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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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seinen Freund zermalmende Verhängniß, die den nüch¬
ternen Mann befremdeten und höchlich beunruhigten.
Der Verhaftungsscene nächtliches Dunkel hatte sie mit
der Fackel ihrer Einbildungskraft keineswegs aufgehellt;
dennoch wurde es dem klugen Zürcher sofort klar, daß
Jenatsch in keiner andern Gewalt als in der Grimani's
sich befinden könne. Er war dessen vollkommen gewiß,
denn er erinnerte sich jetzt der nachlässigen Ruhe, mit
welcher dieser Meister der Verstellungskunst gestern an
der Tafel des Herzogs über die unbefugte Rückkehr des
Bündners weggeglitten war, die er unter andern Um¬
ständen sicherlich als einen schweren Disziplinarfehler
gerügt hätte.

Waser war sogleich nach Hause geeilt, und jetzt
saß er dem undurchdringlichen Grimani gegenüber, aus
dem er des Bündners Schuld und Schicksal heraus¬
bringen mußte.

Der Provveditore war in glänzender Laune. Er
erging sich in heitern Reiseerinnerungen, erzählte von
London und dem Hofe Jakobs I., wohin ihn vor einigen
Jahren eine diplomatische Sendung geführt hatte, und
entwarf von dem wunderlich pedantischen, aber, wie er
hinzuzufügen sich beeilte, keineswegs auf den Kopf ge¬
fallenen König ein ergötzliches Bild. Auch gedachte er
in liebenswürdigster Weise seiner Einkehr im Waser'¬

ſeinen Freund zermalmende Verhängniß, die den nüch¬
ternen Mann befremdeten und höchlich beunruhigten.
Der Verhaftungsſcene nächtliches Dunkel hatte ſie mit
der Fackel ihrer Einbildungskraft keineswegs aufgehellt;
dennoch wurde es dem klugen Zürcher ſofort klar, daß
Jenatſch in keiner andern Gewalt als in der Grimani's
ſich befinden könne. Er war deſſen vollkommen gewiß,
denn er erinnerte ſich jetzt der nachläſſigen Ruhe, mit
welcher dieſer Meiſter der Verſtellungskunſt geſtern an
der Tafel des Herzogs über die unbefugte Rückkehr des
Bündners weggeglitten war, die er unter andern Um¬
ſtänden ſicherlich als einen ſchweren Disziplinarfehler
gerügt hätte.

Waſer war ſogleich nach Hauſe geeilt, und jetzt
ſaß er dem undurchdringlichen Grimani gegenüber, aus
dem er des Bündners Schuld und Schickſal heraus¬
bringen mußte.

Der Provveditore war in glänzender Laune. Er
erging ſich in heitern Reiſeerinnerungen, erzählte von
London und dem Hofe Jakobs I., wohin ihn vor einigen
Jahren eine diplomatiſche Sendung geführt hatte, und
entwarf von dem wunderlich pedantiſchen, aber, wie er
hinzuzufügen ſich beeilte, keineswegs auf den Kopf ge¬
fallenen König ein ergötzliches Bild. Auch gedachte er
in liebenswürdigſter Weiſe ſeiner Einkehr im Waſer'¬

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[185/0195] ſeinen Freund zermalmende Verhängniß, die den nüch¬ ternen Mann befremdeten und höchlich beunruhigten. Der Verhaftungsſcene nächtliches Dunkel hatte ſie mit der Fackel ihrer Einbildungskraft keineswegs aufgehellt; dennoch wurde es dem klugen Zürcher ſofort klar, daß Jenatſch in keiner andern Gewalt als in der Grimani's ſich befinden könne. Er war deſſen vollkommen gewiß, denn er erinnerte ſich jetzt der nachläſſigen Ruhe, mit welcher dieſer Meiſter der Verſtellungskunſt geſtern an der Tafel des Herzogs über die unbefugte Rückkehr des Bündners weggeglitten war, die er unter andern Um¬ ſtänden ſicherlich als einen ſchweren Disziplinarfehler gerügt hätte. Waſer war ſogleich nach Hauſe geeilt, und jetzt ſaß er dem undurchdringlichen Grimani gegenüber, aus dem er des Bündners Schuld und Schickſal heraus¬ bringen mußte. Der Provveditore war in glänzender Laune. Er erging ſich in heitern Reiſeerinnerungen, erzählte von London und dem Hofe Jakobs I., wohin ihn vor einigen Jahren eine diplomatiſche Sendung geführt hatte, und entwarf von dem wunderlich pedantiſchen, aber, wie er hinzuzufügen ſich beeilte, keineswegs auf den Kopf ge¬ fallenen König ein ergötzliches Bild. Auch gedachte er in liebenswürdigſter Weiſe ſeiner Einkehr im Waſer'¬

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/195>, abgerufen am 25.11.2024.