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Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.

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Des Schiffers geller Pfiff erscholl,
In See das Boot des Königs stach --
Ein Korb von frischen Blumen voll,
Glitt Blanche Nef, la Belle, nach.
So leicht beschwingt wie nie zuvor,
Durchfurchte Blanche Nef die See
Mit ihrem kräft'gen Knabenflor
Und Mägdlein schlank wie Hirsch und Reh.
Die Königskinder hell und zart
Erhöht inmitten saßen sie,
Ringsum gepaart in Zucht und Art
Das Edelblut der Normandie.
Vier helle Stimmen sangen schön
Und hundertstimmig scholl der Chor,
Es zog das junge Lustgetön
Die Nixen aus der Fluth empor.
-- "Ich warne junge Herrlichkeit
Und dich, normännisch Edelblut,
Das Singen schafft der Nixe Leid,
Dem freudelosen Kind der Flut!"
-- "Und schaffen dem Gezücht wir Leid
Und quälen wir das Halbgeschlecht
Und reizen wir der Nixe Neid,
Das, Steffen, ist uns eben recht!"
Des Schiffers geller Pfiff erſcholl,
In See das Boot des Königs ſtach —
Ein Korb von friſchen Blumen voll,
Glitt Blanche Nef, la Belle, nach.
So leicht beſchwingt wie nie zuvor,
Durchfurchte Blanche Nef die See
Mit ihrem kräft'gen Knabenflor
Und Mägdlein ſchlank wie Hirſch und Reh.
Die Königskinder hell und zart
Erhöht inmitten ſaßen ſie,
Ringsum gepaart in Zucht und Art
Das Edelblut der Normandie.
Vier helle Stimmen ſangen ſchön
Und hundertſtimmig ſcholl der Chor,
Es zog das junge Luſtgetön
Die Nixen aus der Fluth empor.
— „Ich warne junge Herrlichkeit
Und dich, normänniſch Edelblut,
Das Singen ſchafft der Nixe Leid,
Dem freudeloſen Kind der Flut!“
— „Und ſchaffen dem Gezücht wir Leid
Und quälen wir das Halbgeſchlecht
Und reizen wir der Nixe Neid,
Das, Steffen, iſt uns eben recht!“
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[256/0270] Des Schiffers geller Pfiff erſcholl, In See das Boot des Königs ſtach — Ein Korb von friſchen Blumen voll, Glitt Blanche Nef, la Belle, nach. So leicht beſchwingt wie nie zuvor, Durchfurchte Blanche Nef die See Mit ihrem kräft'gen Knabenflor Und Mägdlein ſchlank wie Hirſch und Reh. Die Königskinder hell und zart Erhöht inmitten ſaßen ſie, Ringsum gepaart in Zucht und Art Das Edelblut der Normandie. Vier helle Stimmen ſangen ſchön Und hundertſtimmig ſcholl der Chor, Es zog das junge Luſtgetön Die Nixen aus der Fluth empor. — „Ich warne junge Herrlichkeit Und dich, normänniſch Edelblut, Das Singen ſchafft der Nixe Leid, Dem freudeloſen Kind der Flut!“ — „Und ſchaffen dem Gezücht wir Leid Und quälen wir das Halbgeſchlecht Und reizen wir der Nixe Neid, Das, Steffen, iſt uns eben recht!“

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/270>, abgerufen am 24.11.2024.