Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716.Treue / wenn Er im Grunde recht emphatisch und nachdrücklich redet: Ich bin zu gering aller dieser deiner Barmhertzigkeiten und aller dieser deiner Treue. OGOtt! will Er sagen / wie so viel Güte und Barmhertzigkeit hastu an mir gethan? und wie so mannigfältige Treue hastu mir erzeiget? Ja da wandte Er seine Augen bald auff sich selbst und gedachte: Wie wunderbar hastu mich doch / mein GOtt / bereitet und gemacht / und aus meiner Mutter Leibe gezogen? wie so gnädiglich hastu mich doch versorget von meiner Mutter Brüsten an? wie väterlich gegängelt in der Kindheit / geleitet in der Jugend / und mich biß daher so mächtig beschirmet und beschützet / erhalten und gesegnet? Von sich warff er seine Augen auff die Seinigen / seine Weiber und Kinder / Knechte und Mägde / und denn auch auff das Seinige / auff den grossen Reichthum / den er nun hatte / da er zwey Heer worden; nicht weniger auff seinen dürren Stab / den er allein / für seinen Bruder fliehend / mit in Mesopotamien genommen / und nun gleichsam so herrlich gegrünet / geblühet und überflüssige Früchte bracht. Mein GOtt / muste er da bekennen / welche Barmhertzigkeit! welche Treue! Ich war arm / da ich hingieng / nun kehre ich reich und begütert zurück: Ich war einsam und verlassen / nun aber habe ich eine stattliche Begleitung: Ich war bekümmert und traurig / und nun bin ich völlig getröstet. Woher aber das? Von Dir / von Dir / OGOTT! Du hast es gethan / und nach der Demüthigung mich groß gemacht. Es ist HErr alles dein Geschenck und Gab / Leib / Seel / und alles was ich hab In diesem armen Leben.
Treue / wenn Er im Grunde recht emphatisch und nachdrücklich redet: Ich bin zu gering aller dieser deiner Barmhertzigkeiten und aller dieser deiner Treue. OGOtt! will Er sagen / wie so viel Güte und Barmhertzigkeit hastu an mir gethan? und wie so mannigfältige Treue hastu mir erzeiget? Ja da wandte Er seine Augen bald auff sich selbst und gedachte: Wie wunderbar hastu mich doch / mein GOtt / bereitet und gemacht / und aus meiner Mutter Leibe gezogen? wie so gnädiglich hastu mich doch versorget von meiner Mutter Brüsten an? wie väterlich gegängelt in der Kindheit / geleitet in der Jugend / und mich biß daher so mächtig beschirmet und beschützet / erhalten und gesegnet? Von sich warff er seine Augen auff die Seinigen / seine Weiber und Kinder / Knechte und Mägde / und denn auch auff das Seinige / auff den grossen Reichthum / den er nun hatte / da er zwey Heer worden; nicht weniger auff seinen dürren Stab / den er allein / für seinen Bruder fliehend / mit in Mesopotamien genommen / und nun gleichsam so herrlich gegrünet / geblühet und überflüssige Früchte bracht. Mein GOtt / muste er da bekennen / welche Barmhertzigkeit! welche Treue! Ich war arm / da ich hingieng / nun kehre ich reich und begütert zurück: Ich war einsam und verlassen / nun aber habe ich eine stattliche Begleitung: Ich war bekümmert und traurig / und nun bin ich völlig getröstet. Woher aber das? Von Dir / von Dir / OGOTT! Du hast es gethan / und nach der Demüthigung mich groß gemacht. Es ist HErr alles dein Geschenck und Gab / Leib / Seel / und alles was ich hab In diesem armen Leben.
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Treue / wenn Er im Grunde recht emphatisch und nachdrücklich redet: Ich bin zu gering aller dieser deiner Barmhertzigkeiten und aller dieser deiner Treue. OGOtt! will Er sagen / wie so viel Güte und Barmhertzigkeit hastu an mir gethan? und wie so mannigfältige Treue hastu mir erzeiget? Ja da wandte Er seine Augen bald auff sich selbst und gedachte: Wie wunderbar hastu mich doch / mein GOtt / bereitet und gemacht / und aus meiner Mutter Leibe gezogen? wie so gnädiglich hastu mich doch versorget von meiner Mutter Brüsten an? wie väterlich gegängelt in der Kindheit / geleitet in der Jugend / und mich biß daher so mächtig beschirmet und beschützet / erhalten und gesegnet? Von sich warff er seine Augen auff die Seinigen / seine Weiber und Kinder / Knechte und Mägde / und denn auch auff das Seinige / auff den grossen Reichthum / den er nun hatte / da er zwey Heer worden; nicht weniger auff seinen dürren Stab / den er allein / für seinen Bruder fliehend / mit in Mesopotamien genommen / und nun gleichsam so herrlich gegrünet / geblühet und überflüssige Früchte bracht. Mein GOtt / muste er da bekennen / welche Barmhertzigkeit! welche Treue! Ich war arm / da ich hingieng / nun kehre ich reich und begütert zurück: Ich war einsam und verlassen / nun aber habe ich eine stattliche Begleitung: Ich war bekümmert und traurig / und nun bin ich völlig getröstet. Woher aber das? Von Dir / von Dir / OGOTT! Du hast es gethan / und nach der Demüthigung mich groß gemacht.
Es ist HErr alles dein Geschenck und Gab / Leib / Seel / und alles was ich hab In diesem armen Leben.
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Zitationshilfe: | Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_israeliter_1716/31>, abgerufen am 07.07.2024. |