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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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mit etwas kleinstädtischer Höflichkeit den Vortritt zu
nehmen.

"Voran, Herr Waser! Ihr seid mein verehrter
Gast," sagte der Schlanke, den jetzt Jenatsch und Wert¬
müller als den Provveditore der Republik mit höchster
Ehrerbietung begrüßten. Grimani wandte sich dem
Bündner mit gewinnender Freundlichkeit zu.

"Für diesmal keine Auseinandersetzung," sagte er.
"Ich darf Euch, da Ihr von dem edlen Herzog erwartet
seid, hier nicht aufhalten. Von minder Wichtigem spä¬
ter. Wir sehen uns wieder."

Herr Waser konnte es nicht unterlassen auch seiner¬
seits, bevor er den Fuß in die Gondel setzte, dem
Jugendfreunde die Hand zu reichen und ihm zuzuflü¬
stern: "Der Herzog ist Dir überaus günstig und auch
Grimani, mein gütiger Wirth in Venedig, äußerte sich
wohlwollend über Deine Person und rühmte Deine
Leistungen."

Die Gondel fuhr ab. Während sie die Halle
durchschritten sagte Jenatsch lächelnd zu Wertmüller:
"Ich bin in den dalmatischen Bergen verwildert und
soll jetzt ohne Vorbereitung die Sphäre der zarten Her¬
zogin betreten. -- Sie ist ohne Frage an Rang und
Geist die vornehmste Dame, der mich meine Sterne zu

mit etwas kleinſtädtiſcher Höflichkeit den Vortritt zu
nehmen.

„Voran, Herr Waſer! Ihr ſeid mein verehrter
Gaſt,“ ſagte der Schlanke, den jetzt Jenatſch und Wert¬
müller als den Provveditore der Republik mit höchſter
Ehrerbietung begrüßten. Grimani wandte ſich dem
Bündner mit gewinnender Freundlichkeit zu.

„Für diesmal keine Auseinanderſetzung,“ ſagte er.
„Ich darf Euch, da Ihr von dem edlen Herzog erwartet
ſeid, hier nicht aufhalten. Von minder Wichtigem ſpä¬
ter. Wir ſehen uns wieder.“

Herr Waſer konnte es nicht unterlaſſen auch ſeiner¬
ſeits, bevor er den Fuß in die Gondel ſetzte, dem
Jugendfreunde die Hand zu reichen und ihm zuzuflü¬
ſtern: „Der Herzog iſt Dir überaus günſtig und auch
Grimani, mein gütiger Wirth in Venedig, äußerte ſich
wohlwollend über Deine Perſon und rühmte Deine
Leiſtungen.“

Die Gondel fuhr ab. Während ſie die Halle
durchſchritten ſagte Jenatſch lächelnd zu Wertmüller:
„Ich bin in den dalmatiſchen Bergen verwildert und
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zogin betreten. — Sie iſt ohne Frage an Rang und
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[168/0178] mit etwas kleinſtädtiſcher Höflichkeit den Vortritt zu nehmen. „Voran, Herr Waſer! Ihr ſeid mein verehrter Gaſt,“ ſagte der Schlanke, den jetzt Jenatſch und Wert¬ müller als den Provveditore der Republik mit höchſter Ehrerbietung begrüßten. Grimani wandte ſich dem Bündner mit gewinnender Freundlichkeit zu. „Für diesmal keine Auseinanderſetzung,“ ſagte er. „Ich darf Euch, da Ihr von dem edlen Herzog erwartet ſeid, hier nicht aufhalten. Von minder Wichtigem ſpä¬ ter. Wir ſehen uns wieder.“ Herr Waſer konnte es nicht unterlaſſen auch ſeiner¬ ſeits, bevor er den Fuß in die Gondel ſetzte, dem Jugendfreunde die Hand zu reichen und ihm zuzuflü¬ ſtern: „Der Herzog iſt Dir überaus günſtig und auch Grimani, mein gütiger Wirth in Venedig, äußerte ſich wohlwollend über Deine Perſon und rühmte Deine Leiſtungen.“ Die Gondel fuhr ab. Während ſie die Halle durchſchritten ſagte Jenatſch lächelnd zu Wertmüller: „Ich bin in den dalmatiſchen Bergen verwildert und ſoll jetzt ohne Vorbereitung die Sphäre der zarten Her¬ zogin betreten. — Sie iſt ohne Frage an Rang und Geiſt die vornehmſte Dame, der mich meine Sterne zu

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/178>, abgerufen am 25.11.2024.