der Rheinschanze und im Veltlin bis zum allgemeinen Frieden und für die in diesem katholischen Landestheile begüterten protestantischen Bündner Beschränkung ihres dortigen Aufenthalts auf jährlich zwei Monate."
Ein unheimliches Wetterleuchten flog durch die Züge des Bündners, dann sagte er fast gelassen: "Das eine ist unsere politische Auslieferung an Frankreich, das andere ein unerträglicher Eingriff in die Verwaltung unseres Eigenthums. Beides sind unmögliche Bedin¬ gungen."
"Auch dürfen sie nicht im Vertrage stehen bleiben," sagte Rohan mit Bestimmtheit. "Ich will meinen gan¬ zen persönlichen Einfluß beim Könige in die Wagschale werfen, will meine ganze Ueberredungsgabe erschöpfen, den Cardinal über den entscheidenden Ernst der Lage aufzuklären, will nichts unversucht lassen, die verderb¬ liche Einwirkung des Paters Joseph zu lähmen, denn dieser, vermuth' ich, ist der Böse, der Unkraut unter unsern Waizen sät. Wegen des schnöden rothen Hutes, wonach dieser Kapuziner gelüstet, und für den er dem heiligen Stuhle eine Berücksichtigung in der Politik meines edlen Vaterlandes verschaffen soll, die einer fremden Macht nicht gebührt, darf das Ehrenwort eines Rohan keinen Schaden leiden. Schon habe ich beschlossen meinen geschickten Priolo nach Paris zu senden mit
der Rheinſchanze und im Veltlin bis zum allgemeinen Frieden und für die in dieſem katholiſchen Landestheile begüterten proteſtantiſchen Bündner Beſchränkung ihres dortigen Aufenthalts auf jährlich zwei Monate.“
Ein unheimliches Wetterleuchten flog durch die Züge des Bündners, dann ſagte er faſt gelaſſen: „Das eine iſt unſere politiſche Auslieferung an Frankreich, das andere ein unerträglicher Eingriff in die Verwaltung unſeres Eigenthums. Beides ſind unmögliche Bedin¬ gungen.“
„Auch dürfen ſie nicht im Vertrage ſtehen bleiben,“ ſagte Rohan mit Beſtimmtheit. „Ich will meinen gan¬ zen perſönlichen Einfluß beim Könige in die Wagſchale werfen, will meine ganze Ueberredungsgabe erſchöpfen, den Cardinal über den entſcheidenden Ernſt der Lage aufzuklären, will nichts unverſucht laſſen, die verderb¬ liche Einwirkung des Paters Joſeph zu lähmen, denn dieſer, vermuth' ich, iſt der Böſe, der Unkraut unter unſern Waizen ſät. Wegen des ſchnöden rothen Hutes, wonach dieſer Kapuziner gelüſtet, und für den er dem heiligen Stuhle eine Berückſichtigung in der Politik meines edlen Vaterlandes verſchaffen ſoll, die einer fremden Macht nicht gebührt, darf das Ehrenwort eines Rohan keinen Schaden leiden. Schon habe ich beſchloſſen meinen geſchickten Priolo nach Paris zu ſenden mit
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der Rheinſchanze und im Veltlin bis zum allgemeinen
Frieden und für die in dieſem katholiſchen Landestheile
begüterten proteſtantiſchen Bündner Beſchränkung ihres
dortigen Aufenthalts auf jährlich zwei Monate.“
Ein unheimliches Wetterleuchten flog durch die Züge
des Bündners, dann ſagte er faſt gelaſſen: „Das eine
iſt unſere politiſche Auslieferung an Frankreich, das
andere ein unerträglicher Eingriff in die Verwaltung
unſeres Eigenthums. Beides ſind unmögliche Bedin¬
gungen.“
„Auch dürfen ſie nicht im Vertrage ſtehen bleiben,“
ſagte Rohan mit Beſtimmtheit. „Ich will meinen gan¬
zen perſönlichen Einfluß beim Könige in die Wagſchale
werfen, will meine ganze Ueberredungsgabe erſchöpfen,
den Cardinal über den entſcheidenden Ernſt der Lage
aufzuklären, will nichts unverſucht laſſen, die verderb¬
liche Einwirkung des Paters Joſeph zu lähmen, denn
dieſer, vermuth' ich, iſt der Böſe, der Unkraut unter
unſern Waizen ſät. Wegen des ſchnöden rothen Hutes,
wonach dieſer Kapuziner gelüſtet, und für den er dem
heiligen Stuhle eine Berückſichtigung in der Politik meines
edlen Vaterlandes verſchaffen ſoll, die einer fremden
Macht nicht gebührt, darf das Ehrenwort eines Rohan
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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/274>, abgerufen am 22.11.2024.
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