Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.Erntegewitter. Ein jäher Blitz. Der Erntewagen schwankt. Aus seinen Garben fahren Dirnen auf Und springen schreiend in die Nacht hinab. Ein Blitz. Auf einer goldnen Garbe thront Noch unvertrieben eine frevle Maid, Der das gelöste Haar den Nacken peitscht. Sie hebt das volle Glas mit nacktem Arm, Als brächte sie's der Gluth die sie umflammt, Und leert's auf einen Zug. Ins Dunkel wirft Sie's weit und gleitet ihrem Becher nach. Ein Blitz. Zwei schwarze Rosse bäumen sich. Die Peitsche knallt. Sie ziehen an. Vorbei. Erntegewitter. Ein jäher Blitz. Der Erntewagen ſchwankt. Aus ſeinen Garben fahren Dirnen auf Und ſpringen ſchreiend in die Nacht hinab. Ein Blitz. Auf einer goldnen Garbe thront Noch unvertrieben eine frevle Maid, Der das gelöſte Haar den Nacken peitſcht. Sie hebt das volle Glas mit nacktem Arm, Als brächte ſie's der Gluth die ſie umflammt, Und leert's auf einen Zug. Ins Dunkel wirft Sie's weit und gleitet ihrem Becher nach. Ein Blitz. Zwei ſchwarze Roſſe bäumen ſich. Die Peitſche knallt. Sie ziehen an. Vorbei. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb n="52" facs="#f0066"/> </div> <div n="2"> <head>Erntegewitter.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>Ein jäher Blitz. Der Erntewagen ſchwankt.</l><lb/> <l>Aus ſeinen Garben fahren Dirnen auf</l><lb/> <l>Und ſpringen ſchreiend in die Nacht hinab.</l><lb/> <l>Ein Blitz. Auf einer goldnen Garbe thront</l><lb/> <l>Noch unvertrieben eine frevle Maid,</l><lb/> <l>Der das gelöſte Haar den Nacken peitſcht.</l><lb/> <l>Sie hebt das volle Glas mit nacktem Arm,</l><lb/> <l>Als brächte ſie's der Gluth die ſie umflammt,</l><lb/> <l>Und leert's auf einen Zug. Ins Dunkel wirft</l><lb/> <l>Sie's weit und gleitet ihrem Becher nach.</l><lb/> <l>Ein Blitz. Zwei ſchwarze Roſſe bäumen ſich.</l><lb/> <l>Die Peitſche knallt. Sie ziehen an. Vorbei.</l><lb/> </lg> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [52/0066]
Erntegewitter.
Ein jäher Blitz. Der Erntewagen ſchwankt.
Aus ſeinen Garben fahren Dirnen auf
Und ſpringen ſchreiend in die Nacht hinab.
Ein Blitz. Auf einer goldnen Garbe thront
Noch unvertrieben eine frevle Maid,
Der das gelöſte Haar den Nacken peitſcht.
Sie hebt das volle Glas mit nacktem Arm,
Als brächte ſie's der Gluth die ſie umflammt,
Und leert's auf einen Zug. Ins Dunkel wirft
Sie's weit und gleitet ihrem Becher nach.
Ein Blitz. Zwei ſchwarze Roſſe bäumen ſich.
Die Peitſche knallt. Sie ziehen an. Vorbei.
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Zitationshilfe: | Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/66>, abgerufen am 03.03.2025. |