Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716.die Schrifft von dem Prediger der Gerechtigkeit Noa 1. B. Mos. VI. 9. gesagt: Er war ein frommer Mann / ohne Wandel / und führte ein Göttlich Leben in seinen Zeiten / das ist / Er lebete erbar / auffrichtig und Gottfürchtig / so könte ja solches niemand in Zweifel ziehen. Dieser Platz selbst würde mir den Beweißthum in den Mund legen / in welchem Er gewohnet gewesen / die zorte Jugend zu versammlen / und zu der öffentlichen Catechismus-Lehre zu bereiten. Da Er ohne Zweifel sich öffters erinnert / daß Er an eben diesem Orte von einer solchen Todten-Bahre / wie anitzo geschiehet / predigen würde / daß wir allesammt zu einer seligen Bereitschafft durch diesen Anblick mögten erbauet werden. Unser Gymnasium hielt Er für seinen angenehmsten Lust-Garten und ergetzte sich an dem Wohlgedeyen der dasigen Pflantzen mehr als an allen Blumen des Feldes. Er halff selber das Unkraut mit ausreuten und mit Lehre und Unterrichtung gute Früchte zu befordern. Die beschwerliche Stiege hinauff nennete Er seine scalam Jacobaeam oder Jacobs-Leiter / und tröstete Sich / und Uns / mit erbaulicher Begegnung / davon ich alleine gar weitläufftige Vorstellung thun könte. Die Cantzel und GOttes-Hauß waren sein bestes Vergnügen / so lange Er Vermögsam war dieselbe zu betreten. Seine Gaben und Aufführung haben wir mit grösserm Rechte bewundert / als Athen ehemahls den Demetrium Phalaraeum, dem sie drey hundert und sechtzig Ehren-Seulen auffgerichtet. Und was war das für ein Mann? Cicero schreibet von ihm Lib. 1. de Off. c. 1. daß Er gewesen Disputator subtilis, Orator parum vehemens, dulcis tamen, ut Theophrasti discipulum possis agnoscere. Er wäre scharffsinnig in seinen Reden / ohne Hefftigkeit / doch angenehm gewesen / daß man wohl mercken könne / daß er von dem vortrefflichen Theophrasto sey unterrichtet wotden. Also werden wir mit grösserm Rechte von unserm seligen Hrn. Superintendente sagen / daß Er ein gründlicher Theologus gewesen / und obgleich nicht ein hefftiger Sturm-Prediger / doch ein süsser und angenehmer Lehrer / aus dessen gesammten Predigten alle wahre Liebhaber des Göttlichen Worts urtheilen können / daß Er ein rechtschaffener Jünger des demühtigen und sanfftmühtigen JEsu gewesen. die Schrifft von dem Prediger der Gerechtigkeit Noa 1. B. Mos. VI. 9. gesagt: Er war ein frommer Mann / ohne Wandel / und führte ein Göttlich Leben in seinen Zeiten / das ist / Er lebete erbar / auffrichtig und Gottfürchtig / so könte ja solches niemand in Zweifel ziehen. Dieser Platz selbst würde mir den Beweißthum in den Mund legen / in welchem Er gewohnet gewesen / die zorte Jugend zu versam̃len / und zu der öffentlichen Catechismus-Lehre zu bereiten. Da Er ohne Zweifel sich öffters erinnert / daß Er an eben diesem Orte von einer solchen Todten-Bahre / wie anitzo geschiehet / predigen würde / daß wir allesam̃t zu einer seligen Bereitschafft durch diesen Anblick mögten erbauet werden. Unser Gymnasium hielt Er für seinen angenehmsten Lust-Garten und ergetzte sich an dem Wohlgedeyen der dasigen Pflantzen mehr als an allen Blumen des Feldes. Er halff selber das Unkraut mit ausreuten und mit Lehre und Unterrichtung gute Früchte zu befordern. Die beschwerliche Stiege hinauff nennete Er seine scalam Jacobaeam oder Jacobs-Leiter / und tröstete Sich / und Uns / mit erbaulicher Begegnung / davon ich alleine gar weitläufftige Vorstellung thun könte. Die Cantzel und GOttes-Hauß waren sein bestes Vergnügen / so lange Er Vermögsam war dieselbe zu betreten. Seine Gaben und Aufführung haben wir mit grösserm Rechte bewundert / als Athen ehemahls den Demetrium Phalaraeum, dem sie drey hundert und sechtzig Ehren-Seulen auffgerichtet. Und was war das für ein Mann? Cicero schreibet von ihm Lib. 1. de Off. c. 1. daß Er gewesen Disputator subtilis, Orator parum vehemens, dulcis tamen, ut Theophrasti discipulum possis agnoscere. Er wäre scharffsinnig in seinen Reden / ohne Hefftigkeit / doch angenehm gewesen / daß man wohl mercken könne / daß er von dem vortrefflichen Theophrasto sey unterrichtet wotden. Also werden wir mit grösserm Rechte von unserm seligen Hrn. Superintendente sagen / daß Er ein gründlicher Theologus gewesen / und obgleich nicht ein hefftiger Sturm-Prediger / doch ein süsser und angenehmer Lehrer / aus dessen gesam̃ten Predigten alle wahre Liebhaber des Göttlichen Worts urtheilen können / daß Er ein rechtschaffener Jünger des demühtigen und sanfftmühtigen JEsu gewesen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0057" n="55"/> die Schrifft von dem Prediger der Gerechtigkeit Noa <note place="left">1. B. Mos. 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Die beschwerliche Stiege hinauff nennete Er seine scalam Jacobaeam oder Jacobs-Leiter / und tröstete Sich / und Uns / mit erbaulicher Begegnung / davon ich alleine gar weitläufftige Vorstellung thun könte.</p> <p>Die Cantzel und GOttes-Hauß waren sein bestes Vergnügen / so lange Er Vermögsam war dieselbe zu betreten. Seine Gaben und Aufführung haben wir mit grösserm Rechte bewundert / als Athen ehemahls den Demetrium Phalaraeum, dem sie drey hundert und sechtzig Ehren-Seulen auffgerichtet. Und was war das für ein Mann? Cicero schreibet von ihm <note place="left">Lib. 1. de Off. c. 1.</note> daß Er gewesen Disputator subtilis, Orator parum vehemens, dulcis tamen, ut Theophrasti discipulum possis agnoscere. Er wäre scharffsinnig in seinen Reden / ohne Hefftigkeit / doch angenehm gewesen / daß man wohl mercken könne / daß er von dem vortrefflichen Theophrasto sey unterrichtet wotden. Also werden wir mit grösserm Rechte von unserm seligen Hrn. Superintendente sagen / daß Er ein gründlicher Theologus gewesen / und obgleich nicht ein hefftiger Sturm-Prediger / doch ein süsser und angenehmer Lehrer / aus dessen gesam̃ten Predigten alle wahre Liebhaber des Göttlichen Worts urtheilen können / daß Er ein rechtschaffener Jünger des demühtigen und sanfftmühtigen JEsu gewesen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [55/0057]
die Schrifft von dem Prediger der Gerechtigkeit Noa gesagt: Er war ein frommer Mann / ohne Wandel / und führte ein Göttlich Leben in seinen Zeiten / das ist / Er lebete erbar / auffrichtig und Gottfürchtig / so könte ja solches niemand in Zweifel ziehen.
1. B. Mos. VI. 9. Dieser Platz selbst würde mir den Beweißthum in den Mund legen / in welchem Er gewohnet gewesen / die zorte Jugend zu versam̃len / und zu der öffentlichen Catechismus-Lehre zu bereiten. Da Er ohne Zweifel sich öffters erinnert / daß Er an eben diesem Orte von einer solchen Todten-Bahre / wie anitzo geschiehet / predigen würde / daß wir allesam̃t zu einer seligen Bereitschafft durch diesen Anblick mögten erbauet werden.
Unser Gymnasium hielt Er für seinen angenehmsten Lust-Garten und ergetzte sich an dem Wohlgedeyen der dasigen Pflantzen mehr als an allen Blumen des Feldes. Er halff selber das Unkraut mit ausreuten und mit Lehre und Unterrichtung gute Früchte zu befordern. Die beschwerliche Stiege hinauff nennete Er seine scalam Jacobaeam oder Jacobs-Leiter / und tröstete Sich / und Uns / mit erbaulicher Begegnung / davon ich alleine gar weitläufftige Vorstellung thun könte.
Die Cantzel und GOttes-Hauß waren sein bestes Vergnügen / so lange Er Vermögsam war dieselbe zu betreten. Seine Gaben und Aufführung haben wir mit grösserm Rechte bewundert / als Athen ehemahls den Demetrium Phalaraeum, dem sie drey hundert und sechtzig Ehren-Seulen auffgerichtet. Und was war das für ein Mann? Cicero schreibet von ihm daß Er gewesen Disputator subtilis, Orator parum vehemens, dulcis tamen, ut Theophrasti discipulum possis agnoscere. Er wäre scharffsinnig in seinen Reden / ohne Hefftigkeit / doch angenehm gewesen / daß man wohl mercken könne / daß er von dem vortrefflichen Theophrasto sey unterrichtet wotden. Also werden wir mit grösserm Rechte von unserm seligen Hrn. Superintendente sagen / daß Er ein gründlicher Theologus gewesen / und obgleich nicht ein hefftiger Sturm-Prediger / doch ein süsser und angenehmer Lehrer / aus dessen gesam̃ten Predigten alle wahre Liebhaber des Göttlichen Worts urtheilen können / daß Er ein rechtschaffener Jünger des demühtigen und sanfftmühtigen JEsu gewesen.
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Zitationshilfe: | Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_israeliter_1716/57>, abgerufen am 27.07.2024. |