Die Lehmerde, welche man zur Anfertigung der Lehmsteine an- wendet, braucht weder sehr sorgfältig ausgewählt, noch sorgfältig zu- gerichtet zu werden. Es ist hinlänglich, wenn sie nicht zu fett und mager und rein von kleinen Steinen und Wurzeln verbraucht wird.
Wenn der frisch gegrabene Lehm in der Hand zusammengeballt an einander klebt, so ist es ein hinlängliches Zeichen für die Fettig- keit der Lehmerde zu Lehmsteinen. Der Lehm kann Mergel und Kalk- stückchen enthalten, diese sind den Lehmsteinen nicht nachtheilig (wohl aber den gebrannten Mauersteinen, wie wir weiter unten sehen wer- den). Bei der gewöhnlichsten Bereitung der Lehmsteine wird der Lehm auf freier Erde ausgebreitet, mit Wasser begossen und mit Kalk- stößern möglichst gleichmäßig zu einem dünnen Brei gerührt, wobei alles Wurzelwerk und Steine bis zur Größe eines halben Zolles Durchmesser sorgfältig entfernt werden muß. Bei sehr großer Lehm- menge wird derselbe auch, nachdem er vorher mit Wasser begossen ist, durch Pferde oder Ochsen gleichmäßig durchgetreten und dann die fremdartigen Theile entfernt. Die beste Jahreszeit um Luftziegeln im Freien zu bereiten ist im Frühjahr und Sommer, wo man auf be- ständige trockne Witterung hoffen kann. Bei eintretendem Regenwetter werden die bereits in Haufen gestellten entweder nur mit Stroh oder Brettern bedeckt, welche man mit Steinen beschwert, oder man baut ganz leichte Bedachungen und schließt deren senkrechte Wetterseite mit Brettern. Die 3 andern senkrechten Seiten läßt man, des Luft- zuges wegen, offen.
Bei sorgfältigerer Behandlung wird der Lehm, nachdem er gegra- ben, eingesumpft, das heißt es werden nach Maaßgabe der Größe des vorzunehmenden Geschäftes größere oder kleinere Gruben in die Erde gegraben, etwa 8' lang 6' breit 6' tief. Jn diese Gruben werden Ka- sten mit Fußböden von Eichenholz oben offen eingesetzt, welche 4 Eck- stiele erhalten, in welche 2zöllige Eichenbohlen in Falze eingeschoben werden. Der Fußboden wird eben so gediehlt. Diese Kasten nennt man die Sümpfe. Sie können auch von gebrannten festen Mauer- steinen aufgemauert und der Fußboden gepflastert sein.
Jn diesen Sümpfen wird der Lehm zwei oder mehrere Tage lang eingeweicht, und je länger man ihn in denselben lassen kann, desto gleichmäßiger wird die Masse. Jst der Lehm an sich rein, so kann man ihn gleich nachdem er gegraben in die Sümpfe thun, mit
Die Lehmerde, welche man zur Anfertigung der Lehmſteine an- wendet, braucht weder ſehr ſorgfältig ausgewählt, noch ſorgfältig zu- gerichtet zu werden. Es iſt hinlänglich, wenn ſie nicht zu fett und mager und rein von kleinen Steinen und Wurzeln verbraucht wird.
Wenn der friſch gegrabene Lehm in der Hand zuſammengeballt an einander klebt, ſo iſt es ein hinlängliches Zeichen für die Fettig- keit der Lehmerde zu Lehmſteinen. Der Lehm kann Mergel und Kalk- ſtückchen enthalten, dieſe ſind den Lehmſteinen nicht nachtheilig (wohl aber den gebrannten Mauerſteinen, wie wir weiter unten ſehen wer- den). Bei der gewöhnlichſten Bereitung der Lehmſteine wird der Lehm auf freier Erde ausgebreitet, mit Waſſer begoſſen und mit Kalk- ſtößern möglichſt gleichmäßig zu einem dünnen Brei gerührt, wobei alles Wurzelwerk und Steine bis zur Größe eines halben Zolles Durchmeſſer ſorgfältig entfernt werden muß. Bei ſehr großer Lehm- menge wird derſelbe auch, nachdem er vorher mit Waſſer begoſſen iſt, durch Pferde oder Ochſen gleichmäßig durchgetreten und dann die fremdartigen Theile entfernt. Die beſte Jahreszeit um Luftziegeln im Freien zu bereiten iſt im Frühjahr und Sommer, wo man auf be- ſtändige trockne Witterung hoffen kann. Bei eintretendem Regenwetter werden die bereits in Haufen geſtellten entweder nur mit Stroh oder Brettern bedeckt, welche man mit Steinen beſchwert, oder man baut ganz leichte Bedachungen und ſchließt deren ſenkrechte Wetterſeite mit Brettern. Die 3 andern ſenkrechten Seiten läßt man, des Luft- zuges wegen, offen.
Bei ſorgfältigerer Behandlung wird der Lehm, nachdem er gegra- ben, eingeſumpft, das heißt es werden nach Maaßgabe der Größe des vorzunehmenden Geſchäftes größere oder kleinere Gruben in die Erde gegraben, etwa 8′ lang 6′ breit 6′ tief. Jn dieſe Gruben werden Ka- ſten mit Fußböden von Eichenholz oben offen eingeſetzt, welche 4 Eck- ſtiele erhalten, in welche 2zöllige Eichenbohlen in Falze eingeſchoben werden. Der Fußboden wird eben ſo gediehlt. Dieſe Kaſten nennt man die Sümpfe. Sie können auch von gebrannten feſten Mauer- ſteinen aufgemauert und der Fußboden gepflaſtert ſein.
Jn dieſen Sümpfen wird der Lehm zwei oder mehrere Tage lang eingeweicht, und je länger man ihn in denſelben laſſen kann, deſto gleichmäßiger wird die Maſſe. Jſt der Lehm an ſich rein, ſo kann man ihn gleich nachdem er gegraben in die Sümpfe thun, mit
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[18/0028]
B. Künſtliche Materialien des Maurers.
§. 10. Lehmſteine (Luftſteine, Kluthen, Luftziegeln).
Die Lehmerde, welche man zur Anfertigung der Lehmſteine an-
wendet, braucht weder ſehr ſorgfältig ausgewählt, noch ſorgfältig zu-
gerichtet zu werden. Es iſt hinlänglich, wenn ſie nicht zu fett und
mager und rein von kleinen Steinen und Wurzeln verbraucht wird.
Wenn der friſch gegrabene Lehm in der Hand zuſammengeballt
an einander klebt, ſo iſt es ein hinlängliches Zeichen für die Fettig-
keit der Lehmerde zu Lehmſteinen. Der Lehm kann Mergel und Kalk-
ſtückchen enthalten, dieſe ſind den Lehmſteinen nicht nachtheilig (wohl
aber den gebrannten Mauerſteinen, wie wir weiter unten ſehen wer-
den). Bei der gewöhnlichſten Bereitung der Lehmſteine wird der
Lehm auf freier Erde ausgebreitet, mit Waſſer begoſſen und mit Kalk-
ſtößern möglichſt gleichmäßig zu einem dünnen Brei gerührt, wobei
alles Wurzelwerk und Steine bis zur Größe eines halben Zolles
Durchmeſſer ſorgfältig entfernt werden muß. Bei ſehr großer Lehm-
menge wird derſelbe auch, nachdem er vorher mit Waſſer begoſſen iſt,
durch Pferde oder Ochſen gleichmäßig durchgetreten und dann die
fremdartigen Theile entfernt. Die beſte Jahreszeit um Luftziegeln im
Freien zu bereiten iſt im Frühjahr und Sommer, wo man auf be-
ſtändige trockne Witterung hoffen kann. Bei eintretendem Regenwetter
werden die bereits in Haufen geſtellten entweder nur mit Stroh oder
Brettern bedeckt, welche man mit Steinen beſchwert, oder man baut
ganz leichte Bedachungen und ſchließt deren ſenkrechte Wetterſeite
mit Brettern. Die 3 andern ſenkrechten Seiten läßt man, des Luft-
zuges wegen, offen.
Bei ſorgfältigerer Behandlung wird der Lehm, nachdem er gegra-
ben, eingeſumpft, das heißt es werden nach Maaßgabe der Größe des
vorzunehmenden Geſchäftes größere oder kleinere Gruben in die Erde
gegraben, etwa 8′ lang 6′ breit 6′ tief. Jn dieſe Gruben werden Ka-
ſten mit Fußböden von Eichenholz oben offen eingeſetzt, welche 4 Eck-
ſtiele erhalten, in welche 2zöllige Eichenbohlen in Falze eingeſchoben
werden. Der Fußboden wird eben ſo gediehlt. Dieſe Kaſten nennt
man die Sümpfe. Sie können auch von gebrannten feſten Mauer-
ſteinen aufgemauert und der Fußboden gepflaſtert ſein.
Jn dieſen Sümpfen wird der Lehm zwei oder mehrere Tage
lang eingeweicht, und je länger man ihn in denſelben laſſen kann,
deſto gleichmäßiger wird die Maſſe. Jſt der Lehm an ſich rein, ſo
kann man ihn gleich nachdem er gegraben in die Sümpfe thun, mit
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/28>, abgerufen am 16.02.2025.
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