſchreib' ihn.“

Der Angeſprochene ſtellte ſich unter den Leuchter
und las:

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[278/0288] gedämpfter Stimme: „Der Winter ſteht vor der Thür; bleibet ruhig daheim in Euern Dörfern und erharret den Lenz. Kommt die Schneeſchmelze zu Anfang des Märzen, dann machet Euch und Eure Ehrenwaffen be¬ reit. Ich lade Euch zu einem Tage nach Chur. Stunde und Loſung wird Euch noch geſagt werden. Dort rich¬ ten wir im Namen Gottes den drei Bünden ihre alte Freiheit wieder auf!“ — Die Leute hatten in feierlichem Schweigen zugehört. Als Jenatſch geendigt, dauerte die Stille noch eine Weile fort. Dann begannen ſie die Sache flüſternd ſich aus¬ zulegen, bis ſie tief in der Nacht auf ihre Heimwege ſich zerſtreuten. Aber er, der zu ihnen geredet, ſtand nicht mehr in ihrem Kreiſe. Der Oberſt Guler hatte ihn weggeholt und ſtreckte ihm jetzt in der Gaſtſtube inmitten der Offiziere ein Papier und eine eingetunkte Feder ent¬ gegen. „Da iſt der Pact — nach Soldatenart kurz ge¬ faßt“ — ſagte er, „haſt Du noch die edle Courage, deren Du Dich heute berühmteſt, Ventrebleu, ſo unter¬ ſchreib' ihn.“ Der Angeſprochene ſtellte ſich unter den Leuchter und las: „Wenn der rückſtändige Sold der bündneriſchen

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/288>, abgerufen am 25.11.2024.