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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.

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am wohlfeilsten und festesten bauen, wenn man den sichersten
Baugrund wählt.

Jst der Platz für das Gebäude bestimmt und der Untergrund
schlecht, so giebt es zwar viele Mittel denselben tauglich zu machen,
sie sind aber alle kostbar, und es kann sich deshalb sehr leicht ereig-
nen, daß die Kosten für die Fundamente bei weitem den aus dem
Ganzen zu ziehenden Nutzen übersteigen. Es ist daher ebenfalls noth-
wendig, hierbei so vorsichtig als möglich zu Werke zu gehen, denn
schon viele Bauherren haben ihre Häuser deshalb nicht fertig bauen
können, weil die Ueberwindung des schlechten Grundes ihre Kasse
gänzlich erschöpft hatte.

Namentlich bei Landbauten (wo man in der Regel bei Wahl
der Baustelle freiere Hand hat als in Städten) ist es doppelt noth-
wendig, auf Wahl einer guten Baustelle bedacht zu sein, da die Wirth-
schaftsgebäude immer verhältnißmäßig große Flächen einnehmen, und
deshalb bei schlechtem Baugrunde ungeheure Kosten für ihre Grün-
dung erwachsen können.

Leider haben wir über die Zusammendrückbarkeit der verschiede-
nen Erdschichten noch keine bestimmten Gesetze, und wir müssen uns in
dieser Hinsicht auf allgemeine, jedoch ziemlich sichere Erfahrungssätze
beschränken. Nach natürlichen Gesetzen steht fest: daß ein schwerer
Körper um so weniger in einen weichen Boden einsinke, je brei-
ter
die Fläche ist worauf er ruht. Jedermann weiß, daß man einen
sehr schweren Körper selbst auf dem Wasser schwimmend erhalten
kann, wenn man ihn auf eine verhältnißmäßig breite hölzerne Un-
terlage setzt. Hieraus folgt: daß je kleiner die Grundfläche eines
gleich schweren Körpers gemacht wird, um so tiefer wird derselbe sich
in weiches Erdreich einsenken. Man muß also den Mauern eine so
breite Unterlage verschaffen, daß sie sich so wenig wie möglich in den
Grund eindrücken, woraus die nach unten immer mehr zunehmende
Verbreiterung der Fundamentmauern von selbst folgt.

Der festeste Baugrund ist der Fels. Seine natürliche Beschaf-
fenheit läßt kein Zusammendrücken zu, und es bedarf nichts weiter,
als daß man seine Oberfläche möglichst durch Mauerwerk ebenet, um
das Gebäude darauf aufzuführen. Sollte die Felsschicht, worauf man
bauen will, aber eine schiefe Ebene bilden, so muß man dieselbe
in mehrere wagerechte (horizontale) Schichten durch Abhauen oder
Absprengen umwandeln, weil eine auf schiefer Ebene aufgeführte
Mauer immer das Bestreben behalten würde abzugleiten. So sicher
der Fels als Baugrund an sich ist, so trügerisch und verderblich kann

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am wohlfeilſten und feſteſten bauen, wenn man den ſicherſten
Baugrund wählt.

Jſt der Platz für das Gebäude beſtimmt und der Untergrund
ſchlecht, ſo giebt es zwar viele Mittel denſelben tauglich zu machen,
ſie ſind aber alle koſtbar, und es kann ſich deshalb ſehr leicht ereig-
nen, daß die Koſten für die Fundamente bei weitem den aus dem
Ganzen zu ziehenden Nutzen überſteigen. Es iſt daher ebenfalls noth-
wendig, hierbei ſo vorſichtig als möglich zu Werke zu gehen, denn
ſchon viele Bauherren haben ihre Häuſer deshalb nicht fertig bauen
können, weil die Ueberwindung des ſchlechten Grundes ihre Kaſſe
gänzlich erſchöpft hatte.

Namentlich bei Landbauten (wo man in der Regel bei Wahl
der Bauſtelle freiere Hand hat als in Städten) iſt es doppelt noth-
wendig, auf Wahl einer guten Bauſtelle bedacht zu ſein, da die Wirth-
ſchaftsgebäude immer verhältnißmäßig große Flächen einnehmen, und
deshalb bei ſchlechtem Baugrunde ungeheure Koſten für ihre Grün-
dung erwachſen können.

Leider haben wir über die Zuſammendrückbarkeit der verſchiede-
nen Erdſchichten noch keine beſtimmten Geſetze, und wir müſſen uns in
dieſer Hinſicht auf allgemeine, jedoch ziemlich ſichere Erfahrungsſätze
beſchränken. Nach natürlichen Geſetzen ſteht feſt: daß ein ſchwerer
Körper um ſo weniger in einen weichen Boden einſinke, je brei-
ter
die Fläche iſt worauf er ruht. Jedermann weiß, daß man einen
ſehr ſchweren Körper ſelbſt auf dem Waſſer ſchwimmend erhalten
kann, wenn man ihn auf eine verhältnißmäßig breite hölzerne Un-
terlage ſetzt. Hieraus folgt: daß je kleiner die Grundfläche eines
gleich ſchweren Körpers gemacht wird, um ſo tiefer wird derſelbe ſich
in weiches Erdreich einſenken. Man muß alſo den Mauern eine ſo
breite Unterlage verſchaffen, daß ſie ſich ſo wenig wie möglich in den
Grund eindrücken, woraus die nach unten immer mehr zunehmende
Verbreiterung der Fundamentmauern von ſelbſt folgt.

Der feſteſte Baugrund iſt der Fels. Seine natürliche Beſchaf-
fenheit läßt kein Zuſammendrücken zu, und es bedarf nichts weiter,
als daß man ſeine Oberfläche möglichſt durch Mauerwerk ebenet, um
das Gebäude darauf aufzuführen. Sollte die Felsſchicht, worauf man
bauen will, aber eine ſchiefe Ebene bilden, ſo muß man dieſelbe
in mehrere wagerechte (horizontale) Schichten durch Abhauen oder
Abſprengen umwandeln, weil eine auf ſchiefer Ebene aufgeführte
Mauer immer das Beſtreben behalten würde abzugleiten. So ſicher
der Fels als Baugrund an ſich iſt, ſo trügeriſch und verderblich kann

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[67/0077] am wohlfeilſten und feſteſten bauen, wenn man den ſicherſten Baugrund wählt. Jſt der Platz für das Gebäude beſtimmt und der Untergrund ſchlecht, ſo giebt es zwar viele Mittel denſelben tauglich zu machen, ſie ſind aber alle koſtbar, und es kann ſich deshalb ſehr leicht ereig- nen, daß die Koſten für die Fundamente bei weitem den aus dem Ganzen zu ziehenden Nutzen überſteigen. Es iſt daher ebenfalls noth- wendig, hierbei ſo vorſichtig als möglich zu Werke zu gehen, denn ſchon viele Bauherren haben ihre Häuſer deshalb nicht fertig bauen können, weil die Ueberwindung des ſchlechten Grundes ihre Kaſſe gänzlich erſchöpft hatte. Namentlich bei Landbauten (wo man in der Regel bei Wahl der Bauſtelle freiere Hand hat als in Städten) iſt es doppelt noth- wendig, auf Wahl einer guten Bauſtelle bedacht zu ſein, da die Wirth- ſchaftsgebäude immer verhältnißmäßig große Flächen einnehmen, und deshalb bei ſchlechtem Baugrunde ungeheure Koſten für ihre Grün- dung erwachſen können. Leider haben wir über die Zuſammendrückbarkeit der verſchiede- nen Erdſchichten noch keine beſtimmten Geſetze, und wir müſſen uns in dieſer Hinſicht auf allgemeine, jedoch ziemlich ſichere Erfahrungsſätze beſchränken. Nach natürlichen Geſetzen ſteht feſt: daß ein ſchwerer Körper um ſo weniger in einen weichen Boden einſinke, je brei- ter die Fläche iſt worauf er ruht. Jedermann weiß, daß man einen ſehr ſchweren Körper ſelbſt auf dem Waſſer ſchwimmend erhalten kann, wenn man ihn auf eine verhältnißmäßig breite hölzerne Un- terlage ſetzt. Hieraus folgt: daß je kleiner die Grundfläche eines gleich ſchweren Körpers gemacht wird, um ſo tiefer wird derſelbe ſich in weiches Erdreich einſenken. Man muß alſo den Mauern eine ſo breite Unterlage verſchaffen, daß ſie ſich ſo wenig wie möglich in den Grund eindrücken, woraus die nach unten immer mehr zunehmende Verbreiterung der Fundamentmauern von ſelbſt folgt. Der feſteſte Baugrund iſt der Fels. Seine natürliche Beſchaf- fenheit läßt kein Zuſammendrücken zu, und es bedarf nichts weiter, als daß man ſeine Oberfläche möglichſt durch Mauerwerk ebenet, um das Gebäude darauf aufzuführen. Sollte die Felsſchicht, worauf man bauen will, aber eine ſchiefe Ebene bilden, ſo muß man dieſelbe in mehrere wagerechte (horizontale) Schichten durch Abhauen oder Abſprengen umwandeln, weil eine auf ſchiefer Ebene aufgeführte Mauer immer das Beſtreben behalten würde abzugleiten. So ſicher der Fels als Baugrund an ſich iſt, ſo trügeriſch und verderblich kann 5 *

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Zitationshilfe: Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/77>, abgerufen am 23.11.2024.