(die Versatzung), welcher rechtwinklig auf die Steigungslinie der Treppe steht und etwa 2 Zoll beträgt, während das Auflager etwa 4 Zoll breit ist. Für die gewöhnlichen Fälle pflegt man dergleichen freie Treppenstufen nur roh zu bearbeiten, da sie sich mit der Zeit doch abtreten.
Kommen große freie Pedeste vor, so werden sie mit Treppen- steinen eingefaßt, der innere Raum aber mit Platten gepflastert, die Fugen der Treppensteine verklammert und verkittet. Das Vergießen der Fugen mit gewöhnlichem Kalkmörtel nutzt gar nichts.
Fig. 353. zeigt wie eine steinerne Wange ausgearbeitet wird, welche in einer Mauer liegt und worein Trittstufen zu liegen kommen.
Freitragende steinerne Treppen können höchstens 6 bis 8 Fuß breit angelegt werden, weil sonst ihre Last zu groß wird.
§. 94. Wölbungen von Werkstücken etc.
Wir haben bereits in der vierten Abtheilung alles desjenigen Erwähnung gethan, was den Unterschied eines Gewölbes von Werk- stücken gegen ein beliebig anders construirtes ausmache; es handelt sich jetzt also nur noch darum, wie man im Stande ist, die einzelnen Steine zuzurichten, und den Zusammenhang derselben auch ohne Mör- tel zu bewirken.
Taf. XIII. Fig. 336 bis 342. enthalten Zeichnungen zu einem Tonnengewölbe. Es ist aus keilförmigen Gewölbesteinen zusammen- gesetzt. Fig. 336. zeigt den Durchschnitt nach der Breite, Fig. 338. nach der Tiefe. Fig. 337. zeigt den Grundriß. Die Gestaltung der einzelnen Steine I. K. L. M. nach dem Fugenschnitt ist in den einzel- nen Figuren 341. 339. 342. und 340. perspectivisch dargestellt. Die keilförmigen Steine sind so gelegt, daß sie einander im Gleichgewicht halten, weil ein anderes Verbindungsmittel dabei nicht vorhanden ist. Die Pfeiler A. und B., worauf der Bogen ruht, heißen die Wider- lager (bei Brücken: Stirnpfeiler, Landvesten, Ort- und Endpfeiler), oder wenn zwei nebeneinander befindliche Bogen oder Gewölbe darauf ruhen, blos Pfeiler (auch Mittel-, Zwischenpfeiler). Die ersten Ge- wölbesteine unterhalb (wie I.) heißen die Anfänger (auch Ruhesteine). Der oberste Stein M. heißt der Schlußstein. Die vordere Ansicht ei- nes Gewölbebogens heißt seine Stirnfläche. Der oberste Theil des Wi- derlagers, worauf die untersten Gewölbesteine ruhen, heißt der Kämpfer.
Je weniger einzelne Steine in einem Gewölbe verwendet wer- den, je größer also dieselben sind, desto weniger entstehen Fugen und desto fester wird das Gewölbe.
(die Verſatzung), welcher rechtwinklig auf die Steigungslinie der Treppe ſteht und etwa 2 Zoll beträgt, während das Auflager etwa 4 Zoll breit iſt. Für die gewöhnlichen Fälle pflegt man dergleichen freie Treppenſtufen nur roh zu bearbeiten, da ſie ſich mit der Zeit doch abtreten.
Kommen große freie Pedeſte vor, ſo werden ſie mit Treppen- ſteinen eingefaßt, der innere Raum aber mit Platten gepflaſtert, die Fugen der Treppenſteine verklammert und verkittet. Das Vergießen der Fugen mit gewöhnlichem Kalkmörtel nutzt gar nichts.
Fig. 353. zeigt wie eine ſteinerne Wange ausgearbeitet wird, welche in einer Mauer liegt und worein Trittſtufen zu liegen kommen.
Freitragende ſteinerne Treppen können höchſtens 6 bis 8 Fuß breit angelegt werden, weil ſonſt ihre Laſt zu groß wird.
§. 94. Wölbungen von Werkſtücken ꝛc.
Wir haben bereits in der vierten Abtheilung alles desjenigen Erwähnung gethan, was den Unterſchied eines Gewölbes von Werk- ſtücken gegen ein beliebig anders conſtruirtes ausmache; es handelt ſich jetzt alſo nur noch darum, wie man im Stande iſt, die einzelnen Steine zuzurichten, und den Zuſammenhang derſelben auch ohne Mör- tel zu bewirken.
Taf. XIII. Fig. 336 bis 342. enthalten Zeichnungen zu einem Tonnengewölbe. Es iſt aus keilförmigen Gewölbeſteinen zuſammen- geſetzt. Fig. 336. zeigt den Durchſchnitt nach der Breite, Fig. 338. nach der Tiefe. Fig. 337. zeigt den Grundriß. Die Geſtaltung der einzelnen Steine I. K. L. M. nach dem Fugenſchnitt iſt in den einzel- nen Figuren 341. 339. 342. und 340. perſpectiviſch dargeſtellt. Die keilförmigen Steine ſind ſo gelegt, daß ſie einander im Gleichgewicht halten, weil ein anderes Verbindungsmittel dabei nicht vorhanden iſt. Die Pfeiler A. und B., worauf der Bogen ruht, heißen die Wider- lager (bei Brücken: Stirnpfeiler, Landveſten, Ort- und Endpfeiler), oder wenn zwei nebeneinander befindliche Bogen oder Gewölbe darauf ruhen, blos Pfeiler (auch Mittel-, Zwiſchenpfeiler). Die erſten Ge- wölbeſteine unterhalb (wie I.) heißen die Anfänger (auch Ruheſteine). Der oberſte Stein M. heißt der Schlußſtein. Die vordere Anſicht ei- nes Gewölbebogens heißt ſeine Stirnfläche. Der oberſte Theil des Wi- derlagers, worauf die unterſten Gewölbeſteine ruhen, heißt der Kämpfer.
Je weniger einzelne Steine in einem Gewölbe verwendet wer- den, je größer alſo dieſelben ſind, deſto weniger entſtehen Fugen und deſto feſter wird das Gewölbe.
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(die Verſatzung), welcher rechtwinklig auf die Steigungslinie der Treppe
ſteht und etwa 2 Zoll beträgt, während das Auflager etwa 4 Zoll
breit iſt. Für die gewöhnlichen Fälle pflegt man dergleichen freie
Treppenſtufen nur roh zu bearbeiten, da ſie ſich mit der Zeit doch
abtreten.
Kommen große freie Pedeſte vor, ſo werden ſie mit Treppen-
ſteinen eingefaßt, der innere Raum aber mit Platten gepflaſtert, die
Fugen der Treppenſteine verklammert und verkittet. Das Vergießen
der Fugen mit gewöhnlichem Kalkmörtel nutzt gar nichts.
Fig. 353. zeigt wie eine ſteinerne Wange ausgearbeitet wird,
welche in einer Mauer liegt und worein Trittſtufen zu liegen kommen.
Freitragende ſteinerne Treppen können höchſtens 6 bis 8
Fuß breit angelegt werden, weil ſonſt ihre Laſt zu groß wird.
§. 94. Wölbungen von Werkſtücken ꝛc.
Wir haben bereits in der vierten Abtheilung alles desjenigen
Erwähnung gethan, was den Unterſchied eines Gewölbes von Werk-
ſtücken gegen ein beliebig anders conſtruirtes ausmache; es handelt
ſich jetzt alſo nur noch darum, wie man im Stande iſt, die einzelnen
Steine zuzurichten, und den Zuſammenhang derſelben auch ohne Mör-
tel zu bewirken.
Taf. XIII. Fig. 336 bis 342. enthalten Zeichnungen zu einem
Tonnengewölbe. Es iſt aus keilförmigen Gewölbeſteinen zuſammen-
geſetzt. Fig. 336. zeigt den Durchſchnitt nach der Breite, Fig. 338.
nach der Tiefe. Fig. 337. zeigt den Grundriß. Die Geſtaltung der
einzelnen Steine I. K. L. M. nach dem Fugenſchnitt iſt in den einzel-
nen Figuren 341. 339. 342. und 340. perſpectiviſch dargeſtellt. Die
keilförmigen Steine ſind ſo gelegt, daß ſie einander im Gleichgewicht
halten, weil ein anderes Verbindungsmittel dabei nicht vorhanden iſt.
Die Pfeiler A. und B., worauf der Bogen ruht, heißen die Wider-
lager (bei Brücken: Stirnpfeiler, Landveſten, Ort- und Endpfeiler),
oder wenn zwei nebeneinander befindliche Bogen oder Gewölbe darauf
ruhen, blos Pfeiler (auch Mittel-, Zwiſchenpfeiler). Die erſten Ge-
wölbeſteine unterhalb (wie I.) heißen die Anfänger (auch Ruheſteine).
Der oberſte Stein M. heißt der Schlußſtein. Die vordere Anſicht ei-
nes Gewölbebogens heißt ſeine Stirnfläche. Der oberſte Theil des Wi-
derlagers, worauf die unterſten Gewölbeſteine ruhen, heißt der Kämpfer.
Je weniger einzelne Steine in einem Gewölbe verwendet wer-
den, je größer alſo dieſelben ſind, deſto weniger entſtehen Fugen und
deſto feſter wird das Gewölbe.
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/378>, abgerufen am 28.07.2024.
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