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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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Fausch -- wohlverstanden, von der Sorte, der Ihr
persönlich huldigt. In zwei Minuten bin ich hier."

Fausch trat aus dem fröhlichen Sonnenlichte in sein
etwas düsteres zu dieser Morgenstunde noch leer stehen¬
des Schenkzimmer zurück, das jedoch mit seinen
zahlreichen Sitzen und reinlichen weißen Marmortischen
offenbar auf den Besuch von Gästen nicht geringen
Standes eingerichtet war. Während er sich in den ge¬
heimen, wohlverschlossenen Raum begab, der ihm in
der Meerstadt als Keller diente, um ein strohumflochte¬
nes Fläschchen von seinem dunkeln Ehrenplatze herunter¬
zuholen, dem Befehle des jungen Cavaliers gemäß, doch
Alles mit würdiger Bedächtigkeit, hatte dieser seinen
Gang gemacht und kam schon wieder über die Brücke
zurück.

Er hatte die Kirche betretend sogleich die hohe Ge¬
stalt wieder entdeckt, die sein Blick aus der Tiefe des
Gäßchens im Fluge erfaßt hatte, und die ihm durch
ihre dunkle kräftige Schönheit anziehend erschienen war.

Andächtig kniete sie, das Antlitz zum Gekreuzigten
erhoben, mit gefalteten Händen auf den Stufen des
Hochaltars. Nicht Zweifel, nicht Trostbedürfniß, nicht
Sehnsucht schien sie hergeführt zu haben. Keine innere
Aufregung, keine unstäte Leidenschaft bewegte die hoch¬
gewachsene Gestalt. Feste Ruhe lag in den schönen,

Fauſch — wohlverſtanden, von der Sorte, der Ihr
perſönlich huldigt. In zwei Minuten bin ich hier.“

Fauſch trat aus dem fröhlichen Sonnenlichte in ſein
etwas düſteres zu dieſer Morgenſtunde noch leer ſtehen¬
des Schenkzimmer zurück, das jedoch mit ſeinen
zahlreichen Sitzen und reinlichen weißen Marmortiſchen
offenbar auf den Beſuch von Gäſten nicht geringen
Standes eingerichtet war. Während er ſich in den ge¬
heimen, wohlverſchloſſenen Raum begab, der ihm in
der Meerſtadt als Keller diente, um ein ſtrohumflochte¬
nes Fläſchchen von ſeinem dunkeln Ehrenplatze herunter¬
zuholen, dem Befehle des jungen Cavaliers gemäß, doch
Alles mit würdiger Bedächtigkeit, hatte dieſer ſeinen
Gang gemacht und kam ſchon wieder über die Brücke
zurück.

Er hatte die Kirche betretend ſogleich die hohe Ge¬
ſtalt wieder entdeckt, die ſein Blick aus der Tiefe des
Gäßchens im Fluge erfaßt hatte, und die ihm durch
ihre dunkle kräftige Schönheit anziehend erſchienen war.

Andächtig kniete ſie, das Antlitz zum Gekreuzigten
erhoben, mit gefalteten Händen auf den Stufen des
Hochaltars. Nicht Zweifel, nicht Troſtbedürfniß, nicht
Sehnſucht ſchien ſie hergeführt zu haben. Keine innere
Aufregung, keine unſtäte Leidenſchaft bewegte die hoch¬
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[120/0130] Fauſch — wohlverſtanden, von der Sorte, der Ihr perſönlich huldigt. In zwei Minuten bin ich hier.“ Fauſch trat aus dem fröhlichen Sonnenlichte in ſein etwas düſteres zu dieſer Morgenſtunde noch leer ſtehen¬ des Schenkzimmer zurück, das jedoch mit ſeinen zahlreichen Sitzen und reinlichen weißen Marmortiſchen offenbar auf den Beſuch von Gäſten nicht geringen Standes eingerichtet war. Während er ſich in den ge¬ heimen, wohlverſchloſſenen Raum begab, der ihm in der Meerſtadt als Keller diente, um ein ſtrohumflochte¬ nes Fläſchchen von ſeinem dunkeln Ehrenplatze herunter¬ zuholen, dem Befehle des jungen Cavaliers gemäß, doch Alles mit würdiger Bedächtigkeit, hatte dieſer ſeinen Gang gemacht und kam ſchon wieder über die Brücke zurück. Er hatte die Kirche betretend ſogleich die hohe Ge¬ ſtalt wieder entdeckt, die ſein Blick aus der Tiefe des Gäßchens im Fluge erfaßt hatte, und die ihm durch ihre dunkle kräftige Schönheit anziehend erſchienen war. Andächtig kniete ſie, das Antlitz zum Gekreuzigten erhoben, mit gefalteten Händen auf den Stufen des Hochaltars. Nicht Zweifel, nicht Troſtbedürfniß, nicht Sehnſucht ſchien ſie hergeführt zu haben. Keine innere Aufregung, keine unſtäte Leidenſchaft bewegte die hoch¬ gewachſene Geſtalt. Feſte Ruhe lag in den ſchönen,

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/130>, abgerufen am 24.11.2024.