dingung, so wie daß die Schalungsfläche genau die Form des Gewöl- bes darstelle.
Bei Brücken dürfen die Lehrgerüste nicht vom Hochwasser oder Eisgange beschädigt werden können.
(Beschreibungen und Abbildungen von Lehrgerüsten findet man Stieglitz Encyklopädie der Baukunst, in Leupolds Schauplatz der Brücken, in Roudelets Kunst zu bauen, und vielfach in der Wie- ner Bauzeitung und Rombergs Zeitschrift für Baukunst.)
Nach Peronets und Wibekings Versuchen gleitet ein har- ter Stein über einen andern auf einer Fläche unter 44 bis 45° gegen den Wasserpaß geneigt, herunter; mit einer erhärteten Mörtelfuge nach Wiebeking erst unter 70 bis 80°, wobei aber die Stärke des Stei- nes und sein Gewicht nicht bemerkt sind, und nach Andern bei fri- schem Mörtel schon unter 36 bis 34°.
Es werden also die unteren Gewölbesteine, so lange ihr Fugen- schnitt unter den angegebenen Umständen keinen größeren Winkel ma- chen, auf die untergestellten Gerüste keinen Druck ausüben. Nur der obere Theil des Gewölbes drückt mit irgend einem Theile seines Ge- wichtes auf dasselbe. Deshalb braucht man jenen unteren Theil auch gar nicht zu unterrüsten. Durch Ueberhöhung der Bogen (Erhöhung des Mittelpunktes für die Fugenschnitte) wird der Druck auf die Ge- rüste am meisten vermindert, wie wir bereits gesehen haben, daß je steiler eine Gewölbelinie war, um so weniger Seitenschub übte sie, und um so eher konnte das Gewölbe ohne Schalung mit bloßen Lehrbogen gemauert werden.
Da sich die Gewölbe nach der Ausrüstung senken (in der Mitte niedriger werden), so muß man den Lehrgerüsten so viel Höhe mehr geben, daß nach der Senkung die beabsichtigte Wölbelinie entstehe. Man kann durchschnittlich der Bogenweite zur Ueberhöhung (Sprengung) annehmen.
Es wird sich aber jedes Gewölbe um so weniger senken, je ge- nauer der Fugenschnitt beobachtet ist, je dünner und gleichmäßiger die Fugen sind, und je schneller der Mörtel gebunden hat. Läßt man die Lehrgerüste bis zur vollständigen Erhärtung des Mörtels stehen, so wird doch eine Senkung stattfinden. Findet nun aber ein Setzen bei erhärtetem Mörtel statt, so muß der Zusammenhang aufhören, ist aber der Mörtel bei Wegnahme der Rüstung noch weich, so drückt er sich desto fester zusammen, und verbindet das Gewölbe durch die spätere gänzliche Erhärtung zu einem festen Ganzen.
Um die Rüstung |nach dem Schlusse des Gewölbes leicht lösen
dingung, ſo wie daß die Schalungsfläche genau die Form des Gewöl- bes darſtelle.
Bei Brücken dürfen die Lehrgerüſte nicht vom Hochwaſſer oder Eisgange beſchädigt werden können.
(Beſchreibungen und Abbildungen von Lehrgerüſten findet man Stieglitz Encyklopädie der Baukunſt, in Leupolds Schauplatz der Brücken, in Roudelets Kunſt zu bauen, und vielfach in der Wie- ner Bauzeitung und Rombergs Zeitſchrift für Baukunſt.)
Nach Peronets und Wibekings Verſuchen gleitet ein har- ter Stein über einen andern auf einer Fläche unter 44 bis 45° gegen den Waſſerpaß geneigt, herunter; mit einer erhärteten Mörtelfuge nach Wiebeking erſt unter 70 bis 80°, wobei aber die Stärke des Stei- nes und ſein Gewicht nicht bemerkt ſind, und nach Andern bei fri- ſchem Mörtel ſchon unter 36 bis 34°.
Es werden alſo die unteren Gewölbeſteine, ſo lange ihr Fugen- ſchnitt unter den angegebenen Umſtänden keinen größeren Winkel ma- chen, auf die untergeſtellten Gerüſte keinen Druck ausüben. Nur der obere Theil des Gewölbes drückt mit irgend einem Theile ſeines Ge- wichtes auf daſſelbe. Deshalb braucht man jenen unteren Theil auch gar nicht zu unterrüſten. Durch Ueberhöhung der Bogen (Erhöhung des Mittelpunktes für die Fugenſchnitte) wird der Druck auf die Ge- rüſte am meiſten vermindert, wie wir bereits geſehen haben, daß je ſteiler eine Gewölbelinie war, um ſo weniger Seitenſchub übte ſie, und um ſo eher konnte das Gewölbe ohne Schalung mit bloßen Lehrbogen gemauert werden.
Da ſich die Gewölbe nach der Ausrüſtung ſenken (in der Mitte niedriger werden), ſo muß man den Lehrgerüſten ſo viel Höhe mehr geben, daß nach der Senkung die beabſichtigte Wölbelinie entſtehe. Man kann durchſchnittlich der Bogenweite zur Ueberhöhung (Sprengung) annehmen.
Es wird ſich aber jedes Gewölbe um ſo weniger ſenken, je ge- nauer der Fugenſchnitt beobachtet iſt, je dünner und gleichmäßiger die Fugen ſind, und je ſchneller der Mörtel gebunden hat. Läßt man die Lehrgerüſte bis zur vollſtändigen Erhärtung des Mörtels ſtehen, ſo wird doch eine Senkung ſtattfinden. Findet nun aber ein Setzen bei erhärtetem Mörtel ſtatt, ſo muß der Zuſammenhang aufhören, iſt aber der Mörtel bei Wegnahme der Rüſtung noch weich, ſo drückt er ſich deſto feſter zuſammen, und verbindet das Gewölbe durch die ſpätere gänzliche Erhärtung zu einem feſten Ganzen.
Um die Rüſtung |nach dem Schluſſe des Gewölbes leicht löſen
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dingung, ſo wie daß die Schalungsfläche genau die Form des Gewöl-
bes darſtelle.
Bei Brücken dürfen die Lehrgerüſte nicht vom Hochwaſſer oder
Eisgange beſchädigt werden können.
(Beſchreibungen und Abbildungen von Lehrgerüſten findet man
Stieglitz Encyklopädie der Baukunſt, in Leupolds Schauplatz der
Brücken, in Roudelets Kunſt zu bauen, und vielfach in der Wie-
ner Bauzeitung und Rombergs Zeitſchrift für Baukunſt.)
Nach Peronets und Wibekings Verſuchen gleitet ein har-
ter Stein über einen andern auf einer Fläche unter 44 bis 45° gegen
den Waſſerpaß geneigt, herunter; mit einer erhärteten Mörtelfuge nach
Wiebeking erſt unter 70 bis 80°, wobei aber die Stärke des Stei-
nes und ſein Gewicht nicht bemerkt ſind, und nach Andern bei fri-
ſchem Mörtel ſchon unter 36 bis 34°.
Es werden alſo die unteren Gewölbeſteine, ſo lange ihr Fugen-
ſchnitt unter den angegebenen Umſtänden keinen größeren Winkel ma-
chen, auf die untergeſtellten Gerüſte keinen Druck ausüben. Nur der
obere Theil des Gewölbes drückt mit irgend einem Theile ſeines Ge-
wichtes auf daſſelbe. Deshalb braucht man jenen unteren Theil auch
gar nicht zu unterrüſten. Durch Ueberhöhung der Bogen (Erhöhung
des Mittelpunktes für die Fugenſchnitte) wird der Druck auf die Ge-
rüſte am meiſten vermindert, wie wir bereits geſehen haben, daß je
ſteiler eine Gewölbelinie war, um ſo weniger Seitenſchub übte ſie,
und um ſo eher konnte das Gewölbe ohne Schalung mit bloßen
Lehrbogen gemauert werden.
Da ſich die Gewölbe nach der Ausrüſtung ſenken (in der Mitte
niedriger werden), ſo muß man den Lehrgerüſten ſo viel Höhe mehr
geben, daß nach der Senkung die beabſichtigte Wölbelinie entſtehe.
Man kann durchſchnittlich [FORMEL] der Bogenweite zur Ueberhöhung
(Sprengung) annehmen.
Es wird ſich aber jedes Gewölbe um ſo weniger ſenken, je ge-
nauer der Fugenſchnitt beobachtet iſt, je dünner und gleichmäßiger die
Fugen ſind, und je ſchneller der Mörtel gebunden hat. Läßt man
die Lehrgerüſte bis zur vollſtändigen Erhärtung des Mörtels ſtehen,
ſo wird doch eine Senkung ſtattfinden. Findet nun aber ein Setzen
bei erhärtetem Mörtel ſtatt, ſo muß der Zuſammenhang aufhören, iſt
aber der Mörtel bei Wegnahme der Rüſtung noch weich, ſo drückt
er ſich deſto feſter zuſammen, und verbindet das Gewölbe durch die
ſpätere gänzliche Erhärtung zu einem feſten Ganzen.
Um die Rüſtung |nach dem Schluſſe des Gewölbes leicht löſen
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/255>, abgerufen am 16.02.2025.
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