herrscht, muß das Vrennmaterial sorgfältig und gleichförmig nachge- legt werden, damit keine plötzliche Abkühlung des Herdes entstehe, bei welcher sonst ein verkehrter Luftzug (von oben nach unten) ein- treten und das Feuer aus dem Schürrloche getrieben werden würde.
Die Brennzeit hängt von der Natur des Kalksteines, des Brenn- materials, des Ofens und selbst des Wetters ab, und beträgt 24--48 Stunden und darüber. Etwa zwei Dritttheile der Brennzeit hindurch steigt die Hitze, und nimmt dann im letzten Dritttheil wieder ab.
Bei diesen eben beschriebenen Oefen, oder den Oefen mit un- terbrochnem Gange (intermittirenden Oefen), findet dadurch ein Brennstoffverlust statt, daß nach jedem Brande die Ofenwände wieder so weit abgekühlt werden, bis in dem Ofenraume ein neuer Einsatz von Kalksteinen stattfinden kann. Ueberdieß haben solche Oefen den Nachtheil, daß die untersten unmittelbar über dem Feuerherde befind- lichen, folglich am heftigsten erhitzten und am frühesten gar gebrann- ten Steine noch so lange im Feuer bleiben müssen, bis auch die hö- her liegenden ausgebrannt sind. Letzteres verursacht zwar an sich kei- nen Mehraufwand an Brennstoff, bewirkt aber bei gewissen Kalkstein- sorten ein Ueberbrennen oder Todtbrennen, und dadurch einen jedes- maligen Verlust an Kalkstein. Dieser wird, so wie die Verschwendung des Brennmaterials, bei den Oefen mit ununterbrochenem Gange (continuirenden Oefen) beseitigt, bei welchen nämlich der Brand ohne Unterbrechung fortdauert, und der Kalk von unten her in dem Maaße als er gar gebrannt ist, weggenommen, und von oben nach Verhältniß immer wieder neuer Kalkstein aufgegeben wird.
Taf. I. Fig. 19--21. zeigen einen solchen Ofen und zwar Fig. 19. den Grundriß, Fig. 20. den Querdurchschnitt, Fig. 21. die Ansicht. Der Ofen hat 5 Herde. cc. sind die Feuer- und Aschen- herde, o. die Heizöffnung, i. der Kanal um Luft unter den Rost zu führen; dd. sind die Oeffnungen zum Ausräumen des Kalkes; aa. die innere Bekleidung des Schachtes aus feuerfesten Ziegeln (Cha- mottesteinen §. 16 b.); bb. ein leerer oder mit Asche gefüllter Zwi- schenraum, um das Abkühlen des Ofens durch die äußre Luft zu hin- dern; ee. das Rauchgemäuer. Diese Oefen können mit Holz oder Torf geheizt werden. Man giebt ihnen eine Höhe von 24--30 Fuß. Der Kalkstein wird dadurch allmählig erhitzt, indem er bis zum Feuer- herde niedergeht, wo er die heftigste Hitze erfährt, und dann, wenn der gebrannte Kalk von unten ausgezogen wird, in die unterste Re- gion des Ofens, folglich außer dem Bereiche der Flamme tritt und keiner überflüssigen Hitze mehr ausgesetzt ist.
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herrſcht, muß das Vrennmaterial ſorgfältig und gleichförmig nachge- legt werden, damit keine plötzliche Abkühlung des Herdes entſtehe, bei welcher ſonſt ein verkehrter Luftzug (von oben nach unten) ein- treten und das Feuer aus dem Schürrloche getrieben werden würde.
Die Brennzeit hängt von der Natur des Kalkſteines, des Brenn- materials, des Ofens und ſelbſt des Wetters ab, und beträgt 24—48 Stunden und darüber. Etwa zwei Dritttheile der Brennzeit hindurch ſteigt die Hitze, und nimmt dann im letzten Dritttheil wieder ab.
Bei dieſen eben beſchriebenen Oefen, oder den Oefen mit un- terbrochnem Gange (intermittirenden Oefen), findet dadurch ein Brennſtoffverluſt ſtatt, daß nach jedem Brande die Ofenwände wieder ſo weit abgekühlt werden, bis in dem Ofenraume ein neuer Einſatz von Kalkſteinen ſtattfinden kann. Ueberdieß haben ſolche Oefen den Nachtheil, daß die unterſten unmittelbar über dem Feuerherde befind- lichen, folglich am heftigſten erhitzten und am früheſten gar gebrann- ten Steine noch ſo lange im Feuer bleiben müſſen, bis auch die hö- her liegenden ausgebrannt ſind. Letzteres verurſacht zwar an ſich kei- nen Mehraufwand an Brennſtoff, bewirkt aber bei gewiſſen Kalkſtein- ſorten ein Ueberbrennen oder Todtbrennen, und dadurch einen jedes- maligen Verluſt an Kalkſtein. Dieſer wird, ſo wie die Verſchwendung des Brennmaterials, bei den Oefen mit ununterbrochenem Gange (continuirenden Oefen) beſeitigt, bei welchen nämlich der Brand ohne Unterbrechung fortdauert, und der Kalk von unten her in dem Maaße als er gar gebrannt iſt, weggenommen, und von oben nach Verhältniß immer wieder neuer Kalkſtein aufgegeben wird.
Taf. I. Fig. 19—21. zeigen einen ſolchen Ofen und zwar Fig. 19. den Grundriß, Fig. 20. den Querdurchſchnitt, Fig. 21. die Anſicht. Der Ofen hat 5 Herde. cc. ſind die Feuer- und Aſchen- herde, o. die Heizöffnung, i. der Kanal um Luft unter den Roſt zu führen; dd. ſind die Oeffnungen zum Ausräumen des Kalkes; aa. die innere Bekleidung des Schachtes aus feuerfeſten Ziegeln (Cha- motteſteinen §. 16 b.); bb. ein leerer oder mit Aſche gefüllter Zwi- ſchenraum, um das Abkühlen des Ofens durch die äußre Luft zu hin- dern; ee. das Rauchgemäuer. Dieſe Oefen können mit Holz oder Torf geheizt werden. Man giebt ihnen eine Höhe von 24—30 Fuß. Der Kalkſtein wird dadurch allmählig erhitzt, indem er bis zum Feuer- herde niedergeht, wo er die heftigſte Hitze erfährt, und dann, wenn der gebrannte Kalk von unten ausgezogen wird, in die unterſte Re- gion des Ofens, folglich außer dem Bereiche der Flamme tritt und keiner überflüſſigen Hitze mehr ausgeſetzt iſt.
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herrſcht, muß das Vrennmaterial ſorgfältig und gleichförmig nachge-
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bei welcher ſonſt ein verkehrter Luftzug (von oben nach unten) ein-
treten und das Feuer aus dem Schürrloche getrieben werden würde.
Die Brennzeit hängt von der Natur des Kalkſteines, des Brenn-
materials, des Ofens und ſelbſt des Wetters ab, und beträgt 24—48
Stunden und darüber. Etwa zwei Dritttheile der Brennzeit hindurch
ſteigt die Hitze, und nimmt dann im letzten Dritttheil wieder ab.
Bei dieſen eben beſchriebenen Oefen, oder den Oefen mit un-
terbrochnem Gange (intermittirenden Oefen), findet dadurch ein
Brennſtoffverluſt ſtatt, daß nach jedem Brande die Ofenwände wieder
ſo weit abgekühlt werden, bis in dem Ofenraume ein neuer Einſatz
von Kalkſteinen ſtattfinden kann. Ueberdieß haben ſolche Oefen den
Nachtheil, daß die unterſten unmittelbar über dem Feuerherde befind-
lichen, folglich am heftigſten erhitzten und am früheſten gar gebrann-
ten Steine noch ſo lange im Feuer bleiben müſſen, bis auch die hö-
her liegenden ausgebrannt ſind. Letzteres verurſacht zwar an ſich kei-
nen Mehraufwand an Brennſtoff, bewirkt aber bei gewiſſen Kalkſtein-
ſorten ein Ueberbrennen oder Todtbrennen, und dadurch einen jedes-
maligen Verluſt an Kalkſtein. Dieſer wird, ſo wie die Verſchwendung
des Brennmaterials, bei den Oefen mit ununterbrochenem
Gange (continuirenden Oefen) beſeitigt, bei welchen nämlich der
Brand ohne Unterbrechung fortdauert, und der Kalk von unten her
in dem Maaße als er gar gebrannt iſt, weggenommen, und von oben
nach Verhältniß immer wieder neuer Kalkſtein aufgegeben wird.
Taf. I. Fig. 19—21. zeigen einen ſolchen Ofen und zwar
Fig. 19. den Grundriß, Fig. 20. den Querdurchſchnitt, Fig. 21. die
Anſicht. Der Ofen hat 5 Herde. cc. ſind die Feuer- und Aſchen-
herde, o. die Heizöffnung, i. der Kanal um Luft unter den Roſt zu
führen; dd. ſind die Oeffnungen zum Ausräumen des Kalkes; aa.
die innere Bekleidung des Schachtes aus feuerfeſten Ziegeln (Cha-
motteſteinen §. 16 b.); bb. ein leerer oder mit Aſche gefüllter Zwi-
ſchenraum, um das Abkühlen des Ofens durch die äußre Luft zu hin-
dern; ee. das Rauchgemäuer. Dieſe Oefen können mit Holz oder
Torf geheizt werden. Man giebt ihnen eine Höhe von 24—30 Fuß.
Der Kalkſtein wird dadurch allmählig erhitzt, indem er bis zum Feuer-
herde niedergeht, wo er die heftigſte Hitze erfährt, und dann, wenn
der gebrannte Kalk von unten ausgezogen wird, in die unterſte Re-
gion des Ofens, folglich außer dem Bereiche der Flamme tritt und
keiner überflüſſigen Hitze mehr ausgeſetzt iſt.
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/61>, abgerufen am 23.11.2024.
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