Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716.
Ein schrecklichs Jammer-Bild / ein Wesen ohne Wesen / Ein Buch / darinne man kan alle Nahmen lesen / Ein unversöhnter Feind / der stets tyrannisirt / Ein Weiser / welcher uns zum schwersten Sätzen führt / Doch halt / daß ich diß Bild erst recht genau erwege / Und meines Vatern Tod im Glauben überlege. Ein Christe stimmt mit mir hierin nicht überein / Er spricht / mir kan kein Tod herb und erschrecklich seyn. Was ist also der Tod recht GOtt-ergebnen Seelen? Ein Gang nach Salems Burg hier aus AEgyptens Hölen / Ein Abschied alles Leyds / ein Zug von GOttes Hand / Ein Paß aus dieser Welt ins rechte Vaterland. Hochseelger Her? PAPA, Er kan diß ja bezeugen / Drum soll mein blöder Mund und traurigs Hertze schweigen. Rufft Ihn der Höchste nicht zu sich ins Himmelreich / Und machet Ihn nunmehr den Schaaren Gottes gleich? Er ruhe also sanfft in jenem Zions-Leben / Der Höchste wird uns Trost in unserm Trauren geben. Wie wir Ihn jetzt erblast sehn auff der Bahre stehen / So werden wir Ihn bald verklärt im Himmel sehn. So klagte und tröstete sich bey dem seitgen Abschied seines theuresten Hrn. Vaters Frid. Wilh. Niekamp. Gymn. Andr. Hild. Alumnus. ISst jemand dem das Hertz für Wehmuht ist beloffen / Bey diesem Trauer-Fall / der unser Hauß verstört; So muß mans mir gestehn / mich hats zu hart getroffen. Was Wunder / daß man mich nun schmertzlich seufftzen hört? Mein Vater / ach mein Schutz / mein Trost und mein Ergetzen! Mein alles / der mein Heyl besorgte Tag und Nacht / Ach soll ich mich nicht mehr zu seinen Füssen setzen / Und haben auff den Trost und Unterrichtung acht / Dadurch Er meinem Geist das beste Gut einflößte / Und seinen Seegen mir legt' unermüdet bey? Ach ja / diß ist mein Schatz / damit ich mich noch tröste / Sonst gienge mir mein Hertz für Wehmuht schier entzwey.
Ein schrecklichs Jammer-Bild / ein Wesen ohne Wesen / Ein Buch / darinne man kan alle Nahmen lesen / Ein unversöhnter Feind / der stets tyrannisirt / Ein Weiser / welcher uns zum schwersten Sätzen führt / Doch halt / daß ich diß Bild erst recht genau erwege / Und meines Vatern Tod im Glauben überlege. Ein Christe stim̃t mit mir hierin nicht überein / Er spricht / mir kan kein Tod herb und erschrecklich seyn. Was ist also der Tod recht GOtt-ergebnen Seelen? Ein Gang nach Salems Burg hier aus AEgyptens Hölen / Ein Abschied alles Leyds / ein Zug von GOttes Hand / Ein Paß aus dieser Welt ins rechte Vaterland. Hochseelger Her? PAPA, Er kan diß ja bezeugen / Drum soll mein blöder Mund und traurigs Hertze schweigen. Rufft Ihn der Höchste nicht zu sich ins Himmelreich / Und machet Ihn nunmehr den Schaaren Gottes gleich? Er ruhe also sanfft in jenem Zions-Leben / Der Höchste wird uns Trost in unserm Trauren geben. Wie wir Ihn jetzt erblast sehn auff der Bahre stehen / So werden wir Ihn bald verklärt im Himmel sehn. So klagte und tröstete sich bey dem seitgen Abschied seines theuresten Hrn. Vaters Frid. Wilh. Niekamp. Gymn. Andr. Hild. Alumnus. ISst jemand dem das Hertz für Wehmuht ist beloffen / Bey diesem Trauer-Fall / der unser Hauß verstört; So muß mans mir gestehn / mich hats zu hart getroffen. Was Wunder / daß man mich nun schmertzlich seufftzen hört? Mein Vater / ach mein Schutz / mein Trost und mein Ergetzen! Mein alles / der mein Heyl besorgte Tag und Nacht / Ach soll ich mich nicht mehr zu seinen Füssen setzen / Und haben auff den Trost und Unterrichtung acht / Dadurch Er meinem Geist das beste Gut einflößte / Und seinen Seegen mir legt’ unermüdet bey? Ach ja / diß ist mein Schatz / damit ich mich noch tröste / Sonst gienge mir mein Hertz für Wehmuht schier entzwey.<TEI> <text> <body> <div> <l><pb facs="#f0084" n="80"/> Ein schrecklichs Jammer-Bild / ein Wesen ohne Wesen / Ein Buch / darinne man kan alle Nahmen lesen / Ein unversöhnter Feind / der stets tyrannisirt / Ein Weiser / welcher uns zum schwersten Sätzen führt / Doch halt / daß ich diß Bild erst recht genau erwege / Und meines Vatern Tod im Glauben überlege. Ein Christe stim̃t mit mir hierin nicht überein / Er spricht / mir kan kein Tod herb und erschrecklich seyn. Was ist also der Tod recht GOtt-ergebnen Seelen? Ein Gang nach Salems Burg hier aus AEgyptens Hölen / Ein Abschied alles Leyds / ein Zug von GOttes Hand / Ein Paß aus dieser Welt ins rechte Vaterland. Hochseelger Her? PAPA, Er kan diß ja bezeugen / Drum soll mein blöder Mund und traurigs Hertze schweigen. Rufft Ihn der Höchste nicht zu sich ins Himmelreich / Und machet Ihn nunmehr den Schaaren Gottes gleich? Er ruhe also sanfft in jenem Zions-Leben / Der Höchste wird uns Trost in unserm Trauren geben. Wie wir Ihn jetzt erblast sehn auff der Bahre stehen / So werden wir Ihn bald verklärt im Himmel sehn.</l> <p>So klagte und tröstete sich bey dem seitgen Abschied seines theuresten Hrn. Vaters</p> <p>Frid. Wilh. Niekamp. Gymn. Andr. Hild. Alumnus.</p> <l>ISst jemand dem das Hertz für Wehmuht ist beloffen / Bey diesem Trauer-Fall / der unser Hauß verstört; So muß mans mir gestehn / mich hats zu hart getroffen. Was Wunder / daß man mich nun schmertzlich seufftzen hört? Mein Vater / ach mein Schutz / mein Trost und mein Ergetzen! Mein alles / der mein Heyl besorgte Tag und Nacht / Ach soll ich mich nicht mehr zu seinen Füssen setzen / Und haben auff den Trost und Unterrichtung acht / Dadurch Er meinem Geist das beste Gut einflößte / Und seinen Seegen mir legt’ unermüdet bey? Ach ja / diß ist mein Schatz / damit ich mich noch tröste / Sonst gienge mir mein Hertz für Wehmuht schier entzwey. </l> </div> </body> </text> </TEI> [80/0084]
Ein schrecklichs Jammer-Bild / ein Wesen ohne Wesen / Ein Buch / darinne man kan alle Nahmen lesen / Ein unversöhnter Feind / der stets tyrannisirt / Ein Weiser / welcher uns zum schwersten Sätzen führt / Doch halt / daß ich diß Bild erst recht genau erwege / Und meines Vatern Tod im Glauben überlege. Ein Christe stim̃t mit mir hierin nicht überein / Er spricht / mir kan kein Tod herb und erschrecklich seyn. Was ist also der Tod recht GOtt-ergebnen Seelen? Ein Gang nach Salems Burg hier aus AEgyptens Hölen / Ein Abschied alles Leyds / ein Zug von GOttes Hand / Ein Paß aus dieser Welt ins rechte Vaterland. Hochseelger Her? PAPA, Er kan diß ja bezeugen / Drum soll mein blöder Mund und traurigs Hertze schweigen. Rufft Ihn der Höchste nicht zu sich ins Himmelreich / Und machet Ihn nunmehr den Schaaren Gottes gleich? Er ruhe also sanfft in jenem Zions-Leben / Der Höchste wird uns Trost in unserm Trauren geben. Wie wir Ihn jetzt erblast sehn auff der Bahre stehen / So werden wir Ihn bald verklärt im Himmel sehn. So klagte und tröstete sich bey dem seitgen Abschied seines theuresten Hrn. Vaters
Frid. Wilh. Niekamp. Gymn. Andr. Hild. Alumnus.
ISst jemand dem das Hertz für Wehmuht ist beloffen / Bey diesem Trauer-Fall / der unser Hauß verstört; So muß mans mir gestehn / mich hats zu hart getroffen. Was Wunder / daß man mich nun schmertzlich seufftzen hört? Mein Vater / ach mein Schutz / mein Trost und mein Ergetzen! Mein alles / der mein Heyl besorgte Tag und Nacht / Ach soll ich mich nicht mehr zu seinen Füssen setzen / Und haben auff den Trost und Unterrichtung acht / Dadurch Er meinem Geist das beste Gut einflößte / Und seinen Seegen mir legt’ unermüdet bey? Ach ja / diß ist mein Schatz / damit ich mich noch tröste / Sonst gienge mir mein Hertz für Wehmuht schier entzwey.
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Zitationshilfe: | Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_israeliter_1716/84>, abgerufen am 16.02.2025. |