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Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.

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Gemach vertönt der Hörner Schall,
Laut ruft Renaud von Reineval:
"Du Herzenstrost der Minne!
Lucinden, die sich um mich kränkt,
In Treuen ihres Pilgers denkt,
Sah ich auf stiller Zinne!"
"Ich schaute", fällt jung Walter ein,
"In meinem Teich den Wiederschein
Von Eichen kühl und düster,
Ich sah mein Boot, der Ruder bar,
Das halb ans Land gezogen war,
Umneigt von Schilfgeflüster!"
Ein Jeder hat im Horneslaut
Sein Herz belauscht, sein Lieb geschaut,
Sein Minnen und sein Sehnen.
-- "Herr König, sagt, was sinnet Ihr?
Was sehnet Ihr? Was minnet Ihr?
Was rinnen Euch die Thränen?"
Herr Ludwig flüstert: "Sel'ger Traum!
Mich hoben durch den Himmelsraum
Angelische Gestalten.
"Getreuer Knecht, willkomm!" erscholl
Ein Ruf -- ich konnte wonnevoll
Die Thränen nicht verhalten."

Gemach vertönt der Hörner Schall,
Laut ruft Renaud von Reineval:
„Du Herzenstroſt der Minne!
Lucinden, die ſich um mich kränkt,
In Treuen ihres Pilgers denkt,
Sah ich auf ſtiller Zinne!“
„Ich ſchaute“, fällt jung Walter ein,
„In meinem Teich den Wiederſchein
Von Eichen kühl und düſter,
Ich ſah mein Boot, der Ruder bar,
Das halb ans Land gezogen war,
Umneigt von Schilfgeflüſter!“
Ein Jeder hat im Horneslaut
Sein Herz belauſcht, ſein Lieb geſchaut,
Sein Minnen und ſein Sehnen.
— „Herr König, ſagt, was ſinnet Ihr?
Was ſehnet Ihr? Was minnet Ihr?
Was rinnen Euch die Thränen?“
Herr Ludwig flüſtert: „Sel'ger Traum!
Mich hoben durch den Himmelsraum
Angeliſche Geſtalten.
„Getreuer Knecht, willkomm!“ erſcholl
Ein Ruf — ich konnte wonnevoll
Die Thränen nicht verhalten.“

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[230/0244] Gemach vertönt der Hörner Schall, Laut ruft Renaud von Reineval: „Du Herzenstroſt der Minne! Lucinden, die ſich um mich kränkt, In Treuen ihres Pilgers denkt, Sah ich auf ſtiller Zinne!“ „Ich ſchaute“, fällt jung Walter ein, „In meinem Teich den Wiederſchein Von Eichen kühl und düſter, Ich ſah mein Boot, der Ruder bar, Das halb ans Land gezogen war, Umneigt von Schilfgeflüſter!“ Ein Jeder hat im Horneslaut Sein Herz belauſcht, ſein Lieb geſchaut, Sein Minnen und ſein Sehnen. — „Herr König, ſagt, was ſinnet Ihr? Was ſehnet Ihr? Was minnet Ihr? Was rinnen Euch die Thränen?“ Herr Ludwig flüſtert: „Sel'ger Traum! Mich hoben durch den Himmelsraum Angeliſche Geſtalten. „Getreuer Knecht, willkomm!“ erſcholl Ein Ruf — ich konnte wonnevoll Die Thränen nicht verhalten.“

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/244>, abgerufen am 25.11.2024.