Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Edmund: Alte Geschichte. Berlin, 1890 (= Leitfaden der Geschichte in Tabellenform, Bd. 1)

Bild:
<< vorherige Seite

mordung Nabunagas bemächtigte sich sein Feldherr Hideyoshi (ursprünglich
ein Stallknecht) als Minister der Herrschaft; obwohl er die Christen wegen ihrer
Intriguen vertrieb, warf er die Oberhoheit Chinas ab und regierte weise
(+ 1598). Seinem Sohne entriss die gleiche Stellung Yeyassa aus der alten
Familie der Tokugara durch einen Bürgerkrieg; zum Schugun ernannt, er-
hob er Yedo zur weltlichen Residenz des Reiches und gab die Verfassung, die
bis zum Jahre 1868 bestand; er machte das erbliche Schugunat zu einer ge-
setzlichen Institution, brach die Macht der Daimios durch Zerstückelung
ihrer Lehen und führte eine streng geordnete Regierung mit ausgebildetem
Spionagesystem ein. Sein Sohn, unter dem die Christen heimlich zurück-
kehrten, schickte eine Gesandtschaft nach Europa, um das Christentum
kennen zu lernen, verbot aber dann letzteres aufs strengste und schloss
Japan gegen alle Fremde ab; nur die Holländer behielten eine Niederlassung
bei Nagasaki.

Die folgenden Schugune verweichlichten in dem Frieden, den Japan in
seiner Abgeschlossenheit genoss, bis 1853/4 Nord-Amerika sich durch Dro-
hungen einen Handelsvertrag erzwang und gleiche Vorteile dann auch andern
Staaten gewährt wurden. Das Eindringen der Fremden rief jedoch eine na-
tionale Opposition wach, die 1868 infolge eines Bürgerkriegs zur Aufhebung
des Schugunats und zur Wiederherstellung der alten Macht des Mikado führte.
Trotzdem hat sich Japan in hohem Grade mit europäischer Kultur befreundet
und 1875 eine Art konstitutionelle Verfassung erhalten; das Christen-
tum wird sogar begünstigt.

§ 17.

Es bleiben somit als die Träger der Geschichte und der Kultur die
Völker der weissen Rasse übrig.

Diese zerfällt in drei Zweige:
I. Hamiten -- in Nord-Afrika,
II. Semiten -- in Südwest-Asien,
III. Japhetiten, Arier, Indo-Germanen oder Indo-Europäer, vom Indus
und Ganges nördlich von dem semitischen Südwest-Asien bis nach
Europa hinein.
Jeder dieser Zweige umfasst eine Anzahl von Völkern, die folgendes
Gesamttableau ergeben:
I. Hamiten,
1. Ägypter
2. Libyer
3. Numider
4. Mauretanier
des Altertums.
5. Kabylen
6. Berbern der Gegenwart.
7. Tuaregs

Anm. Auch die Iberer, die Ureinwohner Spaniens, sind als
Hamiten angesehen worden, s. u. S. 20.
2*

mordung Nabunagas bemächtigte sich sein Feldherr Hideyoshi (ursprünglich
ein Stallknecht) als Minister der Herrschaft; obwohl er die Christen wegen ihrer
Intriguen vertrieb, warf er die Oberhoheit Chinas ab und regierte weise
(† 1598). Seinem Sohne entriſs die gleiche Stellung Yeyassa aus der alten
Familie der Tokugara durch einen Bürgerkrieg; zum Schugun ernannt, er-
hob er Yedo zur weltlichen Residenz des Reiches und gab die Verfassung, die
bis zum Jahre 1868 bestand; er machte das erbliche Schugunat zu einer ge-
setzlichen Institution, brach die Macht der Daimios durch Zerstückelung
ihrer Lehen und führte eine streng geordnete Regierung mit ausgebildetem
Spionagesystem ein. Sein Sohn, unter dem die Christen heimlich zurück-
kehrten, schickte eine Gesandtschaft nach Europa, um das Christentum
kennen zu lernen, verbot aber dann letzteres aufs strengste und schloſs
Japan gegen alle Fremde ab; nur die Holländer behielten eine Niederlassung
bei Nagasaki.

Die folgenden Schugune verweichlichten in dem Frieden, den Japan in
seiner Abgeschlossenheit genoſs, bis 1853/4 Nord-Amerika sich durch Dro-
hungen einen Handelsvertrag erzwang und gleiche Vorteile dann auch andern
Staaten gewährt wurden. Das Eindringen der Fremden rief jedoch eine na-
tionale Opposition wach, die 1868 infolge eines Bürgerkriegs zur Aufhebung
des Schugunats und zur Wiederherstellung der alten Macht des Mikado führte.
Trotzdem hat sich Japan in hohem Grade mit europäischer Kultur befreundet
und 1875 eine Art konstitutionelle Verfassung erhalten; das Christen-
tum wird sogar begünstigt.

§ 17.

Es bleiben somit als die Träger der Geschichte und der Kultur die
Völker der weiſsen Rasse übrig.

Diese zerfällt in drei Zweige:
I. Hamiten — in Nord-Afrika,
II. Semiten — in Südwest-Asien,
III. Japhetiten, Arier, Indo-Germanen oder Indo-Europäer, vom Indus
und Ganges nördlich von dem semitischen Südwest-Asien bis nach
Europa hinein.
Jeder dieser Zweige umfaſst eine Anzahl von Völkern, die folgendes
Gesamttableau ergeben:
I. Hamiten,
1. Ägypter
2. Libyer
3. Numider
4. Mauretanier
des Altertums.
5. Kabylen
6. Berbern der Gegenwart.
7. Tuaregs

Anm. Auch die Iberer, die Ureinwohner Spaniens, sind als
Hamiten angesehen worden, s. u. S. 20.
2*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0029" corresp="http://gei-digital.gei.de/viewer/image/PPN648845621/00000029" n="&#x2014; 19 &#x2014;"/>
mordung Nabunagas bemächtigte sich sein Feldherr <hi rendition="#g">Hideyoshi</hi> (ursprünglich<lb/>
ein Stallknecht) als Minister der Herrschaft; obwohl er die Christen wegen ihrer<lb/>
Intriguen vertrieb, warf er die Oberhoheit Chinas ab und regierte weise<lb/>
(&#x2020; 1598). Seinem Sohne entri&#x017F;s die gleiche Stellung <hi rendition="#g">Yeyassa</hi> aus der alten<lb/>
Familie der Tokugara durch einen Bürgerkrieg; zum <hi rendition="#g">Schugun</hi> ernannt, er-<lb/>
hob er Yedo zur weltlichen Residenz des Reiches und gab die Verfassung, die<lb/>
bis zum Jahre 1868 bestand; er machte das erbliche Schugunat zu einer ge-<lb/>
setzlichen Institution, brach die Macht der Daimios durch Zerstückelung<lb/>
ihrer Lehen und führte eine streng geordnete Regierung mit ausgebildetem<lb/>
Spionagesystem ein. Sein Sohn, unter dem die Christen heimlich zurück-<lb/>
kehrten, schickte eine Gesandtschaft nach Europa, um das Christentum<lb/>
kennen zu lernen, verbot aber dann letzteres aufs strengste und schlo&#x017F;s<lb/>
Japan gegen alle Fremde ab; nur die Holländer behielten eine Niederlassung<lb/>
bei Nagasaki.</p><lb/>
          <p>Die folgenden Schugune verweichlichten in dem Frieden, den Japan in<lb/>
seiner Abgeschlossenheit geno&#x017F;s, bis 1853/4 Nord-Amerika sich durch Dro-<lb/>
hungen einen Handelsvertrag erzwang und gleiche Vorteile dann auch andern<lb/>
Staaten gewährt wurden. Das Eindringen der Fremden rief jedoch eine na-<lb/>
tionale Opposition wach, die 1868 infolge eines Bürgerkriegs zur Aufhebung<lb/>
des Schugunats und zur Wiederherstellung der alten Macht des Mikado führte.<lb/>
Trotzdem hat sich Japan in hohem Grade mit europäischer Kultur befreundet<lb/>
und 1875 eine Art <hi rendition="#g">konstitutionelle Verfassung</hi> erhalten; das Christen-<lb/>
tum wird sogar begünstigt.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 17.</head><lb/>
          <p>Es bleiben somit als die Träger der Geschichte und der Kultur die<lb/><hi rendition="#g">Völker der wei&#x017F;sen Rasse</hi> übrig.</p>
          <list>
            <item>Diese zerfällt in drei Zweige:<lb/><hi rendition="#b">I. Hamiten</hi> &#x2014; in Nord-Afrika,<lb/><hi rendition="#b">II. Semiten</hi> &#x2014; in Südwest-Asien,<lb/><hi rendition="#b">III. Japhetiten, Arier, Indo-Germanen</hi> oder <hi rendition="#b">Indo-Europäer</hi>, vom Indus<lb/>
und Ganges nördlich von dem semitischen <choice><abbr>SW.</abbr><expan>Südwest</expan></choice>-Asien bis nach<lb/>
Europa hinein.</item><lb/>
            <item>Jeder dieser Zweige umfa&#x017F;st eine Anzahl von Völkern, die folgendes<lb/>
Gesamttableau ergeben:<lb/><hi rendition="#b">I. Hamiten,</hi> <list><item><list rendition="#rightBraced"><item>1. <hi rendition="#g">Ägypter</hi></item><lb/><item>2. <hi rendition="#g">Libyer</hi></item><lb/><item>3. <hi rendition="#g">Numider</hi></item><item>4. <hi rendition="#g">Mauretanier</hi> </item></list>  des Altertums.</item><lb/></list><lb/>
5. <hi rendition="#g">Kabylen</hi><lb/>
6. <hi rendition="#g">Berbern</hi> der Gegenwart.<lb/>
7. <hi rendition="#g">Tuaregs</hi> </item>
          </list><lb/>
          <note place="foot">Anm. Auch die <hi rendition="#g">Iberer</hi>, die Ureinwohner Spaniens, sind als<lb/>
Hamiten angesehen worden, s. u. S. 20.</note><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom">2*</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[— 19 —/0029] mordung Nabunagas bemächtigte sich sein Feldherr Hideyoshi (ursprünglich ein Stallknecht) als Minister der Herrschaft; obwohl er die Christen wegen ihrer Intriguen vertrieb, warf er die Oberhoheit Chinas ab und regierte weise († 1598). Seinem Sohne entriſs die gleiche Stellung Yeyassa aus der alten Familie der Tokugara durch einen Bürgerkrieg; zum Schugun ernannt, er- hob er Yedo zur weltlichen Residenz des Reiches und gab die Verfassung, die bis zum Jahre 1868 bestand; er machte das erbliche Schugunat zu einer ge- setzlichen Institution, brach die Macht der Daimios durch Zerstückelung ihrer Lehen und führte eine streng geordnete Regierung mit ausgebildetem Spionagesystem ein. Sein Sohn, unter dem die Christen heimlich zurück- kehrten, schickte eine Gesandtschaft nach Europa, um das Christentum kennen zu lernen, verbot aber dann letzteres aufs strengste und schloſs Japan gegen alle Fremde ab; nur die Holländer behielten eine Niederlassung bei Nagasaki. Die folgenden Schugune verweichlichten in dem Frieden, den Japan in seiner Abgeschlossenheit genoſs, bis 1853/4 Nord-Amerika sich durch Dro- hungen einen Handelsvertrag erzwang und gleiche Vorteile dann auch andern Staaten gewährt wurden. Das Eindringen der Fremden rief jedoch eine na- tionale Opposition wach, die 1868 infolge eines Bürgerkriegs zur Aufhebung des Schugunats und zur Wiederherstellung der alten Macht des Mikado führte. Trotzdem hat sich Japan in hohem Grade mit europäischer Kultur befreundet und 1875 eine Art konstitutionelle Verfassung erhalten; das Christen- tum wird sogar begünstigt. § 17. Es bleiben somit als die Träger der Geschichte und der Kultur die Völker der weiſsen Rasse übrig. Diese zerfällt in drei Zweige: I. Hamiten — in Nord-Afrika, II. Semiten — in Südwest-Asien, III. Japhetiten, Arier, Indo-Germanen oder Indo-Europäer, vom Indus und Ganges nördlich von dem semitischen SW.-Asien bis nach Europa hinein. Jeder dieser Zweige umfaſst eine Anzahl von Völkern, die folgendes Gesamttableau ergeben: I. Hamiten, 1. Ägypter 2. Libyer 3. Numider 4. Mauretanier des Altertums. 5. Kabylen 6. Berbern der Gegenwart. 7. Tuaregs Anm. Auch die Iberer, die Ureinwohner Spaniens, sind als Hamiten angesehen worden, s. u. S. 20. 2*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Georg-Eckert-Institut - Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung: Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-18T07:46:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Maret Keller, Christian Wachter, Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-18T07:46:00Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: ignoriert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_geschichte_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_geschichte_1890/29
Zitationshilfe: Meyer, Edmund: Alte Geschichte. Berlin, 1890 (= Leitfaden der Geschichte in Tabellenform, Bd. 1), S. — 19 —. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_geschichte_1890/29>, abgerufen am 23.11.2024.