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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.

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bindet so fest, daß einzelne Stücke beim Anschlagen einen hellen Klang
geben. An andern Orten werden diese Ziegelrücken wieder mit an-
dern sie deckenden Hohlziegeln belegt" (Fig. 303 B.). Es entsteht
dann die vorherbeschriebene Eindeckung mit Hohlsteinen.

Da wo die Aufschieblinge (Aufstreicher) der Dachsparren an-
laufen, und ein Bruch oder Winkel im Dache entsteht (ein sogenann-
ter Wassersack, Leistenbruch, Kropf), muß man nicht allein die besten
Ziegeln nehmen, mit den geradesten und breitesten Latten und zwar
etwas enger latten, als die übrige Dachfläche; man muß auch dort
auf das Verstreichen die größte Sorgfalt wenden, weil dieses die
Stelle ist, wo am leichtesten Wasser eindringt.

Um diese Wassersäcke so unschädlich als möglich zu machen,
müssen die Aufschieblinge (wenn sie stattfinden) nicht zu kurz ge-
macht werden.

Es ergeben sich auch noch andere Regeln für die gute Ausfüh-
rung der Dächer mit gebrannten Steinen.

a) Man wähle zur Eindeckung eine Jahreszeit und solche Tage,
wo der Mörtel nicht zu schnell trocknet.
b) Man decke nicht zu spät im Herbst ein, wenn schon starke Nacht-
fröste kommen, aber auch nicht im heißen Sommer, weil der
Streichkalk dann gewöhnlich wieder abfällt.
c) Man nässe die Steine beim Eindecken stark an.
d) Man gebe dem Mörtel nicht zu viel Wasser und mache ihn
nicht zu fett, weil er sonst aufreißt.
e) Das beste Mittel ist dem Kalk Kälberhaare zuzusetzen.
§. 64. Die italienische Dachdeckung.

Es ist auffallend, daß man in einem milden Klima wie das ita-
lienische, wo namentlich Schnee und Eis die Dächer weniger verder-
ben als in Deutschland, die Eindeckung weit sorgsamer einrichtet als
im letztgenannten Lande. Taf. XII. Fig. 317--319. zeigt dieselbe.

Fig. 317. zeigt die verschiedenen Lagen des Grundrisses, Fig.
318. die vordere Ansicht einer Schicht, Fig. 319. die Seitenansicht
einer Schicht.

aa. sind dünne Platten von Ziegelsteinen, circa 6 Zoll breit
16 Zoll lang und so schwach wie möglich, 1 bis 11/4 Zoll stark.
Diese liegen auf 4 Zoll breiten und 3 bis 4 Zoll starken Latten,
ddd., die ebenfalls 16 Zoll von Unterkante zu Unterkante ent-
fernt liegen.

Auf den Steinplatten aa. liegen Flachziegeln bbb. mit erhöhten

bindet ſo feſt, daß einzelne Stücke beim Anſchlagen einen hellen Klang
geben. An andern Orten werden dieſe Ziegelrücken wieder mit an-
dern ſie deckenden Hohlziegeln belegt‟ (Fig. 303 B.). Es entſteht
dann die vorherbeſchriebene Eindeckung mit Hohlſteinen.

Da wo die Aufſchieblinge (Aufſtreicher) der Dachſparren an-
laufen, und ein Bruch oder Winkel im Dache entſteht (ein ſogenann-
ter Waſſerſack, Leiſtenbruch, Kropf), muß man nicht allein die beſten
Ziegeln nehmen, mit den geradeſten und breiteſten Latten und zwar
etwas enger latten, als die übrige Dachfläche; man muß auch dort
auf das Verſtreichen die größte Sorgfalt wenden, weil dieſes die
Stelle iſt, wo am leichteſten Waſſer eindringt.

Um dieſe Waſſerſäcke ſo unſchädlich als möglich zu machen,
müſſen die Aufſchieblinge (wenn ſie ſtattfinden) nicht zu kurz ge-
macht werden.

Es ergeben ſich auch noch andere Regeln für die gute Ausfüh-
rung der Dächer mit gebrannten Steinen.

a) Man wähle zur Eindeckung eine Jahreszeit und ſolche Tage,
wo der Mörtel nicht zu ſchnell trocknet.
b) Man decke nicht zu ſpät im Herbſt ein, wenn ſchon ſtarke Nacht-
fröſte kommen, aber auch nicht im heißen Sommer, weil der
Streichkalk dann gewöhnlich wieder abfällt.
c) Man näſſe die Steine beim Eindecken ſtark an.
d) Man gebe dem Mörtel nicht zu viel Waſſer und mache ihn
nicht zu fett, weil er ſonſt aufreißt.
e) Das beſte Mittel iſt dem Kalk Kälberhaare zuzuſetzen.
§. 64. Die italieniſche Dachdeckung.

Es iſt auffallend, daß man in einem milden Klima wie das ita-
lieniſche, wo namentlich Schnee und Eis die Dächer weniger verder-
ben als in Deutſchland, die Eindeckung weit ſorgſamer einrichtet als
im letztgenannten Lande. Taf. XII. Fig. 317—319. zeigt dieſelbe.

Fig. 317. zeigt die verſchiedenen Lagen des Grundriſſes, Fig.
318. die vordere Anſicht einer Schicht, Fig. 319. die Seitenanſicht
einer Schicht.

aa. ſind dünne Platten von Ziegelſteinen, circa 6 Zoll breit
16 Zoll lang und ſo ſchwach wie möglich, 1 bis 1¼ Zoll ſtark.
Dieſe liegen auf 4 Zoll breiten und 3 bis 4 Zoll ſtarken Latten,
ddd., die ebenfalls 16 Zoll von Unterkante zu Unterkante ent-
fernt liegen.

Auf den Steinplatten aa. liegen Flachziegeln bbb. mit erhöhten

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[277/0287] bindet ſo feſt, daß einzelne Stücke beim Anſchlagen einen hellen Klang geben. An andern Orten werden dieſe Ziegelrücken wieder mit an- dern ſie deckenden Hohlziegeln belegt‟ (Fig. 303 B.). Es entſteht dann die vorherbeſchriebene Eindeckung mit Hohlſteinen. Da wo die Aufſchieblinge (Aufſtreicher) der Dachſparren an- laufen, und ein Bruch oder Winkel im Dache entſteht (ein ſogenann- ter Waſſerſack, Leiſtenbruch, Kropf), muß man nicht allein die beſten Ziegeln nehmen, mit den geradeſten und breiteſten Latten und zwar etwas enger latten, als die übrige Dachfläche; man muß auch dort auf das Verſtreichen die größte Sorgfalt wenden, weil dieſes die Stelle iſt, wo am leichteſten Waſſer eindringt. Um dieſe Waſſerſäcke ſo unſchädlich als möglich zu machen, müſſen die Aufſchieblinge (wenn ſie ſtattfinden) nicht zu kurz ge- macht werden. Es ergeben ſich auch noch andere Regeln für die gute Ausfüh- rung der Dächer mit gebrannten Steinen. a) Man wähle zur Eindeckung eine Jahreszeit und ſolche Tage, wo der Mörtel nicht zu ſchnell trocknet. b) Man decke nicht zu ſpät im Herbſt ein, wenn ſchon ſtarke Nacht- fröſte kommen, aber auch nicht im heißen Sommer, weil der Streichkalk dann gewöhnlich wieder abfällt. c) Man näſſe die Steine beim Eindecken ſtark an. d) Man gebe dem Mörtel nicht zu viel Waſſer und mache ihn nicht zu fett, weil er ſonſt aufreißt. e) Das beſte Mittel iſt dem Kalk Kälberhaare zuzuſetzen. §. 64. Die italieniſche Dachdeckung. Es iſt auffallend, daß man in einem milden Klima wie das ita- lieniſche, wo namentlich Schnee und Eis die Dächer weniger verder- ben als in Deutſchland, die Eindeckung weit ſorgſamer einrichtet als im letztgenannten Lande. Taf. XII. Fig. 317—319. zeigt dieſelbe. Fig. 317. zeigt die verſchiedenen Lagen des Grundriſſes, Fig. 318. die vordere Anſicht einer Schicht, Fig. 319. die Seitenanſicht einer Schicht. aa. ſind dünne Platten von Ziegelſteinen, circa 6 Zoll breit 16 Zoll lang und ſo ſchwach wie möglich, 1 bis 1¼ Zoll ſtark. Dieſe liegen auf 4 Zoll breiten und 3 bis 4 Zoll ſtarken Latten, ddd., die ebenfalls 16 Zoll von Unterkante zu Unterkante ent- fernt liegen. Auf den Steinplatten aa. liegen Flachziegeln bbb. mit erhöhten

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Zitationshilfe: Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/287>, abgerufen am 22.11.2024.