erzeugt ebenfalls Mauerfraß unter solchen Umständen, welche ihm gün- stig sind. Unter keiner Bedingung darf man daher Meereswasser zur Mörtelbereitung nehmen.
Dasselbe gilt von dem Wasser, welches man zur Bereitung des Ziegelgutes verwendet; ist es salzig, so werden es die gebrann- ten Mauersteine auch, ziehen alle Feuchtigkeit von unten und aus der Luft an sich, werden nie trocken und erzeugen unvermeidlich den Mauerfraß.
Um denselben von vorn herein möglichst bei Bauten zu ver- hindern, muß man demnach zuvörderst bei Bereitung der Steine, des Mörtels und bei Auswahl der Bausteine alles das vermeiden, was bisher erwähnt wurde. Ferner muß man die frischen Mauern nie zu schnell auf beiden Seiten abputzen, sie müssen mindestens einen Winter hindurch, auf einer Seite, ungeputzt bleiben, was vorzüglich von den stärkeren Umfassungsmauern gilt. Die schwachen innern Mauern trocknen, wenigstens in den oberen Stockwerken, rasch aus.
Ferner: die Feuchtigkeit aller Mauern, welche während des Baues durch den Mörtel und durch das Mauern hineinkommen muß, zieht sich nach unten und erhält die unterhalb ohnehin stärkeren Mauern am längsten feucht; sind nun die Plynthen (§. 84.) nicht durch einen der Feuchtigkeit undurchdringlichen Ueberzug von dem oberen Mauer- werke geschieden, so steigt die Erdfeuchtigkeit fortwährend in die Höhe und vereinigt sich mit der von oben herabdrängenden, so daß diese unteren Theile der Mauer, auch nach langer Zeit, nicht austrocknen, und wenn man die Plynthen nicht durch einen Ueberzug abscheidet, auch nie austrocknen können; daher kommt es: daß der Mauerfraß immer zu- erst in den unteren Mauertheilen entsteht und dann unaufhaltsam fortschreitet.
Will man ihn daher gründlich verhindern, so scheide man, bei vorheriger Beobachtung aller angeführten Vorsichtsmaßregeln, die Plynthen durch einen beliebigen Ueberzug von den oberen Mauern. Es wird die Austrocknung der letzteren dann immer in ganz kurzer Zeit erfolgen.
Bei Fachwerksgebäuden ist der etwa in den Fundamenten und Plyn- then entstandene Mauerfraß ohne nachtheiligen Einfluß auf die Fach- wände selbst. Der Mauerfraß pflanzt sich durch das Holz nicht fort, und die gewöhnlich eichnen Schwellen scheiden die Fachwände hinlänglich ab. Auch ist die geringe Stärke der Fache, und folglich ihre viel schnel- ler und immer neu erfolgende Austrocknung schuld, daß man den Mauer- fraß in Fachwerkswänden fast nie antrifft.
erzeugt ebenfalls Mauerfraß unter ſolchen Umſtänden, welche ihm gün- ſtig ſind. Unter keiner Bedingung darf man daher Meereswaſſer zur Mörtelbereitung nehmen.
Daſſelbe gilt von dem Waſſer, welches man zur Bereitung des Ziegelgutes verwendet; iſt es ſalzig, ſo werden es die gebrann- ten Mauerſteine auch, ziehen alle Feuchtigkeit von unten und aus der Luft an ſich, werden nie trocken und erzeugen unvermeidlich den Mauerfraß.
Um denſelben von vorn herein möglichſt bei Bauten zu ver- hindern, muß man demnach zuvörderſt bei Bereitung der Steine, des Mörtels und bei Auswahl der Bauſteine alles das vermeiden, was bisher erwähnt wurde. Ferner muß man die friſchen Mauern nie zu ſchnell auf beiden Seiten abputzen, ſie müſſen mindeſtens einen Winter hindurch, auf einer Seite, ungeputzt bleiben, was vorzüglich von den ſtärkeren Umfaſſungsmauern gilt. Die ſchwachen innern Mauern trocknen, wenigſtens in den oberen Stockwerken, raſch aus.
Ferner: die Feuchtigkeit aller Mauern, welche während des Baues durch den Mörtel und durch das Mauern hineinkommen muß, zieht ſich nach unten und erhält die unterhalb ohnehin ſtärkeren Mauern am längſten feucht; ſind nun die Plynthen (§. 84.) nicht durch einen der Feuchtigkeit undurchdringlichen Ueberzug von dem oberen Mauer- werke geſchieden, ſo ſteigt die Erdfeuchtigkeit fortwährend in die Höhe und vereinigt ſich mit der von oben herabdrängenden, ſo daß dieſe unteren Theile der Mauer, auch nach langer Zeit, nicht austrocknen, und wenn man die Plynthen nicht durch einen Ueberzug abſcheidet, auch nie austrocknen können; daher kommt es: daß der Mauerfraß immer zu- erſt in den unteren Mauertheilen entſteht und dann unaufhaltſam fortſchreitet.
Will man ihn daher gründlich verhindern, ſo ſcheide man, bei vorheriger Beobachtung aller angeführten Vorſichtsmaßregeln, die Plynthen durch einen beliebigen Ueberzug von den oberen Mauern. Es wird die Austrocknung der letzteren dann immer in ganz kurzer Zeit erfolgen.
Bei Fachwerksgebäuden iſt der etwa in den Fundamenten und Plyn- then entſtandene Mauerfraß ohne nachtheiligen Einfluß auf die Fach- wände ſelbſt. Der Mauerfraß pflanzt ſich durch das Holz nicht fort, und die gewöhnlich eichnen Schwellen ſcheiden die Fachwände hinlänglich ab. Auch iſt die geringe Stärke der Fache, und folglich ihre viel ſchnel- ler und immer neu erfolgende Austrocknung ſchuld, daß man den Mauer- fraß in Fachwerkswänden faſt nie antrifft.
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erzeugt ebenfalls Mauerfraß unter ſolchen Umſtänden, welche ihm gün-
ſtig ſind. Unter keiner Bedingung darf man daher Meereswaſſer zur
Mörtelbereitung nehmen.
Daſſelbe gilt von dem Waſſer, welches man zur Bereitung
des Ziegelgutes verwendet; iſt es ſalzig, ſo werden es die gebrann-
ten Mauerſteine auch, ziehen alle Feuchtigkeit von unten und aus
der Luft an ſich, werden nie trocken und erzeugen unvermeidlich den
Mauerfraß.
Um denſelben von vorn herein möglichſt bei Bauten zu ver-
hindern, muß man demnach zuvörderſt bei Bereitung der Steine,
des Mörtels und bei Auswahl der Bauſteine alles das vermeiden,
was bisher erwähnt wurde. Ferner muß man die friſchen Mauern
nie zu ſchnell auf beiden Seiten abputzen, ſie müſſen mindeſtens einen
Winter hindurch, auf einer Seite, ungeputzt bleiben, was vorzüglich
von den ſtärkeren Umfaſſungsmauern gilt. Die ſchwachen innern Mauern
trocknen, wenigſtens in den oberen Stockwerken, raſch aus.
Ferner: die Feuchtigkeit aller Mauern, welche während des Baues
durch den Mörtel und durch das Mauern hineinkommen muß, zieht
ſich nach unten und erhält die unterhalb ohnehin ſtärkeren Mauern
am längſten feucht; ſind nun die Plynthen (§. 84.) nicht durch einen
der Feuchtigkeit undurchdringlichen Ueberzug von dem oberen Mauer-
werke geſchieden, ſo ſteigt die Erdfeuchtigkeit fortwährend in die Höhe
und vereinigt ſich mit der von oben herabdrängenden, ſo daß dieſe
unteren Theile der Mauer, auch nach langer Zeit, nicht austrocknen, und
wenn man die Plynthen nicht durch einen Ueberzug abſcheidet, auch nie
austrocknen können; daher kommt es: daß der Mauerfraß immer zu-
erſt in den unteren Mauertheilen entſteht und dann unaufhaltſam
fortſchreitet.
Will man ihn daher gründlich verhindern, ſo ſcheide
man, bei vorheriger Beobachtung aller angeführten Vorſichtsmaßregeln,
die Plynthen durch einen beliebigen Ueberzug von den oberen Mauern.
Es wird die Austrocknung der letzteren dann immer in ganz kurzer
Zeit erfolgen.
Bei Fachwerksgebäuden iſt der etwa in den Fundamenten und Plyn-
then entſtandene Mauerfraß ohne nachtheiligen Einfluß auf die Fach-
wände ſelbſt. Der Mauerfraß pflanzt ſich durch das Holz nicht fort,
und die gewöhnlich eichnen Schwellen ſcheiden die Fachwände hinlänglich
ab. Auch iſt die geringe Stärke der Fache, und folglich ihre viel ſchnel-
ler und immer neu erfolgende Austrocknung ſchuld, daß man den Mauer-
fraß in Fachwerkswänden faſt nie antrifft.
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/366>, abgerufen am 28.07.2024.
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