Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.Kaiser Friedrich der Zweite. In den Armen seines Jüngsten Phantasirt der sieche Kaiser, An dem treuen Herzen Manfreds Kämpft er seinen Todeskampf. Mit den geisterhaften, blauen Augen starrt er in die Weite, Während seine fieberheiße Rechte preßt des Sohnes Hand: "Manfred, lausche meinen Worten! Drüben auf dem Marmortische Mit den Greifen liegt mein gültig Unterschrieben Testament. Eine Kutte, drin zu sterben, Schenkten mir die braven Mönche, Daß ich meine Seele rette Trotz dem Bann des heil'gen Stuhls. Manfred, meines Herzens Liebling,
Laß den Herold auf den Söller Treten und der Erde melden, Daß der Hohenstaufe schied. Kaiſer Friedrich der Zweite. In den Armen ſeines Jüngſten Phantaſirt der ſieche Kaiſer, An dem treuen Herzen Manfreds Kämpft er ſeinen Todeskampf. Mit den geiſterhaften, blauen Augen ſtarrt er in die Weite, Während ſeine fieberheiße Rechte preßt des Sohnes Hand: „Manfred, lauſche meinen Worten! Drüben auf dem Marmortiſche Mit den Greifen liegt mein gültig Unterſchrieben Teſtament. Eine Kutte, drin zu ſterben, Schenkten mir die braven Mönche, Daß ich meine Seele rette Trotz dem Bann des heil'gen Stuhls. Manfred, meines Herzens Liebling,
Laß den Herold auf den Söller Treten und der Erde melden, Daß der Hohenſtaufe ſchied. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb n="239" facs="#f0253"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kaiſer Friedrich der Zweite.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>In den Armen ſeines Jüngſten</l><lb/> <l>Phantaſirt der ſieche Kaiſer,</l><lb/> <l>An dem treuen Herzen Manfreds</l><lb/> <l>Kämpft er ſeinen Todeskampf.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Mit den geiſterhaften, blauen</l><lb/> <l>Augen ſtarrt er in die Weite,</l><lb/> <l>Während ſeine fieberheiße</l><lb/> <l>Rechte preßt des Sohnes Hand:</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>„Manfred, lauſche meinen Worten!</l><lb/> <l>Drüben auf dem Marmortiſche</l><lb/> <l>Mit den Greifen liegt mein gültig</l><lb/> <l>Unterſchrieben Teſtament.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Eine Kutte, drin zu ſterben,</l><lb/> <l>Schenkten mir die braven Mönche,</l><lb/> <l>Daß ich meine Seele rette</l><lb/> <l>Trotz dem Bann des heil'gen Stuhls.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Manfred, meines Herzens Liebling,</l><lb/> <l>Laß den Herold auf den Söller</l><lb/> <l>Treten und der Erde melden,</l><lb/> <l>Daß der Hohenſtaufe ſchied.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [239/0253]
Kaiſer Friedrich der Zweite.
In den Armen ſeines Jüngſten
Phantaſirt der ſieche Kaiſer,
An dem treuen Herzen Manfreds
Kämpft er ſeinen Todeskampf.
Mit den geiſterhaften, blauen
Augen ſtarrt er in die Weite,
Während ſeine fieberheiße
Rechte preßt des Sohnes Hand:
„Manfred, lauſche meinen Worten!
Drüben auf dem Marmortiſche
Mit den Greifen liegt mein gültig
Unterſchrieben Teſtament.
Eine Kutte, drin zu ſterben,
Schenkten mir die braven Mönche,
Daß ich meine Seele rette
Trotz dem Bann des heil'gen Stuhls.
Manfred, meines Herzens Liebling,
Laß den Herold auf den Söller
Treten und der Erde melden,
Daß der Hohenſtaufe ſchied.
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Zitationshilfe: | Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/253>, abgerufen am 03.03.2025. |