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Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.

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Einmal kam Bienchen wild gebrummt.
Dryas, mich kann's entrüsten!"
Es setzt sich an den Stamm und summt:
"Ich sah's wie sie sich küßten!
Sie ist ein blühend Nachbarkind,
Muß ihn beständig necken --
Dich läßt er nun bei Wetter und Wind
In deinem Baume stecken!"
Ein schmerzlich Ach, als wände sich
Ein schlanker Leib und stürbe!
Das Laub vergilbt, die Krone blich,
Die Rinde bröckelt mürbe.

Einmal kam Bienchen wild gebrummt.
Dryas, mich kann's entrüſten!“
Es ſetzt ſich an den Stamm und ſummt:
„Ich ſah's wie ſie ſich küßten!
Sie iſt ein blühend Nachbarkind,
Muß ihn beſtändig necken —
Dich läßt er nun bei Wetter und Wind
In deinem Baume ſtecken!“
Ein ſchmerzlich Ach, als wände ſich
Ein ſchlanker Leib und ſtürbe!
Das Laub vergilbt, die Krone blich,
Die Rinde bröckelt mürbe.

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[21/0035] Einmal kam Bienchen wild gebrummt. Dryas, mich kann's entrüſten!“ Es ſetzt ſich an den Stamm und ſummt: „Ich ſah's wie ſie ſich küßten! Sie iſt ein blühend Nachbarkind, Muß ihn beſtändig necken — Dich läßt er nun bei Wetter und Wind In deinem Baume ſtecken!“ Ein ſchmerzlich Ach, als wände ſich Ein ſchlanker Leib und ſtürbe! Das Laub vergilbt, die Krone blich, Die Rinde bröckelt mürbe.

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/35>, abgerufen am 24.11.2024.