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Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.

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Der Mönch von Bonifazio.
"Corsen, löst des Portes Ketten! Jede Hoffnung ist verschwunden!
Nirgend weht ein rettend Segel! Gebt euch! Pfleget eure Wunden!
Genua, euer hat's vergessen! Spähet aus von eurem Riffe!
Sucht im Meere! Schärft die Augen! Nirgend, nirgend
Genua's Schiffe!

Eure Kinder hör' ich wimmern, eure Fraun, die hungermatten,
Blicken hohl wie Nachtgespenster und ihr selber wankt wie Schatten!"
Vom Verdeck des Schiffes ruft's empor zu Bonifazio's Walle
König Alfons milden Sinnes, aber droben schweigen Alle.
Nimmer würden sich dem Dränger diese tapfern Corsen geben,
Gölt' es nur das eigne, gölt' es nicht der Knaben junges Leben!
Finster vor sich niederstarrend, treten flüsternd sie zusammen --
Eines Mönchs empörte Augen schießen Blitze, schleudern Flammen:
"Feige Hunde! Keine Corsen! In die Hölle der Verräther!"
"Schweige Mönch! Wir haben Herzen. Wir sind Gatten, wir
sind Väter."

Auf dem preisgegebnen Felsen kniet der Mönch in wildem Harme:
"Leihe, Gott, mir Deine Hände! Gieb mir Deine starken Arme!
Der Mönch von Bonifazio.
„Corſen, löſt des Portes Ketten! Jede Hoffnung iſt verſchwunden!
Nirgend weht ein rettend Segel! Gebt euch! Pfleget eure Wunden!
Genua, euer hat's vergeſſen! Spähet aus von eurem Riffe!
Sucht im Meere! Schärft die Augen! Nirgend, nirgend
Genua's Schiffe!

Eure Kinder hör' ich wimmern, eure Fraun, die hungermatten,
Blicken hohl wie Nachtgeſpenſter und ihr ſelber wankt wie Schatten!“
Vom Verdeck des Schiffes ruft's empor zu Bonifazio's Walle
König Alfons milden Sinnes, aber droben ſchweigen Alle.
Nimmer würden ſich dem Dränger dieſe tapfern Corſen geben,
Gölt' es nur das eigne, gölt' es nicht der Knaben junges Leben!
Finſter vor ſich niederſtarrend, treten flüſternd ſie zuſammen —
Eines Mönchs empörte Augen ſchießen Blitze, ſchleudern Flammen:
„Feige Hunde! Keine Corſen! In die Hölle der Verräther!“
„Schweige Mönch! Wir haben Herzen. Wir ſind Gatten, wir
ſind Väter.“

Auf dem preisgegebnen Felſen kniet der Mönch in wildem Harme:
„Leihe, Gott, mir Deine Hände! Gieb mir Deine ſtarken Arme!
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[250/0264] Der Mönch von Bonifazio. „Corſen, löſt des Portes Ketten! Jede Hoffnung iſt verſchwunden! Nirgend weht ein rettend Segel! Gebt euch! Pfleget eure Wunden! Genua, euer hat's vergeſſen! Spähet aus von eurem Riffe! Sucht im Meere! Schärft die Augen! Nirgend, nirgend Genua's Schiffe! Eure Kinder hör' ich wimmern, eure Fraun, die hungermatten, Blicken hohl wie Nachtgeſpenſter und ihr ſelber wankt wie Schatten!“ Vom Verdeck des Schiffes ruft's empor zu Bonifazio's Walle König Alfons milden Sinnes, aber droben ſchweigen Alle. Nimmer würden ſich dem Dränger dieſe tapfern Corſen geben, Gölt' es nur das eigne, gölt' es nicht der Knaben junges Leben! Finſter vor ſich niederſtarrend, treten flüſternd ſie zuſammen — Eines Mönchs empörte Augen ſchießen Blitze, ſchleudern Flammen: „Feige Hunde! Keine Corſen! In die Hölle der Verräther!“ „Schweige Mönch! Wir haben Herzen. Wir ſind Gatten, wir ſind Väter.“ Auf dem preisgegebnen Felſen kniet der Mönch in wildem Harme: „Leihe, Gott, mir Deine Hände! Gieb mir Deine ſtarken Arme!

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/264>, abgerufen am 18.11.2024.