dem Bau befindlichen Maurer auch theilnehmen, so bleibt die Mau- rerarbeit selbst immer so lange liegen, wie das Geschäft des Zurei- chens dauert.
Bei kleinen Bauten ist dieser Zeitverlust nicht eben erheblich in Bezug auf das Ganze, er wird aber um so fühlbarer, je größer der Bau ist. Deshalb hat man zu allen Zeiten darauf gesonnen Maschi- nen zu erfinden, welche das Geschäft vereinfachen und erleichtern, und wobei namentlich Menschenkräfte (als die bekanntlich theuersten) er- spart werden.
Das Zureichen der Mauersteine hat man auch für die kleineren Bauten auf folgende Art vereinfacht: Zu ebner Erde steht ein Mau- rer mit einer hölzernen Schaufel (Schippe), die etwas größer als ein Mauerstein ist, einen kurzen Stiel, etwa 3' lang hat, vorn gerade weggeschnitten und platt ist, auf diese legt ein neben dem Maurer ste- hender Handlanger einen Stein, und der Maurer wirft diesen, ein ganzes Stockwerk hoch, den oben befindlichen Mannschaften zu, wo- durch mindestens 3--4 Mann gespart werden.
Bei größeren Bauten bedient man sich der Flaschenzüge, des Tummelbaumes und der Krahne, um Lasten in die Höhe zu schaffen, und bei sehr großen Arbeiten auch der Dampfmaschinen.
Eine zweckmäßige Vorrichtung, Ziegeln in die Höhe zu schaffen, ist in Taf. IX. Fig. 214--218. angegeben (sie ist aus der Wiener Bauzeitung Jahrgang 1836. No. 20. entlehnt), als Mittheilung des bürgerlichen Stadtbaumeisters Korompay in Wien. Er sagt:
"Das dringende Bedürfniß, bei der hier üblichen schnellen Bau- weise die Ziegel in stets hinreichender Menge auf den Gerüsten der verschiedenen Stockwerke zur Verarbeitung bereit zu haben, veranlaßte mich, über Verbesserung der bereits schon öfter im Gebrauch gekom- menen Paternosterwerke reiflich nachzudenken. Die Aufführung des Mauerwerks bei einem sehr bedeutenden und mehreren kleinen Bauten, mit der ich zu gleicher Zeit beschäftigt war, bestimmten mich, mehr- fache Versuche anzustellen, bei denen mich der k. k. Hofmechaniker Anton Burg und dessen Sohn sehr thätig unterstützten, und die mehr oder minder brauchbare Resultate gaben, bis ich endlich, aus überzeugenden Gründen, die ganze Vorrichtung so in Anwendung brachte, wie sie die Zeichnung darstellt (Fig. 216.). Die Trommel (a), worüber eine Kette läuft, unterwarf ich vielen Veränderungen, und es bewährte sich die viereckige Form als die dazu geeignetste, ob- wohl ich selbst früher der irrigen Meinung war, daß fünf- und mehreckige Formen der stumpfen Winkel wegen den leichten Gang der
dem Bau befindlichen Maurer auch theilnehmen, ſo bleibt die Mau- rerarbeit ſelbſt immer ſo lange liegen, wie das Geſchäft des Zurei- chens dauert.
Bei kleinen Bauten iſt dieſer Zeitverluſt nicht eben erheblich in Bezug auf das Ganze, er wird aber um ſo fühlbarer, je größer der Bau iſt. Deshalb hat man zu allen Zeiten darauf geſonnen Maſchi- nen zu erfinden, welche das Geſchäft vereinfachen und erleichtern, und wobei namentlich Menſchenkräfte (als die bekanntlich theuerſten) er- ſpart werden.
Das Zureichen der Mauerſteine hat man auch für die kleineren Bauten auf folgende Art vereinfacht: Zu ebner Erde ſteht ein Mau- rer mit einer hölzernen Schaufel (Schippe), die etwas größer als ein Mauerſtein iſt, einen kurzen Stiel, etwa 3′ lang hat, vorn gerade weggeſchnitten und platt iſt, auf dieſe legt ein neben dem Maurer ſte- hender Handlanger einen Stein, und der Maurer wirft dieſen, ein ganzes Stockwerk hoch, den oben befindlichen Mannſchaften zu, wo- durch mindeſtens 3—4 Mann geſpart werden.
Bei größeren Bauten bedient man ſich der Flaſchenzüge, des Tummelbaumes und der Krahne, um Laſten in die Höhe zu ſchaffen, und bei ſehr großen Arbeiten auch der Dampfmaſchinen.
Eine zweckmäßige Vorrichtung, Ziegeln in die Höhe zu ſchaffen, iſt in Taf. IX. Fig. 214—218. angegeben (ſie iſt aus der Wiener Bauzeitung Jahrgang 1836. No. 20. entlehnt), als Mittheilung des bürgerlichen Stadtbaumeiſters Korompay in Wien. Er ſagt:
„Das dringende Bedürfniß, bei der hier üblichen ſchnellen Bau- weiſe die Ziegel in ſtets hinreichender Menge auf den Gerüſten der verſchiedenen Stockwerke zur Verarbeitung bereit zu haben, veranlaßte mich, über Verbeſſerung der bereits ſchon öfter im Gebrauch gekom- menen Paternoſterwerke reiflich nachzudenken. Die Aufführung des Mauerwerks bei einem ſehr bedeutenden und mehreren kleinen Bauten, mit der ich zu gleicher Zeit beſchäftigt war, beſtimmten mich, mehr- fache Verſuche anzuſtellen, bei denen mich der k. k. Hofmechaniker Anton Burg und deſſen Sohn ſehr thätig unterſtützten, und die mehr oder minder brauchbare Reſultate gaben, bis ich endlich, aus überzeugenden Gründen, die ganze Vorrichtung ſo in Anwendung brachte, wie ſie die Zeichnung darſtellt (Fig. 216.). Die Trommel (a), worüber eine Kette läuft, unterwarf ich vielen Veränderungen, und es bewährte ſich die viereckige Form als die dazu geeignetſte, ob- wohl ich ſelbſt früher der irrigen Meinung war, daß fünf- und mehreckige Formen der ſtumpfen Winkel wegen den leichten Gang der
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dem Bau befindlichen Maurer auch theilnehmen, ſo bleibt die Mau-
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chens dauert.
Bei kleinen Bauten iſt dieſer Zeitverluſt nicht eben erheblich in
Bezug auf das Ganze, er wird aber um ſo fühlbarer, je größer der
Bau iſt. Deshalb hat man zu allen Zeiten darauf geſonnen Maſchi-
nen zu erfinden, welche das Geſchäft vereinfachen und erleichtern, und
wobei namentlich Menſchenkräfte (als die bekanntlich theuerſten) er-
ſpart werden.
Das Zureichen der Mauerſteine hat man auch für die kleineren
Bauten auf folgende Art vereinfacht: Zu ebner Erde ſteht ein Mau-
rer mit einer hölzernen Schaufel (Schippe), die etwas größer als ein
Mauerſtein iſt, einen kurzen Stiel, etwa 3′ lang hat, vorn gerade
weggeſchnitten und platt iſt, auf dieſe legt ein neben dem Maurer ſte-
hender Handlanger einen Stein, und der Maurer wirft dieſen, ein
ganzes Stockwerk hoch, den oben befindlichen Mannſchaften zu, wo-
durch mindeſtens 3—4 Mann geſpart werden.
Bei größeren Bauten bedient man ſich der Flaſchenzüge, des
Tummelbaumes und der Krahne, um Laſten in die Höhe zu ſchaffen,
und bei ſehr großen Arbeiten auch der Dampfmaſchinen.
Eine zweckmäßige Vorrichtung, Ziegeln in die Höhe zu ſchaffen,
iſt in Taf. IX. Fig. 214—218. angegeben (ſie iſt aus der Wiener
Bauzeitung Jahrgang 1836. No. 20. entlehnt), als Mittheilung des
bürgerlichen Stadtbaumeiſters Korompay in Wien. Er ſagt:
„Das dringende Bedürfniß, bei der hier üblichen ſchnellen Bau-
weiſe die Ziegel in ſtets hinreichender Menge auf den Gerüſten der
verſchiedenen Stockwerke zur Verarbeitung bereit zu haben, veranlaßte
mich, über Verbeſſerung der bereits ſchon öfter im Gebrauch gekom-
menen Paternoſterwerke reiflich nachzudenken. Die Aufführung des
Mauerwerks bei einem ſehr bedeutenden und mehreren kleinen Bauten,
mit der ich zu gleicher Zeit beſchäftigt war, beſtimmten mich, mehr-
fache Verſuche anzuſtellen, bei denen mich der k. k. Hofmechaniker
Anton Burg und deſſen Sohn ſehr thätig unterſtützten, und die
mehr oder minder brauchbare Reſultate gaben, bis ich endlich, aus
überzeugenden Gründen, die ganze Vorrichtung ſo in Anwendung
brachte, wie ſie die Zeichnung darſtellt (Fig. 216.). Die Trommel
(a), worüber eine Kette läuft, unterwarf ich vielen Veränderungen,
und es bewährte ſich die viereckige Form als die dazu geeignetſte, ob-
wohl ich ſelbſt früher der irrigen Meinung war, daß fünf- und
mehreckige Formen der ſtumpfen Winkel wegen den leichten Gang der
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/257>, abgerufen am 28.07.2024.
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