Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.§. 73. Anstriche der Mauerflächen und des Holzwerkes. a) Kalkweiße und Kalkfarben. Wenn der Abputz einer Die Kalkweiße hat einzig und allein das Gute, daß sie in Woh- Aus dieser letzten Ursache ist z. B. im Preußischen das bloße Kommen am Aeußern der Gebäude farbige Anstriche vor, so Jn diesem Falle ist es besser die Mauern zwar zu schlemmen, Will man aber die Wände mit Leimfarbe malen, so thut man Will man überhaupt eine Wand färben, und der Abputz daran §. 73. Anſtriche der Mauerflächen und des Holzwerkes. a) Kalkweiße und Kalkfarben. Wenn der Abputz einer Die Kalkweiße hat einzig und allein das Gute, daß ſie in Woh- Aus dieſer letzten Urſache iſt z. B. im Preußiſchen das bloße Kommen am Aeußern der Gebäude farbige Anſtriche vor, ſo Jn dieſem Falle iſt es beſſer die Mauern zwar zu ſchlemmen, Will man aber die Wände mit Leimfarbe malen, ſo thut man Will man überhaupt eine Wand färben, und der Abputz daran <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0321" n="311"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">§. 73. Anſtriche der Mauerflächen und des Holzwerkes.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#aq">a)</hi><hi rendition="#g">Kalkweiße und Kalkfarben.</hi> Wenn der Abputz einer<lb/> Mauer trocken geworden iſt, wird er mit einem dünnen Kalkwaſſer<lb/> vermittelſt des Maurerpinſels angeſtrichen, man nennt dies das<lb/> Schlemmen der Mauer. Da aber hiervon der Farbenton noch nicht<lb/> gleichmäßig genug wird, ſo überſtreicht man die geſchlemmte Wand<lb/> nochmals mit Kalkwaſſer, wozu man aber möglichſt <hi rendition="#g">weißen</hi> Kalk<lb/> verwendet, um ein beſſeres Anſehen zu erreichen. Die meiſte Kalk-<lb/> weiße wird mit der Zeit gelb, deshalb miſcht man etwas Lackmuß<lb/> darunter, um ihr einen bläulichen Ton zu geben, welcher ſie auch län-<lb/> ger weißſcheinend erhält. Alte ſchmutzige Wände muß man wohl<lb/> 3mal, auch wohl noch öfter weißen.</p><lb/> <p>Die Kalkweiße hat einzig und allein das Gute, daß ſie in Woh-<lb/> nungen von Zeit zu Zeit angewendet, alles Ungeziefer tödtet, welches<lb/> ſich in und an den Wänden aufhält; ſonſt hat ſie den Nachtheil, daß<lb/> ſie alle Verzierungen nach und nach dick verſchmiert und ihre Formen<lb/> unkenntlich macht. Nebenbei hat ſie eine ſchreiende für das Auge wi-<lb/> derlich blendende Farbe.</p><lb/> <p>Aus dieſer letzten Urſache iſt z. B. im Preußiſchen das bloße<lb/> Abweißen| der Häuſer <hi rendition="#g">nach der Straße zu</hi> aus Geſundheitsrück-<lb/> ſichten verboten.</p><lb/> <p>Kommen am Aeußern der Gebäude farbige Anſtriche vor, ſo<lb/> werden die Farbenſtoffe in die Kalkweiße gethan, ſo lange umgerührt<lb/> bis die Farben gleichmäßig aufgelöſet ſind, und dann vollzieht man<lb/> den Anſtrich.</p><lb/> <p>Jn dieſem Falle iſt es beſſer die Mauern zwar zu ſchlemmen,<lb/> aber <hi rendition="#g">nicht</hi> zu weißen. Die Kalkweiße bildet eine ganz dünne Kruſte,<lb/> welche leicht abfällt, und durch jede geringe Veranlaſſung abgeſtoßen<lb/> werden kann, wobei die darauf ſitzende Färbung mit herunterfallen<lb/> und weiße Flecken entſtehen würden.</p><lb/> <p>Will man aber die Wände mit Leimfarbe malen, ſo thut man<lb/> am beſten, weder zu ſchlemmen noch zu weißen, ſondern den Abputz<lb/> entweder mit Milch oder mit einer Auflöſung von ſchwarzer Seife,<lb/> oder mit einem Alaunwaſſer zu überziehen.</p><lb/> <p>Will man überhaupt eine Wand färben, und der Abputz daran<lb/> müßte erſt ausgebeſſert werden, ſo thut man beſſer dieſe Ausbeſſerung<lb/><hi rendition="#g">nicht</hi> mit Kalkmörtel, ſondern mit Lehm vorzunehmen, da der Kalk,<lb/> wenn er nicht ganz trocken iſt, wozu man ihm in der Regel keine<lb/> Zeit läßt, die bunten Farben ausbleicht, wodurch häßliche Flecken im<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [311/0321]
§. 73. Anſtriche der Mauerflächen und des Holzwerkes.
a) Kalkweiße und Kalkfarben. Wenn der Abputz einer
Mauer trocken geworden iſt, wird er mit einem dünnen Kalkwaſſer
vermittelſt des Maurerpinſels angeſtrichen, man nennt dies das
Schlemmen der Mauer. Da aber hiervon der Farbenton noch nicht
gleichmäßig genug wird, ſo überſtreicht man die geſchlemmte Wand
nochmals mit Kalkwaſſer, wozu man aber möglichſt weißen Kalk
verwendet, um ein beſſeres Anſehen zu erreichen. Die meiſte Kalk-
weiße wird mit der Zeit gelb, deshalb miſcht man etwas Lackmuß
darunter, um ihr einen bläulichen Ton zu geben, welcher ſie auch län-
ger weißſcheinend erhält. Alte ſchmutzige Wände muß man wohl
3mal, auch wohl noch öfter weißen.
Die Kalkweiße hat einzig und allein das Gute, daß ſie in Woh-
nungen von Zeit zu Zeit angewendet, alles Ungeziefer tödtet, welches
ſich in und an den Wänden aufhält; ſonſt hat ſie den Nachtheil, daß
ſie alle Verzierungen nach und nach dick verſchmiert und ihre Formen
unkenntlich macht. Nebenbei hat ſie eine ſchreiende für das Auge wi-
derlich blendende Farbe.
Aus dieſer letzten Urſache iſt z. B. im Preußiſchen das bloße
Abweißen| der Häuſer nach der Straße zu aus Geſundheitsrück-
ſichten verboten.
Kommen am Aeußern der Gebäude farbige Anſtriche vor, ſo
werden die Farbenſtoffe in die Kalkweiße gethan, ſo lange umgerührt
bis die Farben gleichmäßig aufgelöſet ſind, und dann vollzieht man
den Anſtrich.
Jn dieſem Falle iſt es beſſer die Mauern zwar zu ſchlemmen,
aber nicht zu weißen. Die Kalkweiße bildet eine ganz dünne Kruſte,
welche leicht abfällt, und durch jede geringe Veranlaſſung abgeſtoßen
werden kann, wobei die darauf ſitzende Färbung mit herunterfallen
und weiße Flecken entſtehen würden.
Will man aber die Wände mit Leimfarbe malen, ſo thut man
am beſten, weder zu ſchlemmen noch zu weißen, ſondern den Abputz
entweder mit Milch oder mit einer Auflöſung von ſchwarzer Seife,
oder mit einem Alaunwaſſer zu überziehen.
Will man überhaupt eine Wand färben, und der Abputz daran
müßte erſt ausgebeſſert werden, ſo thut man beſſer dieſe Ausbeſſerung
nicht mit Kalkmörtel, ſondern mit Lehm vorzunehmen, da der Kalk,
wenn er nicht ganz trocken iſt, wozu man ihm in der Regel keine
Zeit läßt, die bunten Farben ausbleicht, wodurch häßliche Flecken im
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