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Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.

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Der Mars von Florenz.
Die Thürme von Florenz umblaut
Der süße Lenz, der junge Lenz,
Die Frauen singen leis und laut
In allen Gassen von Florenz.
Am Rand der Arnobrücke steht
Ein schwarzverwittert Marmelbild
Mit Helmgeflatter, Kriegsgerät,
Gott Mars, und lächelt falsch und wild.
-- "Gott Mars, wohl magst du finster schaun,
Drommete dröhnt im Lenze nie,
Raub' eine dir von unsern Fraun!
Hoch über Venus preis' ich sie!"
Ein Jüngling ruft's dem Gott empor
Mit lachend ausgestreckter Hand --
Ihm dringt ein Erzgedröhn ans Ohr,
Er eilt und steht am andern Strand.
Rasch tritt aus einem Haus hervor
Ein Edelweib, das höhnt und lacht:
"Zur Amidei? Junger Thor!
Dir war das Schön're zugedacht!
Nach Gottes Rathschluß ist's geschehn!
Heut wirst du -- heißt's -- mit ihr getraut --
Jetzt sollst du die Donati sehn:
Blick her! Vergleich' mit deiner Braut!"
Der Mars von Florenz.
Die Thürme von Florenz umblaut
Der ſüße Lenz, der junge Lenz,
Die Frauen ſingen leis und laut
In allen Gaſſen von Florenz.
Am Rand der Arnobrücke ſteht
Ein ſchwarzverwittert Marmelbild
Mit Helmgeflatter, Kriegsgerät,
Gott Mars, und lächelt falſch und wild.
— „Gott Mars, wohl magſt du finſter ſchaun,
Drommete dröhnt im Lenze nie,
Raub' eine dir von unſern Fraun!
Hoch über Venus preiſ' ich ſie!“
Ein Jüngling ruft's dem Gott empor
Mit lachend ausgeſtreckter Hand —
Ihm dringt ein Erzgedröhn ans Ohr,
Er eilt und ſteht am andern Strand.
Raſch tritt aus einem Haus hervor
Ein Edelweib, das höhnt und lacht:
„Zur Amidei? Junger Thor!
Dir war das Schön're zugedacht!
Nach Gottes Rathſchluß iſt's geſchehn!
Heut wirſt du — heißt's — mit ihr getraut —
Jetzt ſollſt du die Donati ſehn:
Blick her! Vergleich' mit deiner Braut!“
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[244/0258] Der Mars von Florenz. Die Thürme von Florenz umblaut Der ſüße Lenz, der junge Lenz, Die Frauen ſingen leis und laut In allen Gaſſen von Florenz. Am Rand der Arnobrücke ſteht Ein ſchwarzverwittert Marmelbild Mit Helmgeflatter, Kriegsgerät, Gott Mars, und lächelt falſch und wild. — „Gott Mars, wohl magſt du finſter ſchaun, Drommete dröhnt im Lenze nie, Raub' eine dir von unſern Fraun! Hoch über Venus preiſ' ich ſie!“ Ein Jüngling ruft's dem Gott empor Mit lachend ausgeſtreckter Hand — Ihm dringt ein Erzgedröhn ans Ohr, Er eilt und ſteht am andern Strand. Raſch tritt aus einem Haus hervor Ein Edelweib, das höhnt und lacht: „Zur Amidei? Junger Thor! Dir war das Schön're zugedacht! Nach Gottes Rathſchluß iſt's geſchehn! Heut wirſt du — heißt's — mit ihr getraut — Jetzt ſollſt du die Donati ſehn: Blick her! Vergleich' mit deiner Braut!“

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/258>, abgerufen am 22.12.2024.