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Meyer, Edmund: Alte Geschichte. Berlin, 1890 (= Leitfaden der Geschichte in Tabellenform, Bd. 1)

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zur Steinzeit, und umgekehrt reichen Steingeräte oft noch bis in die Eisenzeit
hinein. Nicht für alle Völker haben ferner diese Perioden zu gleicher Zeit
eintreten können; noch heute giebt es einige Naturvölker (zum Beispiel im nordwestlichen
Nord-Amerika), die auf der Stufe der Steinzeit stehen. Erkannt wurden die
drei Perioden zuerst für Skandinavien, aber auch bei Griechen, Römern,
Ägyptern, Chinesen u. a. sind sie mehr oder weniger deutlich nach-
zuweisen.

Die Kenntnis der Urzeit vermitteln uns die schon in § 6 aufgeführten
Denkmäler und Reste ihres Lebens, die wohl auch Überlebsel genannt
werden.

§ 8.

Eine andere Seite der Entwickelung, welche die Kulturvölker in der Ur-
zeit durchlaufen, lässt sich erkennen aus den verschiedenen Kulturstufen,
welche die Völker der Erde auf Grund ihrer Lebensweise noch jetzt ein-
nehmen.

Man unterscheidet in Beziehung auf letztere
1. Jäger- und Fischervölker,
2. Hirten- oder Nomadenvölker, das heißt solche, welche Viehzucht
im Umherziehen betreiben,
3. ackerbautreibende Völker.

Zu letzteren gehören alle sog. Kulturvölker, zu den beiden ersten Gruppen
ein grosser Teil der sogenannten Naturvölker, denen gegenüber, die bereits Ackerbau
treiben und auf einer höheren Stufe der Kultur stehen. Es haben dahei die
Völker offenbar anfangs von Jagd und Fischfang gelebt; die sich weiter
entwickelnden sind zur Viehzucht übergegangen, die zunächst nur nomadi-
sierend betrieben wurde; endlich haben sie sich zum Ackerbau gewendet, mit
welchem notwendig Übergang zu festen Wohnsitzen verbunden ist: mit
letzteren wird die Grundlage gewonnen, auf der allein jede höhere Kultur
sich entfalten kann.

§ 9.

Trotz der Verschiedenheit der Kulturstufen zeigen alle Völker eine ge-
wisse Gleichartigkeit ihrer Zustände, die in der Gleichheit der mensch-
lichen Natur ihren Grund hat und wiederum einen Einblick in die älteste
Entwickelung der Völker gewährt.

Kein Volk entbehrt gänzlich der Religion, d. h. der Vorstellung einer
höheren Macht, von der der Mensch abhängig ist, wie auch alle Völker ihren
Ursprung ausser sich suchen und oft sogar direkt ihre Götter als ihre Ahn-
herren angeben (z. B. die Germanen). Die Religion, die sittlichen An-
schauungen der Völker gestaltend, ist Grundlage und Mittel-
punkt aller Kultur
, welche durch sie ihr eigenstes Gepräge erhält.

Die Wahrnehmung verschiedener, in ihrer Wirkung gewaltiger, teils
Segen, teils Unheil bringender Naturkräfte führt meist zur Annahme einer
Vielheit der Götter, d.h. zum Polytheismus, dem gegenüber der Glaube
an Einen Gott (bei Juden, Christen, Mohammedanern) Monotheismus heisst:
der Monotheismus tritt zugleich als geoffenbarte Religion auf.

zur Steinzeit, und umgekehrt reichen Steingeräte oft noch bis in die Eisenzeit
hinein. Nicht für alle Völker haben ferner diese Perioden zu gleicher Zeit
eintreten können; noch heute giebt es einige Naturvölker (zum Beispiel im nordwestlichen
Nord-Amerika), die auf der Stufe der Steinzeit stehen. Erkannt wurden die
drei Perioden zuerst für Skandinavien, aber auch bei Griechen, Römern,
Ägyptern, Chinesen u. a. sind sie mehr oder weniger deutlich nach-
zuweisen.

Die Kenntnis der Urzeit vermitteln uns die schon in § 6 aufgeführten
Denkmäler und Reste ihres Lebens, die wohl auch Überlebsel genannt
werden.

§ 8.

Eine andere Seite der Entwickelung, welche die Kulturvölker in der Ur-
zeit durchlaufen, läſst sich erkennen aus den verschiedenen Kulturstufen,
welche die Völker der Erde auf Grund ihrer Lebensweise noch jetzt ein-
nehmen.

Man unterscheidet in Beziehung auf letztere
1. Jäger- und Fischervölker,
2. Hirten- oder Nomadenvölker, das heißt solche, welche Viehzucht
im Umherziehen betreiben,
3. ackerbautreibende Völker.

Zu letzteren gehören alle sog. Kulturvölker, zu den beiden ersten Gruppen
ein groſser Teil der sogenannten Naturvölker, denen gegenüber, die bereits Ackerbau
treiben und auf einer höheren Stufe der Kultur stehen. Es haben dahei die
Völker offenbar anfangs von Jagd und Fischfang gelebt; die sich weiter
entwickelnden sind zur Viehzucht übergegangen, die zunächst nur nomadi-
sierend betrieben wurde; endlich haben sie sich zum Ackerbau gewendet, mit
welchem notwendig Übergang zu festen Wohnsitzen verbunden ist: mit
letzteren wird die Grundlage gewonnen, auf der allein jede höhere Kultur
sich entfalten kann.

§ 9.

Trotz der Verschiedenheit der Kulturstufen zeigen alle Völker eine ge-
wisse Gleichartigkeit ihrer Zustände, die in der Gleichheit der mensch-
lichen Natur ihren Grund hat und wiederum einen Einblick in die älteste
Entwickelung der Völker gewährt.

Kein Volk entbehrt gänzlich der Religion, d. h. der Vorstellung einer
höheren Macht, von der der Mensch abhängig ist, wie auch alle Völker ihren
Ursprung auſser sich suchen und oft sogar direkt ihre Götter als ihre Ahn-
herren angeben (z. B. die Germanen). Die Religion, die sittlichen An-
schauungen der Völker gestaltend, ist Grundlage und Mittel-
punkt aller Kultur
, welche durch sie ihr eigenstes Gepräge erhält.

Die Wahrnehmung verschiedener, in ihrer Wirkung gewaltiger, teils
Segen, teils Unheil bringender Naturkräfte führt meist zur Annahme einer
Vielheit der Götter, d.h. zum Polytheismus, dem gegenüber der Glaube
an Einen Gott (bei Juden, Christen, Mohammedanern) Monotheismus heiſst:
der Monotheismus tritt zugleich als geoffenbarte Religion auf.

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[— 7 —/0017] zur Steinzeit, und umgekehrt reichen Steingeräte oft noch bis in die Eisenzeit hinein. Nicht für alle Völker haben ferner diese Perioden zu gleicher Zeit eintreten können; noch heute giebt es einige Naturvölker (z. B. im nordwestl. Nord-Amerika), die auf der Stufe der Steinzeit stehen. Erkannt wurden die drei Perioden zuerst für Skandinavien, aber auch bei Griechen, Römern, Ägyptern, Chinesen u. a. sind sie mehr oder weniger deutlich nach- zuweisen. Die Kenntnis der Urzeit vermitteln uns die schon in § 6 aufgeführten Denkmäler und Reste ihres Lebens, die wohl auch Überlebsel genannt werden. § 8. Eine andere Seite der Entwickelung, welche die Kulturvölker in der Ur- zeit durchlaufen, läſst sich erkennen aus den verschiedenen Kulturstufen, welche die Völker der Erde auf Grund ihrer Lebensweise noch jetzt ein- nehmen. Man unterscheidet in Beziehung auf letztere 1. Jäger- und Fischervölker, 2. Hirten- oder Nomadenvölker, d. h. solche, welche Viehzucht im Umherziehen betreiben, 3. ackerbautreibende Völker. Zu letzteren gehören alle sog. Kulturvölker, zu den beiden ersten Gruppen ein groſser Teil der sog. Naturvölker, denen gegenüber, die bereits Ackerbau treiben und auf einer höheren Stufe der Kultur stehen. Es haben dahei die Völker offenbar anfangs von Jagd und Fischfang gelebt; die sich weiter entwickelnden sind zur Viehzucht übergegangen, die zunächst nur nomadi- sierend betrieben wurde; endlich haben sie sich zum Ackerbau gewendet, mit welchem notwendig Übergang zu festen Wohnsitzen verbunden ist: mit letzteren wird die Grundlage gewonnen, auf der allein jede höhere Kultur sich entfalten kann. § 9. Trotz der Verschiedenheit der Kulturstufen zeigen alle Völker eine ge- wisse Gleichartigkeit ihrer Zustände, die in der Gleichheit der mensch- lichen Natur ihren Grund hat und wiederum einen Einblick in die älteste Entwickelung der Völker gewährt. Kein Volk entbehrt gänzlich der Religion, d. h. der Vorstellung einer höheren Macht, von der der Mensch abhängig ist, wie auch alle Völker ihren Ursprung auſser sich suchen und oft sogar direkt ihre Götter als ihre Ahn- herren angeben (z. B. die Germanen). Die Religion, die sittlichen An- schauungen der Völker gestaltend, ist Grundlage und Mittel- punkt aller Kultur, welche durch sie ihr eigenstes Gepräge erhält. Die Wahrnehmung verschiedener, in ihrer Wirkung gewaltiger, teils Segen, teils Unheil bringender Naturkräfte führt meist zur Annahme einer Vielheit der Götter, d.h. zum Polytheismus, dem gegenüber der Glaube an Einen Gott (bei Juden, Christen, Muhamedanern) Monotheismus heiſst: der Monotheismus tritt zugleich als geoffenbarte Religion auf.

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Zitationshilfe: Meyer, Edmund: Alte Geschichte. Berlin, 1890 (= Leitfaden der Geschichte in Tabellenform, Bd. 1), S. — 7 —. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_geschichte_1890/17>, abgerufen am 23.11.2024.