abgehobelt, und alsdann mit heißem Leinöl dreimal getränkt. Damit das Oel besser einziehe, werden flache eiserne Blechkasten mit glühen- den Kohlen gefüllt und in geringer Entfernung über den Fußboden gehalten. Jst die Tränkung mit Oel geschehen, so werden die Estriche mit Blutstein polirt. Dergleichen Fußboden werden sehr fest, und man kann sie in verschiedenen Farben, ganz mosaikartig, ausführen.
Jn bewohnten Räumen sind sie jedoch für unser Klima zu kalt, und können nur zu solchen Zimmern verwendet werden, welche man ausnahmsweise braucht, dagegen eignen sie sich sehr zu Hausfluren etc.
2) Lehmestriche. Sie kommen nur in ganz untergeordneten Wohngebäuden (Kathen, Büdnerwohnungen) und bei Dreschtennen vor; sie sind wärmer als Gypsfußboden, aber nicht so warm als ge- dielte. Repariren lassen sie sich nicht, man muß sie dann abnehmen und neu legen.
Fetter Lehm wird, so wie er gegraben wird, mit der natürli- chen Erdfeuchtigkeit angefahren, und durch Schlägel, wie bei den Gyps- estrichen, festgeschlagen. Eine solche Tenne wird etwa 1 Fuß stark. Ein Estrich in einer Stube etc. etwa 6 Zoll stark. Ein Estrich auf einem Dachboden 3 Zoll stark.
Der Lehm wird in Lagen von 3 Zoll stark aufgetragen und festgeschlagen. Jn Schweden erlangen die Tennen dadurch eine beson- dere Härte, daß man auf jede Lage frischgebrannten Gyps aufsiebt und dann die Lage festschlägt. Man vermengt den Lehm auch mit Ochsenblut und Theergalle, wenn er mager ist. Fetter Lehm, wie man ihn in den Ostseeprovinzen hat, bedarf gar keines Bindemittels wei- ter. Ein Mehreres hierüber sehe man in Gillys Landbaukunst.
3) Mörtelestriche. Wolfram in seiner Bau-, Form- und Verbindungslehre giebt Seite 439 folgenden, im südlichen Rußland üblichen Mörtelestrich.
Auf den geebneten Grund werden Steine geschüttet und voll- kommen festgestampft. Dann läßt man Kalk, gleich nach dem Lö- schen, durch ein feines Sieb laufen, mischt 2 Theile Kies mit 1 Theil Kalkpulver, und befeuchtet das Ganze mit so viel Rindsblut, als zum Festhalten des feinen Pulvers nöthig ist, je weniger je besser. Diese Mischung wird auf dem Boden ausgebreitet und sogleich gestampft, wobei sie immer angefeuchtet wird. Während dessen wird vom trock- nen Gemisch (aus Sand und Kalkpulver) zugestreut, und so lange fortgestampft, bis der Estrich steinhart ist.
Soll die Fläche sehr fein werden, so nimmt man zur nächsten Lage feingesiebten Kalk, Roggenmehl, etwas Rindsblut, stampft
abgehobelt, und alsdann mit heißem Leinöl dreimal getränkt. Damit das Oel beſſer einziehe, werden flache eiſerne Blechkaſten mit glühen- den Kohlen gefüllt und in geringer Entfernung über den Fußboden gehalten. Jſt die Tränkung mit Oel geſchehen, ſo werden die Eſtriche mit Blutſtein polirt. Dergleichen Fußboden werden ſehr feſt, und man kann ſie in verſchiedenen Farben, ganz moſaikartig, ausführen.
Jn bewohnten Räumen ſind ſie jedoch für unſer Klima zu kalt, und können nur zu ſolchen Zimmern verwendet werden, welche man ausnahmsweiſe braucht, dagegen eignen ſie ſich ſehr zu Hausfluren ꝛc.
2) Lehmeſtriche. Sie kommen nur in ganz untergeordneten Wohngebäuden (Kathen, Büdnerwohnungen) und bei Dreſchtennen vor; ſie ſind wärmer als Gypsfußboden, aber nicht ſo warm als ge- dielte. Repariren laſſen ſie ſich nicht, man muß ſie dann abnehmen und neu legen.
Fetter Lehm wird, ſo wie er gegraben wird, mit der natürli- chen Erdfeuchtigkeit angefahren, und durch Schlägel, wie bei den Gyps- eſtrichen, feſtgeſchlagen. Eine ſolche Tenne wird etwa 1 Fuß ſtark. Ein Eſtrich in einer Stube ꝛc. etwa 6 Zoll ſtark. Ein Eſtrich auf einem Dachboden 3 Zoll ſtark.
Der Lehm wird in Lagen von 3 Zoll ſtark aufgetragen und feſtgeſchlagen. Jn Schweden erlangen die Tennen dadurch eine beſon- dere Härte, daß man auf jede Lage friſchgebrannten Gyps aufſiebt und dann die Lage feſtſchlägt. Man vermengt den Lehm auch mit Ochſenblut und Theergalle, wenn er mager iſt. Fetter Lehm, wie man ihn in den Oſtſeeprovinzen hat, bedarf gar keines Bindemittels wei- ter. Ein Mehreres hierüber ſehe man in Gillys Landbaukunſt.
3) Mörteleſtriche. Wolfram in ſeiner Bau-, Form- und Verbindungslehre giebt Seite 439 folgenden, im ſüdlichen Rußland üblichen Mörteleſtrich.
Auf den geebneten Grund werden Steine geſchüttet und voll- kommen feſtgeſtampft. Dann läßt man Kalk, gleich nach dem Lö- ſchen, durch ein feines Sieb laufen, miſcht 2 Theile Kies mit 1 Theil Kalkpulver, und befeuchtet das Ganze mit ſo viel Rindsblut, als zum Feſthalten des feinen Pulvers nöthig iſt, je weniger je beſſer. Dieſe Miſchung wird auf dem Boden ausgebreitet und ſogleich geſtampft, wobei ſie immer angefeuchtet wird. Während deſſen wird vom trock- nen Gemiſch (aus Sand und Kalkpulver) zugeſtreut, und ſo lange fortgeſtampft, bis der Eſtrich ſteinhart iſt.
Soll die Fläche ſehr fein werden, ſo nimmt man zur nächſten Lage feingeſiebten Kalk, ⅒ Roggenmehl, etwas Rindsblut, ſtampft
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abgehobelt, und alsdann mit heißem Leinöl dreimal getränkt. Damit
das Oel beſſer einziehe, werden flache eiſerne Blechkaſten mit glühen-
den Kohlen gefüllt und in geringer Entfernung über den Fußboden
gehalten. Jſt die Tränkung mit Oel geſchehen, ſo werden die Eſtriche
mit Blutſtein polirt. Dergleichen Fußboden werden ſehr feſt, und
man kann ſie in verſchiedenen Farben, ganz moſaikartig, ausführen.
Jn bewohnten Räumen ſind ſie jedoch für unſer Klima zu kalt,
und können nur zu ſolchen Zimmern verwendet werden, welche man
ausnahmsweiſe braucht, dagegen eignen ſie ſich ſehr zu Hausfluren ꝛc.
2) Lehmeſtriche. Sie kommen nur in ganz untergeordneten
Wohngebäuden (Kathen, Büdnerwohnungen) und bei Dreſchtennen
vor; ſie ſind wärmer als Gypsfußboden, aber nicht ſo warm als ge-
dielte. Repariren laſſen ſie ſich nicht, man muß ſie dann abnehmen
und neu legen.
Fetter Lehm wird, ſo wie er gegraben wird, mit der natürli-
chen Erdfeuchtigkeit angefahren, und durch Schlägel, wie bei den Gyps-
eſtrichen, feſtgeſchlagen. Eine ſolche Tenne wird etwa 1 Fuß ſtark.
Ein Eſtrich in einer Stube ꝛc. etwa 6 Zoll ſtark. Ein Eſtrich auf
einem Dachboden 3 Zoll ſtark.
Der Lehm wird in Lagen von 3 Zoll ſtark aufgetragen und
feſtgeſchlagen. Jn Schweden erlangen die Tennen dadurch eine beſon-
dere Härte, daß man auf jede Lage friſchgebrannten Gyps aufſiebt
und dann die Lage feſtſchlägt. Man vermengt den Lehm auch mit
Ochſenblut und Theergalle, wenn er mager iſt. Fetter Lehm, wie man
ihn in den Oſtſeeprovinzen hat, bedarf gar keines Bindemittels wei-
ter. Ein Mehreres hierüber ſehe man in Gillys Landbaukunſt.
3) Mörteleſtriche. Wolfram in ſeiner Bau-, Form- und
Verbindungslehre giebt Seite 439 folgenden, im ſüdlichen Rußland
üblichen Mörteleſtrich.
Auf den geebneten Grund werden Steine geſchüttet und voll-
kommen feſtgeſtampft. Dann läßt man Kalk, gleich nach dem Lö-
ſchen, durch ein feines Sieb laufen, miſcht 2 Theile Kies mit 1 Theil
Kalkpulver, und befeuchtet das Ganze mit ſo viel Rindsblut, als zum
Feſthalten des feinen Pulvers nöthig iſt, je weniger je beſſer. Dieſe
Miſchung wird auf dem Boden ausgebreitet und ſogleich geſtampft,
wobei ſie immer angefeuchtet wird. Während deſſen wird vom trock-
nen Gemiſch (aus Sand und Kalkpulver) zugeſtreut, und ſo lange
fortgeſtampft, bis der Eſtrich ſteinhart iſt.
Soll die Fläche ſehr fein werden, ſo nimmt man zur nächſten
Lage feingeſiebten Kalk, ⅒ Roggenmehl, etwas Rindsblut, ſtampft
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/300>, abgerufen am 28.07.2024.
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