Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.

Bild:
<< vorherige Seite
Morgenlied.
Mit edeln Purpurröthen
Und hellem Amselschlag,
Mit Rosen und mit Flöten
Stolziert der junge Tag.
Der Wanderschritt des Lebens
Ist noch ein leichter Tanz,
Ich gehe wie im Reigen
Mit einem frischen Kranz.
Ihr thaubenetzten Kränze
Der neuen Morgenkraft,
Geworfen aus den Lüften
Und spielend aufgerafft --
Wohl manchen ließ ich welken
Noch vor der Mittagsglut;
Zerrissen hab' ich manchen
Aus reinem Uebermut!
Mit edeln Purpurröthen
Und hellem Amselschlag,
Mit Rosen und mit Flöten
Stolziert der junge Tag --
Hinweg, du dunkle Klage,
Aus all dem Licht und Glanz!
Den Schmerz verlorner Tage
Bedeckt ein frischer Kranz.

3*
Morgenlied.
Mit edeln Purpurröthen
Und hellem Amſelſchlag,
Mit Roſen und mit Flöten
Stolziert der junge Tag.
Der Wanderſchritt des Lebens
Iſt noch ein leichter Tanz,
Ich gehe wie im Reigen
Mit einem friſchen Kranz.
Ihr thaubenetzten Kränze
Der neuen Morgenkraft,
Geworfen aus den Lüften
Und ſpielend aufgerafft —
Wohl manchen ließ ich welken
Noch vor der Mittagsglut;
Zerriſſen hab' ich manchen
Aus reinem Uebermut!
Mit edeln Purpurröthen
Und hellem Amſelſchlag,
Mit Roſen und mit Flöten
Stolziert der junge Tag —
Hinweg, du dunkle Klage,
Aus all dem Licht und Glanz!
Den Schmerz verlorner Tage
Bedeckt ein friſcher Kranz.

3*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0049" n="[35]"/>
        <div n="2">
          <head>Morgenlied.<lb/></head>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Mit edeln Purpurröthen</l><lb/>
              <l>Und hellem Am&#x017F;el&#x017F;chlag,</l><lb/>
              <l>Mit Ro&#x017F;en und mit Flöten</l><lb/>
              <l>Stolziert der junge Tag.</l><lb/>
              <l>Der Wander&#x017F;chritt des Lebens</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t noch ein leichter Tanz,</l><lb/>
              <l>Ich gehe wie im Reigen</l><lb/>
              <l>Mit einem fri&#x017F;chen Kranz.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="2">
              <l>Ihr thaubenetzten Kränze</l><lb/>
              <l>Der neuen Morgenkraft,</l><lb/>
              <l>Geworfen aus den Lüften</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;pielend aufgerafft &#x2014;</l><lb/>
              <l>Wohl manchen ließ ich welken</l><lb/>
              <l>Noch vor der Mittagsglut;</l><lb/>
              <l>Zerri&#x017F;&#x017F;en hab' ich manchen</l><lb/>
              <l>Aus reinem Uebermut!</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="3">
              <l>Mit edeln Purpurröthen</l><lb/>
              <l>Und hellem Am&#x017F;el&#x017F;chlag,</l><lb/>
              <l>Mit Ro&#x017F;en und mit Flöten</l><lb/>
              <l>Stolziert der junge Tag &#x2014;</l><lb/>
              <l>Hinweg, du dunkle Klage,</l><lb/>
              <l>Aus all dem Licht und Glanz!</l><lb/>
              <l>Den Schmerz verlorner Tage</l><lb/>
              <l>Bedeckt ein fri&#x017F;cher Kranz.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <fw place="bottom" type="sig">3*<lb/></fw>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[35]/0049] Morgenlied. Mit edeln Purpurröthen Und hellem Amſelſchlag, Mit Roſen und mit Flöten Stolziert der junge Tag. Der Wanderſchritt des Lebens Iſt noch ein leichter Tanz, Ich gehe wie im Reigen Mit einem friſchen Kranz. Ihr thaubenetzten Kränze Der neuen Morgenkraft, Geworfen aus den Lüften Und ſpielend aufgerafft — Wohl manchen ließ ich welken Noch vor der Mittagsglut; Zerriſſen hab' ich manchen Aus reinem Uebermut! Mit edeln Purpurröthen Und hellem Amſelſchlag, Mit Roſen und mit Flöten Stolziert der junge Tag — Hinweg, du dunkle Klage, Aus all dem Licht und Glanz! Den Schmerz verlorner Tage Bedeckt ein friſcher Kranz. 3*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/49
Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. [35]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/49>, abgerufen am 18.11.2024.