Die erhabne Stirn und Braue Träumt den Zug ins Inderland, Lauschend liest den Traum das schlaue Kind, den Blick emporgewandt: "Bacchus bist du, der belaubte, Mit dem schwärmerischen Haupte, Der ins Land der Sonne zieht! Ohne Heer kannst du bezwingen, Nur den Thyrsus darfst du schwingen, Winke nur und Indien kniet!"
Finster grollt der tapfre Streiter: "Durch der Wüste heißen Sand? Immer ferner, immer weiter? Nach des Indus Fabelstrand? Siegst du mit der Wimper Winken, Warum fechten wir und sinken Wir für dich? Zum Schein und Spott? Lebende kannst du belohnen, Deine todten Macedonen, Wecke sie, bist du ein Gott!"
Die erhabne Stirn und Braue Träumt den Zug ins Inderland, Lauſchend lieſt den Traum das ſchlaue Kind, den Blick emporgewandt: „Bacchus biſt du, der belaubte, Mit dem ſchwärmeriſchen Haupte, Der ins Land der Sonne zieht! Ohne Heer kannſt du bezwingen, Nur den Thyrſus darfſt du ſchwingen, Winke nur und Indien kniet!“
Finſter grollt der tapfre Streiter: „Durch der Wüſte heißen Sand? Immer ferner, immer weiter? Nach des Indus Fabelſtrand? Siegſt du mit der Wimper Winken, Warum fechten wir und ſinken Wir für dich? Zum Schein und Spott? Lebende kannſt du belohnen, Deine todten Macedonen, Wecke ſie, biſt du ein Gott!“
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0210"n="196"/><lgn="3"><l>Die erhabne Stirn und Braue</l><lb/><l>Träumt den Zug ins Inderland,</l><lb/><l>Lauſchend lieſt den Traum das ſchlaue</l><lb/><l>Kind, den Blick emporgewandt:</l><lb/><l>„Bacchus biſt du, der belaubte,</l><lb/><l>Mit dem ſchwärmeriſchen Haupte,</l><lb/><l>Der ins Land der Sonne zieht!</l><lb/><l>Ohne Heer kannſt du bezwingen,</l><lb/><l>Nur den Thyrſus darfſt du ſchwingen,</l><lb/><l>Winke nur und Indien kniet!“</l><lb/></lg><lgn="4"><l>Finſter grollt der tapfre Streiter:</l><lb/><l>„Durch der Wüſte heißen Sand?</l><lb/><l>Immer ferner, immer weiter?</l><lb/><l>Nach des Indus Fabelſtrand?</l><lb/><l>Siegſt du mit der Wimper Winken,</l><lb/><l>Warum fechten wir und ſinken</l><lb/><l>Wir für dich? Zum Schein und Spott?</l><lb/><l>Lebende kannſt du belohnen,</l><lb/><l>Deine todten Macedonen,</l><lb/><l>Wecke ſie, biſt du ein Gott!“</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[196/0210]
Die erhabne Stirn und Braue
Träumt den Zug ins Inderland,
Lauſchend lieſt den Traum das ſchlaue
Kind, den Blick emporgewandt:
„Bacchus biſt du, der belaubte,
Mit dem ſchwärmeriſchen Haupte,
Der ins Land der Sonne zieht!
Ohne Heer kannſt du bezwingen,
Nur den Thyrſus darfſt du ſchwingen,
Winke nur und Indien kniet!“
Finſter grollt der tapfre Streiter:
„Durch der Wüſte heißen Sand?
Immer ferner, immer weiter?
Nach des Indus Fabelſtrand?
Siegſt du mit der Wimper Winken,
Warum fechten wir und ſinken
Wir für dich? Zum Schein und Spott?
Lebende kannſt du belohnen,
Deine todten Macedonen,
Wecke ſie, biſt du ein Gott!“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/210>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.