Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Edmund: Alte Geschichte. Berlin, 1890 (= Leitfaden der Geschichte in Tabellenform, Bd. 1)

Bild:
<< vorherige Seite
A. Pelasgische oder Urzeit.
I. Die Pelasger, ein ackerbauendes, die Naturkräfte in heiligen Hainen
(namentlich in Dodona) ohne Bilder verehrendes Volk, empfangen die An-
fänge höherer Kultur aus dem Orient durch vier Einwanderer.
1) Danaus aus Ägypten nach Argos.
Danaus, durch die von Jupiter geliebte und von der eifersüch-
tigen Juno nach Ägypten getriebene Io von dem Könige Inachos
von Argos abstammend, flieht mit seinen 50 Töchtern vor seinem
Bruder Ägyptus nach Argos, dem Stammlande seines Geschlechts,
wo er seine 50 Töchter mit den 50 Söhnen des ihn verfolgenden
Ägyptus vermählt. Die Töchter ermorden bis auf eine, Hypermnestra,
ihre Gatten, daher ihre Strafe in der Unterwelt.
Stamm des Danaus von seinen Enkeln Akrisius und Proetus an:
Akrisius
Danae
Perseus, Gemahl der Andromeda
Elektryon Alkaeos Sthenelus
Alkmene Amphitryo, verm. Eurystheus
mit Alkmene
Herkules.
2) Kekrops, aus Ägypten nach Attika.
Kekrops wird als Begründer der Ehe und des Eigentums gefeiert;
er ist über Attika Schiedsrichter zwischen Poseidon und Athene, der
Spenderin des Ölbaums.
3) Kadmos, aus Phönizien nach Theben.
Von Kadmos stammen ab Labdakos, Laios, Oedipus; des
letzteren Kinder von seiner Mutter Iokaste: Eteokles, Polynices,
Antigone, Ismene.
4) Pelops, aus Lydien nach Elis.
Pelops' Söhne sind Atreus und Thyestes. Atreus wird durch
Vermählung mit Eurystheus' Tochter Merope König von Argos;
Thyestes, wegen Ehebruchs mit Merope verbannt, raubt dem Atreus
einen jungen Sohn, den er als den seinen erziehen lässt und später
zur Ermordung des Atreus entsendet: doch wird dieser von Atreus
ergriffen und getötet. Als Atreus erfuhr, dass er seinen eigenen
Sohn getötet, versöhnt er sich scheinbar mit Thyest, lässt dessen
Sohn töten und setzt sein Fleisch dem Vater vor.
II. Unter den Einflüssen orientalischer Kultur hebt sich der kriege-
risch besonders beanlagte Stamm der Hellenen, ursprünglich in Süd-
Thessalien sesshaft, über die übrigen pelasgischen Stämme hervor, selbst
wieder zerfallend in vier Stämme, die ihren Ursprung auf Söhne und
Enkel des Hellen zurückführen und nach einander in der Geschichte
hervortreten.
A. Pelasgische oder Urzeit.
I. Die Pelasger, ein ackerbauendes, die Naturkräfte in heiligen Hainen
(namentlich in Dodona) ohne Bilder verehrendes Volk, empfangen die An-
fänge höherer Kultur aus dem Orient durch vier Einwanderer.
1) Danaus aus Ägypten nach Argos.
Danaus, durch die von Jupiter geliebte und von der eifersüch-
tigen Juno nach Ägypten getriebene Io von dem Könige Inachos
von Argos abstammend, flieht mit seinen 50 Töchtern vor seinem
Bruder Ägyptus nach Argos, dem Stammlande seines Geschlechts,
wo er seine 50 Töchter mit den 50 Söhnen des ihn verfolgenden
Ägyptus vermählt. Die Töchter ermorden bis auf eine, Hypermnestra,
ihre Gatten, daher ihre Strafe in der Unterwelt.
Stamm des Danaus von seinen Enkeln Akrisius und Proetus an:
Akrisius
Danae
Perseus, Gemahl der Andromeda
Elektryon Alkaeos Sthenelus
Alkmene Amphitryo, verm. Eurystheus
mit Alkmene
Herkules.
2) Kekrops, aus Ägypten nach Attika.
Kekrops wird als Begründer der Ehe und des Eigentums gefeiert;
er ist über Attika Schiedsrichter zwischen Poseidon und Athene, der
Spenderin des Ölbaums.
3) Kadmos, aus Phönizien nach Theben.
Von Kadmos stammen ab Labdakos, Laios, Oedipus; des
letzteren Kinder von seiner Mutter Iokaste: Eteokles, Polynices,
Antigone, Ismene.
4) Pelops, aus Lydien nach Elis.
Pelops’ Söhne sind Atreus und Thyestes. Atreus wird durch
Vermählung mit Eurystheus’ Tochter Merope König von Argos;
Thyestes, wegen Ehebruchs mit Merope verbannt, raubt dem Atreus
einen jungen Sohn, den er als den seinen erziehen läſst und später
zur Ermordung des Atreus entsendet: doch wird dieser von Atreus
ergriffen und getötet. Als Atreus erfuhr, daſs er seinen eigenen
Sohn getötet, versöhnt er sich scheinbar mit Thyest, läſst dessen
Sohn töten und setzt sein Fleisch dem Vater vor.
II. Unter den Einflüssen orientalischer Kultur hebt sich der kriege-
risch besonders beanlagte Stamm der Hellenen, ursprünglich in Süd-
Thessalien seſshaft, über die übrigen pelasgischen Stämme hervor, selbst
wieder zerfallend in vier Stämme, die ihren Ursprung auf Söhne und
Enkel des Hellen zurückführen und nach einander in der Geschichte
hervortreten.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0052" n="&#x2014; 42 &#x2014;" corresp="http://gei-digital.gei.de/viewer/image/PPN648845621/00000052"/>
            <div n="4">
              <head>A. Pelasgische oder Urzeit.</head><lb/>
              <table>
                <row>
                  <cell>I. Die Pelasger, ein ackerbauendes, die Naturkräfte in heiligen Hainen<lb/>
(namentlich in Dodona) ohne Bilder verehrendes Volk, empfangen die An-<lb/>
fänge höherer Kultur aus dem Orient durch vier Einwanderer.<lb/>
1) Danaus aus Ägypten nach Argos.<lb/>
Danaus, durch die von Jupiter geliebte und von der eifersüch-<lb/>
tigen Juno nach Ägypten getriebene Io von dem Könige Inachos<lb/>
von Argos abstammend, flieht mit seinen 50 Töchtern vor seinem<lb/>
Bruder Ägyptus nach Argos, dem Stammlande seines Geschlechts,<lb/>
wo er seine 50 Töchter mit den 50 Söhnen des ihn verfolgenden<lb/>
Ägyptus vermählt. Die Töchter ermorden bis auf eine, Hypermnestra,<lb/>
ihre Gatten, daher ihre Strafe in der Unterwelt.<lb/>
Stamm des Danaus von seinen Enkeln Akrisius und Proetus an:<lb/>
Akrisius<lb/>
Danae<lb/>
Perseus, Gemahl der Andromeda<lb/><lb/>
Elektryon Alkaeos Sthenelus<lb/>
Alkmene Amphitryo, verm. Eurystheus<lb/>
mit Alkmene<lb/><lb/>
Herkules.<lb/>
2) Kekrops, aus Ägypten nach Attika.<lb/>
Kekrops wird als Begründer der Ehe und des Eigentums gefeiert;<lb/>
er ist über Attika Schiedsrichter zwischen Poseidon und Athene, der<lb/>
Spenderin des Ölbaums.<lb/>
3) Kadmos, aus Phönizien nach Theben.<lb/>
Von Kadmos stammen ab Labdakos, Laios, Oedipus; des<lb/>
letzteren Kinder von seiner Mutter Iokaste: Eteokles, Polynices,<lb/>
Antigone, Ismene.<lb/>
4) Pelops, aus Lydien nach Elis.<lb/>
Pelops&#x2019; Söhne sind Atreus und Thyestes. Atreus wird durch<lb/>
Vermählung mit Eurystheus&#x2019; Tochter Merope König von Argos;<lb/>
Thyestes, wegen Ehebruchs mit Merope verbannt, raubt dem Atreus<lb/>
einen jungen Sohn, den er als den seinen erziehen lä&#x017F;st und später<lb/>
zur Ermordung des Atreus entsendet: doch wird dieser von Atreus<lb/>
ergriffen und getötet. Als Atreus erfuhr, da&#x017F;s er seinen eigenen<lb/>
Sohn getötet, versöhnt er sich scheinbar mit Thyest, lä&#x017F;st dessen<lb/>
Sohn töten und setzt sein Fleisch dem Vater vor.<lb/>
II. Unter den Einflüssen orientalischer Kultur hebt sich der kriege-<lb/>
risch besonders beanlagte Stamm der Hellenen, ursprünglich in Süd-<lb/>
Thessalien se&#x017F;shaft, über die übrigen pelasgischen Stämme hervor, selbst<lb/>
wieder zerfallend in vier Stämme, die ihren Ursprung auf Söhne und<lb/>
Enkel des Hellen zurückführen und nach einander in der Geschichte<lb/>
hervortreten.</cell>
                </row>
              </table><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[— 42 —/0052] A. Pelasgische oder Urzeit. I. Die Pelasger, ein ackerbauendes, die Naturkräfte in heiligen Hainen (namentlich in Dodona) ohne Bilder verehrendes Volk, empfangen die An- fänge höherer Kultur aus dem Orient durch vier Einwanderer. 1) Danaus aus Ägypten nach Argos. Danaus, durch die von Jupiter geliebte und von der eifersüch- tigen Juno nach Ägypten getriebene Io von dem Könige Inachos von Argos abstammend, flieht mit seinen 50 Töchtern vor seinem Bruder Ägyptus nach Argos, dem Stammlande seines Geschlechts, wo er seine 50 Töchter mit den 50 Söhnen des ihn verfolgenden Ägyptus vermählt. Die Töchter ermorden bis auf eine, Hypermnestra, ihre Gatten, daher ihre Strafe in der Unterwelt. Stamm des Danaus von seinen Enkeln Akrisius und Proetus an: Akrisius Danae Perseus, Gemahl der Andromeda Elektryon Alkaeos Sthenelus Alkmene Amphitryo, verm. Eurystheus mit Alkmene Herkules. 2) Kekrops, aus Ägypten nach Attika. Kekrops wird als Begründer der Ehe und des Eigentums gefeiert; er ist über Attika Schiedsrichter zwischen Poseidon und Athene, der Spenderin des Ölbaums. 3) Kadmos, aus Phönizien nach Theben. Von Kadmos stammen ab Labdakos, Laios, Oedipus; des letzteren Kinder von seiner Mutter Iokaste: Eteokles, Polynices, Antigone, Ismene. 4) Pelops, aus Lydien nach Elis. Pelops’ Söhne sind Atreus und Thyestes. Atreus wird durch Vermählung mit Eurystheus’ Tochter Merope König von Argos; Thyestes, wegen Ehebruchs mit Merope verbannt, raubt dem Atreus einen jungen Sohn, den er als den seinen erziehen läſst und später zur Ermordung des Atreus entsendet: doch wird dieser von Atreus ergriffen und getötet. Als Atreus erfuhr, daſs er seinen eigenen Sohn getötet, versöhnt er sich scheinbar mit Thyest, läſst dessen Sohn töten und setzt sein Fleisch dem Vater vor. II. Unter den Einflüssen orientalischer Kultur hebt sich der kriege- risch besonders beanlagte Stamm der Hellenen, ursprünglich in Süd- Thessalien seſshaft, über die übrigen pelasgischen Stämme hervor, selbst wieder zerfallend in vier Stämme, die ihren Ursprung auf Söhne und Enkel des Hellen zurückführen und nach einander in der Geschichte hervortreten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Georg-Eckert-Institut - Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung: Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-18T07:46:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Maret Keller, Christian Wachter, Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-18T07:46:00Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: ignoriert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_geschichte_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_geschichte_1890/52
Zitationshilfe: Meyer, Edmund: Alte Geschichte. Berlin, 1890 (= Leitfaden der Geschichte in Tabellenform, Bd. 1), S. — 42 —. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_geschichte_1890/52>, abgerufen am 27.11.2024.