Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mesmer, Franz Anton: Abhandlung über die Entdeckung des thierischen Magnetismus. Carlsruhe, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

mehrte ihre Reitzbarkeit und Gichter dermassen,
daß man nur durch oft wiederholtes Aderlassen
vorbeugen konnte.

Bey dem letzten Aufenthalt des Herrn Baron
von Wenzel in Wien, geruhten Jhro Maje-
stät die Kaiserinn Königinn, Jhm den Auftrag
zu ertheilen, den Zustand meiner Tochter zu
untersuchen, und ihr, wo möglich, zu helfen.

Er thats, erklärte aber auch, daß Er sie für
unheilbar halte.

Dieser schmerzhaften Lage ungeachtet, trach-
teten die Eltern ihr die beste Erziehung zu ge-
ben, und sie in ihrem Leiden zu zerstreuen.
Sie brachte es weit in der Tonkunst, und ihre
Geschicklichkeit auf der Orgel und Clavier, ver-
schafte ihr das vorzügliche Glück der Kayserinn
Königinn persönlich bekannt zu werden. Gerührt
durch ihr Unglück, setzten ihr, Jhro Maje-
stät ein Gnadengehalt aus. Nun beobachtete,
der, seit einigen Jahren, durch die Entdeckung
des thierischen Magnetismus bekannte Herr D.
Mesmer, ein Zeuge der ersten Curen, welche
man mit ihr in der Kindheit vorgenommen hat-
te, diese Kranke, eine Zeitlang mit einer be-
sondern Aufmerksamkeit. Er erkundigte sich
nach allen Umständen, womit die Krankheit
verknüpft gewesen war, und den Mitteln, de-
ren man sich bisher bedienet hatte. Das, was
er am meisten mißbilligte, und ihn am stärksten zu

mehrte ihre Reitzbarkeit und Gichter dermaſſen,
daß man nur durch oft wiederholtes Aderlaſſen
vorbeugen konnte.

Bey dem letzten Aufenthalt des Herrn Baron
von Wenzel in Wien, geruhten Jhro Maje-
ſtaͤt die Kaiſerinn Koͤniginn, Jhm den Auftrag
zu ertheilen, den Zuſtand meiner Tochter zu
unterſuchen, und ihr, wo moͤglich, zu helfen.

Er thats, erklaͤrte aber auch, daß Er ſie fuͤr
unheilbar halte.

Dieſer ſchmerzhaften Lage ungeachtet, trach-
teten die Eltern ihr die beſte Erziehung zu ge-
ben, und ſie in ihrem Leiden zu zerſtreuen.
Sie brachte es weit in der Tonkunſt, und ihre
Geſchicklichkeit auf der Orgel und Clavier, ver-
ſchafte ihr das vorzuͤgliche Gluͤck der Kayſerinn
Koͤniginn perſoͤnlich bekannt zu werden. Geruͤhrt
durch ihr Ungluͤck, ſetzten ihr, Jhro Maje-
ſtaͤt ein Gnadengehalt aus. Nun beobachtete,
der, ſeit einigen Jahren, durch die Entdeckung
des thieriſchen Magnetismus bekannte Herr D.
Meſmer, ein Zeuge der erſten Curen, welche
man mit ihr in der Kindheit vorgenommen hat-
te, dieſe Kranke, eine Zeitlang mit einer be-
ſondern Aufmerkſamkeit. Er erkundigte ſich
nach allen Umſtaͤnden, womit die Krankheit
verknuͤpft geweſen war, und den Mitteln, de-
ren man ſich bisher bedienet hatte. Das, was
er am meiſten mißbilligte, und ihn am ſtaͤrkſten zu 

<TEI>
  <text>
    <back>
      <div type="appendix">
        <p><pb facs="#f0062" n="58"/>
mehrte ihre Reitzbarkeit und Gichter derma&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
daß man nur durch oft wiederholtes Aderla&#x017F;&#x017F;en<lb/>
vorbeugen konnte.</p><lb/>
        <p>Bey dem letzten Aufenthalt des Herrn <hi rendition="#fr">Baron<lb/>
von Wenzel</hi> in Wien, geruhten Jhro Maje-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;t die Kai&#x017F;erinn Ko&#x0364;niginn, Jhm den Auftrag<lb/>
zu ertheilen, den Zu&#x017F;tand meiner Tochter zu<lb/>
unter&#x017F;uchen, und ihr, wo mo&#x0364;glich, zu helfen.</p><lb/>
        <p>Er thats, erkla&#x0364;rte aber auch, daß Er &#x017F;ie fu&#x0364;r<lb/>
unheilbar halte.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;er &#x017F;chmerzhaften Lage ungeachtet, trach-<lb/>
teten die Eltern ihr die be&#x017F;te Erziehung zu ge-<lb/>
ben, und &#x017F;ie in ihrem Leiden zu zer&#x017F;treuen.<lb/>
Sie brachte es weit in der Tonkun&#x017F;t, und ihre<lb/>
Ge&#x017F;chicklichkeit auf der Orgel und Clavier, ver-<lb/>
&#x017F;chafte ihr das vorzu&#x0364;gliche Glu&#x0364;ck der Kay&#x017F;erinn<lb/>
Ko&#x0364;niginn per&#x017F;o&#x0364;nlich bekannt zu werden. Geru&#x0364;hrt<lb/>
durch ihr Unglu&#x0364;ck, &#x017F;etzten ihr, Jhro Maje-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;t ein Gnadengehalt aus. Nun beobachtete,<lb/>
der, &#x017F;eit einigen Jahren, durch die Entdeckung<lb/>
des thieri&#x017F;chen Magnetismus bekannte Herr D.<lb/>
Me&#x017F;mer, ein Zeuge der er&#x017F;ten Curen, welche<lb/>
man mit ihr in der Kindheit vorgenommen hat-<lb/>
te, die&#x017F;e Kranke, eine Zeitlang mit einer be-<lb/>
&#x017F;ondern Aufmerk&#x017F;amkeit. Er erkundigte &#x017F;ich<lb/>
nach allen Um&#x017F;ta&#x0364;nden, womit die Krankheit<lb/>
verknu&#x0364;pft gewe&#x017F;en war, und den Mitteln, de-<lb/>
ren man &#x017F;ich bisher bedienet hatte. Das, was<lb/>
er am mei&#x017F;ten mißbilligte, und ihn am &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;ten zu
</p>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[58/0062] mehrte ihre Reitzbarkeit und Gichter dermaſſen, daß man nur durch oft wiederholtes Aderlaſſen vorbeugen konnte. Bey dem letzten Aufenthalt des Herrn Baron von Wenzel in Wien, geruhten Jhro Maje- ſtaͤt die Kaiſerinn Koͤniginn, Jhm den Auftrag zu ertheilen, den Zuſtand meiner Tochter zu unterſuchen, und ihr, wo moͤglich, zu helfen. Er thats, erklaͤrte aber auch, daß Er ſie fuͤr unheilbar halte. Dieſer ſchmerzhaften Lage ungeachtet, trach- teten die Eltern ihr die beſte Erziehung zu ge- ben, und ſie in ihrem Leiden zu zerſtreuen. Sie brachte es weit in der Tonkunſt, und ihre Geſchicklichkeit auf der Orgel und Clavier, ver- ſchafte ihr das vorzuͤgliche Gluͤck der Kayſerinn Koͤniginn perſoͤnlich bekannt zu werden. Geruͤhrt durch ihr Ungluͤck, ſetzten ihr, Jhro Maje- ſtaͤt ein Gnadengehalt aus. Nun beobachtete, der, ſeit einigen Jahren, durch die Entdeckung des thieriſchen Magnetismus bekannte Herr D. Meſmer, ein Zeuge der erſten Curen, welche man mit ihr in der Kindheit vorgenommen hat- te, dieſe Kranke, eine Zeitlang mit einer be- ſondern Aufmerkſamkeit. Er erkundigte ſich nach allen Umſtaͤnden, womit die Krankheit verknuͤpft geweſen war, und den Mitteln, de- ren man ſich bisher bedienet hatte. Das, was er am meiſten mißbilligte, und ihn am ſtaͤrkſten zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

lebendige-ethik.net: Bereitstellung der Texttranskription von lebendige-ethik.net. (2013-01-16T10:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-16T10:54:31Z)
Frederike Neuber, Susanne Wind, Matthias Boenig, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2016-12-07T10:54:31Z)



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mesmer_magnetismus_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mesmer_magnetismus_1781/62
Zitationshilfe: Mesmer, Franz Anton: Abhandlung über die Entdeckung des thierischen Magnetismus. Carlsruhe, 1781, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mesmer_magnetismus_1781/62>, abgerufen am 21.11.2024.